Systemkamera

Leica M im Test: M wie Maestro

31.1.2014 von Karl Stechl

Die Leica M geht für Leica-Messucherkameras neue Wege unter anderem mit neuem Prozessor, Live-View und Video-Funktion. Wir haben die Kamera im Testlabor unter die Lupe genommen.

ca. 6:15 Min
Leica M
67,4%
Testbericht
VG Wort Pixel
  1. Leica M im Test: M wie Maestro
  2. Datenblatt
Leica M Test
Leica M Test
© Leica

Pro

  • hervorragende Bildqualität
  • Gehäuse vollstänidg aus Magnesium
  • bedienfreundliches Set-Menü

Contra

  • automatischer Weißabgleich nicht zuverlässig

Pro

  • hervorragende Bildqualität
  • Gehäuse vollstänidg aus Magnesium
  • bedienfreundliches Set-Menü

Contra

  • automatischer Weißabgleich nicht zuverlässig

"Maestro" nennt Leica ganz ohne falsche Bescheidenheit den neuen Bildprozessor, der bei der Leica M die Daten des ebenfalls neuen 24-Megapixel-CMOS verarbeitet. Erstmals werden bei einer Leica-Messsucherkamera damit Live-View und Videofunktion möglich. Rechtfertigt dies den stolzen Preis von rund 6.800 Euro für das Gehäuse?

Dass man es mit etwas Besonderem zu tun hat, zeigt die Leica M bereits beim Auspacken: Der silberne Umkarton entblättert sich nach dem Herausziehen der Schließlasche elegant nach vier Seiten. Und was darunter zum Vorschein kommt, wäre mit "Karton" unzureichend beschrieben - ein schmuckes Kästchen aus mattschwarzer Pappe mit Magnetverschluss. Im Obergeschoß ortet man die Schachtel aus schwerer Pappe mit dem Kameragehäuse; zwei herausziehbare Schubladen darunter beherbergen Handbuch und mitgeliefertes Zubehör. So schön kann Auspacken sein. Wichtiger ist freilich, ob die Leica M mit neuem Maestro-Bildprozessor und 24-Megapixel-CMOS im Format 36 x 24 mm auch technisch zur Höchstform aufläuft.

Gehäuse und Zubehör

Das geschlossene Ganzmetallgehäuse der Leica M ist aus einer Magnesiumlegierung, wahlweise schwarz lackiert oder silbern verchromt erhältlich und gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Formal entspricht das M-Flaggschiff weitgehend den Schwestermodellen M9, M-E oder Monochrom. Mit einer kleinen Variante allerdings: Erstmals gibt es an der Rückseite eine Daumenstütze aus Metall mit integriertem Einstellrad.

Leica M - linke Seite
In der Seitenansicht kann man im oberen Teil des Gehäuses gut die kleine Erhebung der Daumenstütze mit integriertem Einstellrad erkennen.
© Leica

Noch mehr Halt verspricht der optional erhältliche Multifunktionshandgriff-M (ca. 750 Euro) mit integriertem GPS-Modul und X-Synchronbuchse für Studioblitzgeräte. Ein USB-Anschluss am Handgriff ermöglicht die Computeranbindung inklusive Fernsteuerung in Kombination mit der Software Leica Image Shuffle. Ebenfalls als Zubehör erhältlich ist der elektronische Sucher EVF-2 (ca. 400 Euro). Besitzer von Leica-R-Objektiven können diese mittels R-Adapter an der M verwenden und die Kamera nach Zukauf eines EVF-2 praktisch wie ein SRL-Modell einsetzen.

SD-Karten-Schacht und Akku (1.800 mAh) verstecken sich unter der abnehmbaren, aus Messing gefrästen Bodenplatte. Im Unterschied zu M9, M-E oder Monochrom ist das Stativgewinde leider nicht in die Bodenplatte integriert, sondern im Gehäuse versenkt angebracht. Das soll für noch höhere Stabilität sorgen, erklärt der Leica-Techniker (vor allem, wenn schwere R-Objektive an die Kamera adaptiert werden), hat aber den Nachteil, dass man beim Stativbetrieb nicht an die SD-Karte unter der Bodenplatte herankommt, ohne die Kamera vom Stativkopf zu schrauben.

