Testbericht

Canon EOS 650D im Test

15.8.2012 von Karl Stechl

Mit zwei wesentlichen Neuerungen im Vergleich zur 600D kommt die 650D: Der Monitor ist jetzt auch als Touchscreen verwendbar, und ein duales AF-System am Sensor soll für mehr Tempo im Live-View und beim Filmen sorgen.

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Canon EOS 650D
Canon EOS 650D
© Canon

Die EOS 650D platziert Canon oberhalb der EOS 600D. Die Auflösung des Sensors bleibt bei 18 Megapixeln. Neu: Der 3-Zoll-Monitor, verstellbar gelagert wie bei der 600D, ist jetzt als Touchscreen ausgelegt und erweitert damit das gelungene Bedienkonzept der Kamera. Hinzu kommt ein verbesserter Live-View-Autofokus.

Mit einem Einstiegspreis von ca. 780 Euro wird die Neue etwa 180 Euro über der 600D angesiedelt sein, die vorerst im Canon-System bleibt.

Verstellbarer Touchscreen

Das neue Topmodell der Canon-Klasse mit dreistelliger Typenbezeichnung besitzt ein ordentlich verarbeitetes, griffstabiles Kunststoffgehäuse mit gefälligen Rundungen - typisch Canon. Handgriff und Kontaktfläche des Daumens sind griffig beschichtet, und das Gehäuse ist gerade groß bzw. hoch genug, um gut in der Hand zu liegen.

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Charakteristisches Merkmal ist der verstellbare Monitor mit einer hohen Auflösung von 346.700 RGB-Pixeln. Der Monitor lässt sich nach links aus dem Gehäuse klappen und um 270 Grad drehen. Damit lässt er sich in der Draufsicht ebenso betrachten wie von unten bei Über-Kopf-Aufnahmen; auch Selbstporträts mit Sichtkontrolle sind möglich. Zudem ist der Monitor touchfähig - mehr darüber im Abschnitt zur Bedienung.

Wie gehabt präsentiert sich dagegen der optische Sucher mit 95 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,5fach effektiver Vergrößerung und Dioptrienverstellung (-3,0 bis +1,0 dpr.).


Canon EOS 650D
Rückseite: Oberhalb des 4-Wege-Schalters mit doppelt belegten Tasten findet sich die Quick-Info-Taste zum Aktivieren des Einstellbildschirms. Zum Transportieren der Kamera lässt sich die Rückseite des Monitors nach außen drehen, um dessen Oberfläche vor Kratzern zu schützen.
© Canon

Das duale AF-System

Eine der wesentlichen Verbesserungen im Vergleich zur EOS 600D ist der neu entwickelte APS-C-Hybrid-CMOS mit dualem AF-System.

Das heißt: Ergänzend zu den 18 Millionen Pixeln, die der CMOS zur Bildaufzeichnung mobilisiert, befinden sich im mittleren Bereich des Sensors weitere Pixel (deren Anzahl nicht in Erfahrung zu bringen war), mit denen sich ein Phasen-AF auf dem Sensor realisieren lässt, der mit dem ebenfalls vorhandenen Kontrast-AF kooperiert. Dies soll das Scharfstellen mit kontinuierlichem Autofokus beim Live-View und vor allem auch beim Filmen deutlich beschleunigen.

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Den Geschwindigkeitsvorteil verspricht Canon vor allem in Verbindung mit den neuen STM-Objektiven, einer 40-mm-Festbrennweite und einem 18-135-mm-Zoom.

Bei den STM-Objektiven verwendet der Hersteller zum Fokussieren Schrittmotoren, die sich in ihrer Charakteristik von Ultraschallmotoren deutlich unterscheiden: Schrittmotoren erreichen zwar nicht die gleiche hohe Endgeschwindigkeit von USM-Motoren, starten und bremsen dafür aber deutlich schneller. Und genau das ist gefragt, wenn die Kamera beim Filmen den Autofokus ohne Ruckeln nachziehen soll.

