Vollformat gegen APS-C
Nikon D610 und D7100 im Vergleich
Die Nikon D610 verspricht eine Bildqualität auf Profiniveau mit Vollformatsensor bei einem Preis unter 2000 Euro. 800 Euro weniger kostet die Nikon D7100 mit ähnlicher Ausstattung, aber APS-C- statt Vollformatsensor. Für wen lohnt sich der Preis?
Vollformatsensor, 24 Megapixel, knapp 2000 Euro - Nikon löst mit der Nikon D610 nach gut einem Jahr die Nikon D600 ab und betreibt dabei eine sehr moderate Modellpflege: Das Gehäuse bleibt wie gehabt, und auch am Funktionsumfang ändert sich wenig. Lediglich die Serienbildgeschwindigkeit wurde im Standardmodus von 5,3 auf 6,1 B/s und im Silent-Betrieb von 1,0 auf 3,0 B/s angehoben. Zudem hat Nikon den Weißabgleich überarbeitet. Schade, dass Nikon der Neuen keinen GPS-Empfänger wie in der Konkurrentin Canon EOS 6D spendiert hat.
Wahrscheinlich geht es bei der Nikon D610 auch um einen neuen Start im Segment der Consumer-Vollformater. Die D600 bot tolle Bildqualität, top Preisleistungsverhältnis, und doch überschattete ein kurioses Phänomen den erwarteten Erfolg: Bei einigen Geräten sammelte sich schon nach wenigen Aufnahmen Schmutz auf dem Sensor, dem das integrierte Reinigungssystem nicht beikommen konnte. Offensichtlich betraf das Problem nur frühe Muster, wie ein späterer Test zeigte.
Die Nikon D610 zeigte nun keine Probleme, sodass Nikon dieses Kapitel wohl abhaken kann. In diesem Test tritt die Nikon D610 gegen das Premiummodell der APS-C-Klasse an, die D7100 ohne Tiefpassfilter für rund 1.200 Euro. Beide Kontrahentinnen arbeiten mit rund 24 Megapixeln Nennauflösung, stehen sich generell in Konzept, Aussehen und Ausstattung auffallend nah.
Gehäuse
Die Nikon D7100 ist kompakter und knapp 100 g leichter als die Nikon D610, wirkt aber nicht minder solide. Beide Gehäuse bestehen aus Magnesium-und Kunststoffbauteilen, haben eine gute Antirutschbeschichtung am ergonomisch geformten Griff, Spritzwasserschutz, die gleiche Anzahl und Anordnung der Bedienelemente inklusive zweistöckigem Modusrad mit Arretierungsknöpfen, einen Ausklappblitz mit Leitzahl 9 und im eigens dafür vorgesehenen Seitenfach zwei SDHC/SDXC-Steckplätze.
Ebenfalls dabei: eine Sensorreinigung, eine in vier Stufen konfigurierbare HDR-Automatik und das praktische, schon von anderen Nikon-SLRs bekannte RAW-Verarbeitungsmodul. Unterschiede gibt es bei der Vignettierungskorrektur und Zeitrafferfunktion - beides nur in der Nikon D610 zu finden.
Sucher und Monitor
Im Gegensatz zu Canon verbaut Nikon in dieser Kameraklasse konsequent Pentaprismensucher, die 100 % des Bildfelds abdecken - in der Nikon D610 einen größeren mit effektiv 0,7-facher, in der D7100 eine sehr helle Variante mit 0,63-facher Vergrößerung. Beide können dank LCD-Element im Strahlengang Gitterlinien einblenden. Auf der Rückseite kommen große, leider nicht schwenkbare 3,2-Zoll-Monitore zum Einsatz.
Dass das Display der Nikon D610 wie bei der D600 mit 3 x 307 200 RGB-Pixeln, das der D7100 mit 4 x 307 200 RGBW-Matrix, also mit zusätzlichen Weißpixeln für mehr Helligkeit arbeitet, fällt nur bei grellem Licht auf. Schade: Im Live-View-Betrieb stehen anders als bei Canon weder ein Live-Histogramm noch eine Belichtungsvorschau für manuelle Modi zur Verfügung; die funktioniert lediglich für die Videoaufnahme und Belichtungskorrektur.
Belichtungssteuerung
Für die Matrix-Belichtungsmessung (3D-Color-Matrix II) besitzen beide Nikons einen RGB-Sensor mit 2016 Pixeln. Kleinere Abweichungen gibt es bei der Spotmethode, für die das APS-C-Modell rund 2,5, die Vollformatkamera rund 1,5 % des Bildfelds berücksichtigt, und bei der mittenbetonten Messung: Hier lässt sich der Durchmesser des zu 75 % gewichteten Bildkreises wahlweise auf 8, 6, 10 oder 13 mm (D7100) bzw. auf 8, 12, 15 und 20 mm (D610) festlegen.