Leica M - oben
Zentrales Bedienelement an der Oberseite ist das Verschlusszeitenrad; bei Einstellung A (rot) ist die Kamera auf Zeitautomatik eingestellt. Neu ist die Movie-Taste rechts neben dem Auslöser, da die M als erste Leica mit Videofunktion und Live-View ausgestattet ist.
© Leica

Aufgeräumte Oberseite

Typisches Leica-Design bestimmt die aufgeräumte Oberseite der Leica M. Stilprägendes Bedienelement ist das in halben EV-Stufen rastende Verschlusszeitenrad. Der Schlitzverschluss ermöglicht Belichtungszeiten von 1/4.000 s bis 8 s (im Bulbmodus bis 60 s). Rot hervorgehoben sind die Einstellposition für die Blitzsynchronzeit (1/180 s) und der Buchstabe "A" für Zeitautomatik mit Blendenvorwahl. Die Arbeitsblende wird am Blendenring des Objektivs eingestellt, in vollen oder halben EV-Stufen.

Der Auslöseknopf der Leica M ist von einem in vier Stufen rastenden Drehschalter umgeben, der die Wahl zwischen S (Einzelbilder), C (Serienbilder, max. 3,5 B/s), Selbstauslöser (2 oder 12 s) und "Off" (Ausschalten) erlaubt. Die Einschaltverzögerung der Leica M ist mit 2,5 s relativ lang. Rechts neben dem Auslöser befindet sich die Starttaste (M) für Videosequenzen in Full HD (1080p) mit maximal 25 Vollbildern pro Sekunde.

Für die Belichtungsmessung stellt die Leica M zwei prinzipiell verschiedene Methoden zur Wahl. Zum einen die konventionelle mittenbetonte Messung der M-Serie, bei der das von den Verschlusslamellen reflektierte Licht gemessen wird. Dafür wählt man im Kameramenü unter "Lichtmessung" den Eintrag "klassisch". Wechselt man dagegen auf "Erweitert", so wird die Belichtung direkt am Sensor gemessen; in diesem Fall stehen Mehrfeld- und Selektivmessung neben mittenbetonter Messung bereit. Für die Selektivmessung gibt es einen zentralen Messpunkt, der im Live-Bild angezeigt wird; welcher prozentuale Anteil des Bildfelds von der Selektivmessung erfasst wird, ließ sich nicht in Erfahrung bringen.

Leica M - Display
Das Gehäuse der Leica M ist aus einer Magnesiumlegierung.
© Leica

Fokussierhilfen im Live-View

Als klassische Messsucherkamera verfügt die Leica M über einen Leuchtrahmensucher mit Mischbild-Entfernungsmesser, erkennbar durch ein helles rechteckiges Feld im Sucherzentrum. In diesem Feld bringt man durch Drehen am Fokussierring zwei identische Bildausschnitte zur Deckung. Alternativ hat man bei der M die Möglichkeit, direkt im Live-Bild (wird mittels LV-Taste aktiviert) manuell scharfzustellen. Dabei hilft zum einen der "Live-View-Zoom", eine bis zu 10-fach vergrößernde Monitorlupe, die sich bei entsprechender Voreinstellung auch durch Drehen am Fokussierring des Objektivs aktivieren lässt. Dazu kommt das praktische "Live-View-Fokus-Peaking": Korrekt fokussierte Motivkanten färben sich rot.

Was die Qualität des Monitors anbelangt, hat die Leica M im Vergleich zu den Schwestermodellen klar hinzugewonnen: drei Zoll Diagonale und eine Auflösung von rund 307000 RGB-Bildpunkten. Das Deckglas besteht aus kratzfestem Corning-Gorilla-Glas.

Bei Standardeinstellung im Live-View informiert der Monitor in einem schmalen grauen Balken am oberen Bildrand über Aufnahmebetriebsart, Belichtungszeit, Messmethode und ISO-Zahl. Ein Druck auf die Info-Taste bringt weitere Anzeigen wie Akku- und Speicherkartenkapazität, verwendetes Objektiv, WB-Einstellung und vorgewählte Bildqualität auf den Schirm; "halbes" Durchdrücken des Auslösers aktiviert ein Live-Histogramm. Außerhalb der Live-Betriebsart ruft man über die Info-Taste ein Fenster auf, in dem - neben weiteren Statusanzeigen - Akku- und Speicherkartenkapazität in Prozentzahlen und als Balkendiagramme anschaulich illustriert werden.

Bedientasten und Menüs

Das Hauptmenü der Leica M gliedert sich in die Rubriken Kamera, Aufnahme (je 1 Seite mit 6 Einträgen) und Setup (3 Seiten, 22 Einträge). Zur Orientierung dient ein Scroll-Balken mit Seitenabschnittsmarkierungen links am Bildfeld; zum schnellen Scrollen verwendet man am besten das Einstellrad, es geht aber auch mit den Pfeiltasten.

