Nikon D810, Sony A7S, Canon EOS 6D

Sony Alpha 7S im Test

12.9.2014 von Annette Kniffler

ca. 4:45 Min

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Vergleich
VG Wort Pixel
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Obwohl beide zu den gehobenen und brandneuen Vollformatkameras gehören, konkurrieren Sony A7S und Nikon D810 nicht direkt miteinander: Nikon setzt auf klassische SLR-Technik und 36 Megapixel. Sony kombiniert dagegen ein spiegelloses, 475 g leichtes Gehäuse mit einem 12-Megapixel-Vollformatsensor; das Ziel: eine Top-Bildqualität bei hohen Empfindlichkeiten und ein riesiger ISO-Einstellbereich bis ISO 409 600 - optimal für Aufnahmen bei wenig Licht und in Situationen, die eine kurze Belichtungszeit erfordern.

Passend dazu hat Sony für die A7S den Kontrastautofokus dahingehend überarbeitet, dass er besser mit Schwachlicht und bewegten Motiven zurechtkommt. Anders als die D810 folgt die A7S auch Trends wie dem zur integrierten WLAN/NFC-Funktion und zur vierfachen Full-HD-Videoauflösung 4K. Den Preis setzt Sony mit 2400 Euro an.


Sony Alpha 7S
© Archiv

Gehäuse

Das professionelle, 4,8 cm schlanke Magnesiumgehäuse fügt sich dank großzügig ausgeformtem, rau beschichtetem Griff bestens in die rechte Hand ein. Sony dichtet vor allem die Bedienelemente ab, damit Feuchtigkeit und Staub weniger leicht ins Kamerainnere eindringen können; an Akku- und Speicherkartenfach sieht der Spritzwasserschutz der D810 dagegen vielversprechender aus. Zudem ist in der A7S kein Ausklappblitz verbaut, und hinter der seitlichen Klappe findet sich anstelle eines Doppel- ein Einzelsteckplatz für SDCH/XC/MS-Pro-Duo-Karten.

Der rückseitige Monitor lässt sich um 90 Grad nach oben und um etwa 45 Grad nach unten klappen, was Überkopf- und bodennahe Aufnahmen erleichtert. Allerdings ist er etwas kleiner, zudem bei Sonnenlicht und von der Seite betrachtet schlechter abzulesen als der Monitor von Nikons D810. Sobald sich ein Objekt dem rückseitigen Augensensor nähert, schaltet die Sony automatisch auf den guten, relativ großen elektronischen OLED-Sucher mit 100 % Bildfeldabdeckung und effektiv 0,71x Vergrößerung um. Für unseren Geschmack reagiert der Augensensor dabei etwas zu empfindlich, zu oft kam ihm beim Betätigen der benachbarten Bedienelemente einer unserer Finger zu nah, und die Monitoranzeige verschwand.

Sony Alpha 7S
© Archiv

Wer sich daran stört, kann den Augensensor deaktivieren, muss dann aber für den Wechsel zwischen Sucher- und Monitorbetrieb das Systemmenü bemühen. Außerdem reduziert der Einsatz des stromhungrigen OLEDs die Laufzeit des vergleichsweise klein dimensionierten Lihtium-Ionen-Akkus (7,3 Wh, 1020 mAh) von ohnehin mageren 380 (Monitorbetrieb) auf nur noch 320 Aufnahmen gemäß CIPA-Standard. Zum Nachladen legt Sony ein Netzteil bei, mit dem sich der Akku lediglich in der Kamera befüllen lässt und dem die Ladestandsanzeige fehlt.

Einschaltverzögerung

Neben der kurzen Akkulaufzeit stört vor allem die lange Einschaltverzögerung um 2,5 s. Auch das Menü reagiert bisweilen etwas träge. Positiv: Die Bilddateien der A7S nehmen nur relativ wenig Platz ein, beim JPEG-Format "Fein" brachten sie es im Test beispielsweise auf 1,6 bis 3,2 MB (D810: 16,4 bis 17,9 MB), bei RAW auf 12,2 bis 12,5 MB (D810: 32,1 bis 34,5 MB). Im Serienmodus schafft die Alpha 7S ordentliche 4,6 (RAW) bis 5,0 B/s (JPEG) und 53 JPEGbzw. 26 RAW-Bilder pro Serie.

Sony Alpha 7S
© Archiv

Die Auslöseverzögerung inklusive Autofokus betrug im Labor durchschnittlich 0,45 und 0,46 s bei 1000 und 30 Lux - das mag heutzutage keine Meisterleistung sein, doch im Vergleich zu den Schwestermodellen A7 und A7R arbeitet der 25-Punkt-Kontrastautofokus der A7S damit in Schwachlichtsituationen erheblich schneller. Erfreulich auch, dass er sich im Laufe der Tests kaum Fehler erlaubte.