Unterm Strich sollen die STM-Objektive diese Aufgabe schneller und besser erledigen als USM-Objektive, ohne beim Fotografieren mit optischem Sucher und herkömmlichem Phasen-AF - dafür sind wie bisher 9 Messpunkte inklusive eines Kreuzsensors im Kameragehäuse angesiedelt - merkbare Nachteile zu produzieren.

In Verbindung mit dem am AF-Test beteiligten Objektiv, einem EF 2,8/24-70 mm, beträgt die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit 0,31/0,49 s bei 1000/30 Lux; die 600D ist mit 0,29/0,3 s einen Tick schneller. Deutlich verbessert hat sich die 650D beim Fokussieren im Live-View: 1,67 s gegenüber 3,81 s - konkurrenzfähig ist dies aber noch nicht.

Mit dem 2,8/40 mmm STM kommen wir zudem auf ähnlich enttäuschende Werte: 1,11s, 1,44 s, 179 s in den Modi Quick, Single und Multi. Zudem arbeitet das 40 mm STM zwar leiser als ein USM-Objektiv, zieht aber im Video-Modus weiterhin die Schärfe ruckelnd nach.

Canon EOS 650D
In diesem Untermenü ist die kombinierte Einstellung einer Belichtungskorrektur und einer Belichtungsreihe möglich.
© Canon

Neue Belichtungsprogramme

Eine ordentliche Auswahl an Belichtungsprogrammen ist bei SLR-Kameras der Consumerklasse obligatorisch. Neben den Standards wie Vollautomatik, Programm-, Zeit-, und Blendenautomatik sowie manueller Zeit-/Blendensteuerung findet sich eine Auswahl an typischen Motivprogrammen, ergänzt durch einen HDR-Modus mit drei Aufnahmen und "Nachtaufnahmen ohne Stativ". Im zuletzt genannten Modus werden in schneller Reihenfolge vier Aufnahmen mit relativ kurzer Belichtungszeit aufgenommen und zu einem Bild zusammengefügt.

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Zur Belichtungsmessung stellt die EOS 650D nicht wie üblich drei, sondern vier Methoden bereit: Matrix, mittenbetont, selektiv (Suchermitte, ca. 9 Prozent des Gesichtsfelds) und Spot (Suchermitte, ca. 4 Prozent des Gesichtsfelds) - nicht neu, aber noch immer erwähnenswert.

Live-View und Video

Zum Aktivieren der Live-View-Funktion findet sich bei der EOS rechts neben dem Suchereinblick eine kleine Taste. Zur automatischen Fokussierung im Live-View lässt die Canon dem Anwender die Wahl zwischen Phasen-AF mit Dunkelphase (Quick-Modus) - darauf könnte man inzwischen auch verzichten - und dem dualen AF, der sich in drei Modi einstellen lässt.

Videos dreht die EOS 650D in Full-HD-Qualität (1920 x 1080 Pixel) mit maximal 30 Bildern pro Sekunde. Den Filmmodus muss man etwas umständlich mittels Schiebeschalter vorwählen, um dann mit der Rec-Taste (= Live-View-Taste) den Film zu starten. Bei einigen anderen Kameras startet man den Film aus dem Live-View-Modus heraus, was praktischer ist.

Elementare Filmschnittfunktionen und Einzelbildspeicherung aus Filmsequenzen sind an Bord. Um die Tonqualität zu verbessern, erlaubt die 650D den Anschluss eines externen Mikrofons und das manuelle Aussteuern. Der Aufnahmepegel wird fast über die volle Breite des Bildschirms mit 22 Segmenten für den linken und rechten Kanal angezeigt; gelb unterlegte Segmente signalisieren Spitzenpegel (Peaks).