Praktisch ist das Set-Menü, das acht für die Aufnahme besonders wichtige Funktionsbereiche auflistet: ISO, Weißabgleich, Dateiformat, JPEG-Auflösung, Video-Auflösung, Belichtungskorrektur, Belichtungsmessung und Benutzerprofil (vier Speicherplätze). Zum Einstellen von Parametern muss man jeweils das betreffende Untermenü aufrufen. Einen schnelleren Weg gibt es bei der Belichtungskorrektur: Dafür drückt man die silberne Fokus-Taste an der Vorderseite unter dem Leica M, während man am Einstellrad dreht. Mit der Fokus-Taste wird aber auch die Bildschirmlupe aktiviert, was manchmal etwas verwirrend ist.

Leica M - Menü
Der 3-Zoll-Monitor bietet eine Auflösung von 307.000 RGB-Bildpunkten.
© Leica

Eine weitere Direktzugriffstaste existiert für die ISO-Einstellung, ebenfalls in Kombination mit Einstellrad (oder Pfeiltasten oben/unten). Die Nennempfindlichkeit beträgt ISO 200; ISO 100 ist als Pull-Stufe, ISO 6400 als Push-Stufe definiert. Bei ISO-Automatik kann bei der Leica M nicht nur die obere ISO-Grenze, sondern auch eine längste Belichtungszeit definiert werden.

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Keinerlei Einstellmöglichkeiten finden sich dagegen für das Rauschfilter oder die Gradationskurve. Auch ist es nicht möglich, den Weißabgleich, ausgehend von WB-Automatik oder einem Preset, manuell zu korrigieren. Zwar lässt sich die Farbtemperatur in Kelvin einstellen; eine Korrektur auf mehreren Farbachsen aber ist nicht vorgesehen. Etwas ärgerlich, weil die WB-Automatik zum Teil kräftige Farbstiche produziert. Gut funktioniert die WB-Messung mittels Graukarte; sie ist aber nur im Studio wirklich sinnvoll. Tipp: Wechseln Sie gleich in den RAW/DNG-Modus und stellen Sie alles Nötige nachträglich in Photoshop oder Lightroom ein.

Standesgemäße Bildqualität

Von möglichen Farbstichen abgesehen, produziert der 24-Megapixel-CMOS der Leica M, unterstützt vom Maestro-Bildprozessor, auch hervorragende JPEGs. Die mit dem Summilux-M 1,4/35 mm Asph. aufgenommenen Testbilder zeigen eine hohe Grenzauflösung um 1.700 LP/BH, die zwischen ISO 200 und ISO 6.400 nahezu konstant bleibt; der hohe Dead-Leaves-Wert von 1.321 LP/BH beim ISO-Minimum sinkt bis ISO 6.400 nur um rund 300 LP/BH ab.

Die Kurtosis (Texturverlust) ist bei der Leica M mit Werten zwischen 0,4 und 0,6 erfreulich gering. Das Rauschen bleibt zwischen ISO 200 und 1.600 sehr moderat (VN 0,6 bis 1,0), steigt bei ISO 3.200 (VN 1,4) merkbar und bei ISO 6.400 (VN 2,2) deutlich an. Die Dynamik ist zwischen ISO 200 und 800 mit 10 bis 11,7 Blenden sehr hoch. Bei ISO 1.600/ 3.200 beträgt die Dynamik immer noch 8 Blenden und sinkt erst bei ISO 6.400 auf knapp 6 Blenden ab. Unterm Strich darf man der neuen Leica bescheinigen, dass sie jetzt auch bei der Bildqualität in der ersten Reihe ganz vorne mitspielt, ganz besonders bis ISO 800.

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Testfazit

Mit der Leica M ist Leicas Messsucher-Konzept endgültig in der digitalen Neuzeit angekommen - dank Live-View- und Videofunktion, hochauflösendem Monitor und hervorragender Bildqualität. Man muss also nicht erst die Brille des Leica-Enthusiasten aufsetzen, um diese Kamera gut zu finden. Dass man sich mit rein manueller Fokussierung abzufinden hat, ist eben prinzipbedingt.

Ein kleiner Schönheitsfehler ist derzeit noch der automatische Weißabgleich, der es an Zuverlässigkeit mangeln lässt. Doch dies lässt sich ja vielleicht bald durch ein Software-Update beheben und schon heute umgehen, wenn man im DNG-Modus fotografiert. Was sich nicht geändert hat: Wer die Punktzahl der Leica M mit der anderer Modelle vergleicht, sollte den fehlenden Autofokus berücksichtigen, der an dieser Stelle zu einer Null-Punkte-Wertung führt.

Leica M

Leica M
Hersteller Leica
Preis 6800.00 €
Wertung 50.0 Punkte
Testverfahren 1.6

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