Video

Anders als D810 und EOS 6D zieht die A7S die Schärfe zusammen mit dem Sonnar FE 1,8/55 mm ZA relativ unauffällig, gleichmäßig und meist treffsicher nach, solange sich der Motivabstand einigermaßen langsam verändert. Auch die Belichtung passt sie in der Regel dezent an veränderte Bedingungen an; in der Programmautomatik variiert sie dazu Blende und Belichtungszeit. Die Videoaufnahme lässt sich komfortabel durch Drücken der roten Taste direkt aus einem der Fotomodi heraus starten, wobei gegebenenfalls manuelle Einstellungen wirksam bleiben. Den separaten Videomodus braucht nur, wer den Ton in 32 Stufen auspegeln will. Die A7S nimmt Full-HD-Videos mit 24 bis 60 B/s auf und soll dabei alle Pixel des Sensors auslesen.

Trotzdem kommt die Videoqualität nicht an die der D810 heran. Zwar punktet die Sony mit der besseren Feinzeichnung, doch traten im Test immer wieder störende Farbschlieren und Flimmern auf.

Sony Alpha 7S
© Archiv

Als eine der ersten spiegellosen Systemkameras beherrscht die A7S auch die Aufnahme von hochauflösenden 4K-Videos mit 3840 x 2160 Pixeln. Sie verwendet dabei das aus dem XAVC-Profiformat entkoppelte XAVC-S und ermöglicht die 4:2:2-Farbabtastung. Da sie die 4K-Clips nicht komprimiert auf Speicherkarte, sondern ausschließlich via HDMI und teuren 4K-Recorder auf Festplatte speichert, dürfte die 4K-Option jedoch vorerst nur für Profis von praktischem Nutzen sein.

Bedienkonzept

Sony spart zwar an Direktzugriffstasten, sorgt aber mit vielen Einstellrädern und nützlichen Detaillösungen dennoch für einen ordentlichen Bedienkomfort. Neben dem üblichen Rad zum Einstellen des Aufnahmemodus hat die A7S eines für die Belichtungskorrektur. Allerdings reichen die Optionen hier nur von -3 bis +3 Blenden; wer den gesamten Bereich von -5 bis +5 Blenden benötigt, muss das Rad auf Position "0" stellen und die Belichtungskorrektur entweder im Aufnahme- (Menü-Taste) oder im Schnellmenü (Fn-Taste) vornehmen. Um sich in den Menüs zu bewegen und Eingaben zu tätigen, stehen neben der Richtungswippe zwei für Daumen und Zeigefinger komfortabel erreichbare Universal-Wahlräder zur Verfügung: Das vordere dient zum vertikalen (Ebenenwechsel), das hintere zum horizontalen Scrollen (Register- und Seitenwechsel).

Bildergalerie

Sony Alpha 7S

Galerie

Sony Alpha 7S: Bedienung

Ist "Geräuschlose Auf." im Menü aktiviert, löst die Alpha 7S mit elektronischem Verschluss lautlos aus.

Bildqualität

Von ISO 100 bis 400 stimmt die Sony ihre JPEG-Aufnahmen zwar vergleichsweise hart ab, verliert auch wegen der geringeren Grenzauflösung (maximal 1286 LP/BH) Punkte und landet so in der Gesamtwertung lediglich auf Platz 2. Bei hohen Empfindlichkeiten ab ISO 1600 liefert sie aber die besten Ergebnisse mit vorbildlicher Textur (0,2 bis 0,5 Kurtosis bei ISO 1600 bis 6400), moderatem Rauschen (0,7 bis 0,9 VN bei ISO 1600 bis 6400) und einer hohen Dynamik, die nicht unter 9 Blenden fällt - top. Im Vorteil ist die A7S auch beim Abblenden: Dank der großen Pixel kommt es erst ab f13,8 zu Beugungsverlusten.

Bildergalerie

Sony Alpha 7S Dead Leaves

Bilder

Sony Alpha 7S: Testergebnisse

Die Dead-Leaves-Kurven sprechen vor allem bei ISO 100, 400 und 800 für eine starke Anhebung der Farbkontraste zwischen 400 bis 800 LP/BH. Erst ab ISO…

Fazit

Sony zeigt, dass auch Vollformatkameras leicht und schlank sein können, wenn man den Spiegel weglässt und stattdessen einen guten elektronischen Sucher einbaut. Dank ihrer größeren Pixel schneidet die A7S bei Empfindlichkeiten über ISO 1600 besser als die Nikon D810 ab. Zwischen ISO 100 und 800 muss sie allerdings wegen der schwächeren 12-MP-Auflösung und der vergleichsweise harten Bildabstimmung der D810 den Vortritt lassen. Auch bleiben Kritikpunkte wie die kurze Akkulaufzeit und die lange Einschaltverzögerung. Dafür punktet die A7S mit einem gegenüber der D810 schnelleren Live-View-Kontrastautofokus und WLAN. Kauftipp für hohe ISO-Zahlen!

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