Canon EOS 650D
Oberseite: Über das Moduswahlrad lassen sich neben den Standardprogrammen auch eine Reihe von Motivprogrammen und die "Kreativ-Automatik" (CA), eine modifizierte Vollautomatik, vorwählen. Dass man zum Filmen den Schiebeschalter erst von der On-Position auf das Filmkamera-Symbol schieben muss, ist etwas umständlich.
© Canon

Bedienkonzept

Die EOS-Anzeige besticht durch besondere Klarheit und Übersichtlichkeit. Das gilt zum einen für die Menüstruktur mit 11 horizontal angeordneten Karteireitern und maximal 7 Einträgen pro Seite, die man ohne Scrollen ablesen kann. Über die Funktionsfelder des Quick-Info-Monitors kann man Einstellungen direkt mittels Drehrad verändern oder das betreffende Untermenü aufrufen.

Eine reiche Auswahl an Bedienelementen erlaubt viele Direktzugriffe per Tastendruck - etwa auf ISO-Einstellung, Weißabgleich, Autofokus-Betriebsart, Bildstil und Betriebsart (Einzel- und Serienbild, Selbstauslöser bzw. Fernsteuerung). Auch den Tasten des 4-Wege-Schalters sind dafür im Aufnahmemodus Funktionen zugeordnet.

Neu hinzugekommen ist bei der EOS 650D die Touchfähigkeit des Monitors. Mit dem Finger kann man sowohl in den Menüs als auch am Quick-Info-Monitor tätig werden, was manchen Bedienschritt noch schneller macht. Wer allerdings keine von feuchten Fingern verschmierten Monitore mag, kann alles wie bisher mit Tasten, 4-Weg-Schalter und dem einen vorhandenen Drehrad erledigen.

Ganz ohne Zweifel praktisch ist der Touchscreen aber, wenn es darum geht, einen AF-Punkt am Monitor mit dem Finger zu wählen. Ist gleichzeitig "Touch-Auslöser" im Menü aktiviert, löst die Kamera nach dem Scharfstellen direkt aus.

Bildergalerie

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KAMERA

Canon EOS 650D

Die EOS 650D hat ein kompaktes und leichtes Gehäuse, das nicht zu klein ist und deshalb gut in der Hand liegt. Die Auflagefläche für den Auslösefinger…

Bildqualität

Was die Bildqualität anbelangt, lohnt sich ein Vergleich mit der günstigeren EOS 600D. Gerade bei den meist genutzten niedrigen und mittleren Empfindlichkeiten schneidet die 600D etwas besser ab: Die 650D punktet mit höheren DeadLeaves-Werten verliert jedoch bei der Kurtosis, dem Maß für eine detailschonende Signalverabeitung.

Ein genauer Blick auf die DL-Kurven zeigt zudem, dass Canon bei der 650D den Kontrast deutlich in die Höhe zieht, was den Bildern einen zu kontrastreichen Touch verleiht und ebenfalls auf die Punkte drückt. Praktisch Gleichstand dagegen beim Rauschen mit VN-Werten zwischen 0,6 bis 2,3/2,4 und bei der Dynamik mit 7 bis 9 Blenden im Bereich von ISO 100 bis ISO 6400. Sieger nach Punkten ist die EOS 600D vor allem bei ISO 100/400, die EOS 650D bei ISO 3200/6400.

Testfazit

Bereits die Canon EOS 600D gehörte mit ihrem verstellbaren Monitor, umfassender Funktionalität und schlüssigem Bedienkonzept zum Besten, was man in der Aufsteigerklasse der SLR-Kameras geboten bekommt. Jetzt erhält man bei der Canon EOS 650D für einen Aufpreis von derzeit ca. 180 Euro einen touchfähigen Monitor dazu - und das neue duale AF-System mit Vorteilen bei Live-View und Video.

Bei der Bildqualität hat jedoch die weniger aggressiv abgestimmte 600D die Nase vorn. Wer also eher selten filmt, kann bedenkenlos zum günstigeren Schwestermodell greifen und das gesparte Geld für Objektive zurücklegen.

Hinweis: Eine ausführliche Beurteilung der Bildqualität der DSLR im RAW-Modus finden Sie in unserem RAW-Test der Canon EOS 650.

Canon EOS 650D

Canon EOS 650D
Hersteller Canon
Preis 700.00 €
Wertung 47.5 Punkte
Testverfahren 1.6

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