Außerdem erlaubt die D7100 sehr kurze Verschlusszeiten bis 1/8000 s, die Nikon D610 nur Einstellungen bis 1/4000 s. Der Empfindlichkeitsbereich liegt zwischen ISO 100 und 6400, erweiterbar auf ISO 25 600; die D610 kann die Untergrenze auch in drei Stufen auf ISO 50 senken.
Autofokus und Performance
Der Phasenautofokus ist vor allem an der D7100 mit 51 Feldern und 15 Kreuzsensoren, aber auch an der Nikon D610 mit 39 Feldern und 9 Kreuzsensoren gut bestückt. Mit ihm erreicht die D7100 eine Auslöseverzögerung von durchschnittlich 0,43 s bei guten Lichtverhältnissen (1000 Lux) und 0,59 s in abgedunkelter Umgebung (30 Lux). Etwas schneller geht es bei der D610 mit 0,38 bzw. 0,57 s. Im Live-View wechseln die Nikons zum Kontrastautofokus, mit dem die D610 nach durchschnittlich 1,25 s, die D7100 sogar erst nach 1,35 s auslöst.
Während des Filmens bleibt der Kontrastautofokus auf Wunsch aktiv, doch zieht er die Schärfe auffällig und unzuverlässig nach. Auch die Bildqualität kann trotz Full-HD-Auflösung nicht ganz überzeugen, vor allem stören die schwache Dynamik, diverse Artefakte und Abbildungsfehler an gleichmäßigen Strukturen. In Sachen Serienbildgeschwindigkeit liegt die D610 mit 6,1 B/s und 14 B/Serie knapp vor der D7100 mit 5,5 B/s und 27 B/Serie.
Bedienkonzept
D610 und D7100 halten sich beide an das von anderen Nikon-SLRs bereits bestens bekannte und bewährte Bedienkonzept: Parameter wie Bildqualität, Weißabgleich, ISO-Wert, AF-Konfiguration und Belichtungskorrektur lassen sich ohne Umwege durch Drücken der betreffenden Funktionstaste und Drehen eines der beiden Räder ändern - das LC-Datendisplay oben dient dabei als Infoanzeige.
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Weitere Einstellungen erfolgen entweder über das umfangreiche Hauptmenü, das teils aus längeren Scroll-Listen besteht, oder über das Schnellmenü. Um das Schnellmenü zu öffnen, muss der Anwender bei der Nikon D610 zweimal hintereinander die multifunktionale "info"-Taste drücken, die D7100 hält dagegen genau dafür eine separate Schnellzugriffstaste "i" vor.
Der Vorteil: Das Schnellmenü steht dadurch sowohl im Sucher-, als auch im LV-Betrieb bereit, und die "info"-Taste bleibt stets für Info-Bildschirm (Sucherbetrieb) oder das Einblenden von Aufnahmeinfos, elektronischer Wasserwaage und Gitterlinien frei (Live View). Der Nachteil: Die "i"-Taste verdrängt den Picture-Control-Button, den die D610 zum Einstellen von Kontrast, Schärfe, Farbton, Sättigung und Helligkeit vorsieht.
Bildqualität
Im Vergleich zur Vorgängerin D600 stimmt die D610 ihre Jpeg-Aufnahmen bei hohen Empfindlichkeiten eine Spur anders ab, erhält mehr Details (0,8 bis 0,9 statt 1,0 bis 1,1 Kurtosis), nimmt andererseits ein geringfügig stärkeres Rauschen (0,9 bis 1,4 statt 0,9 bis 1,2 VN) und eine schwächere Dynamik in Kauf (8,7 bis 7,7 statt 9,0 bis 8,0 Blenden). Gegenüber der Canon EOS 6D liefert sie durchgehend das natürlicher abgestimmte Bild und verzichtet auf die starke (Farb-)Kontrastanhebung, was den Bildern sehr zugutekommt.
Wie zu erwarten hat die D7100 mit ihrem kleineren Sensor gegen die D610 das Nachsehen. Nichtsdestotrotz sind ihre Leistungen für eine APS-C-Kamera sehr ordentlich. Ohne Tiefpassfilter holt sie aus den 24 Megapixeln eine herausragende Grenzauflösung bis 1808 LP/BH heraus, gepaart mit guten DL-Werten zwischen ISO 100 und 800 (max. 1279 LP/BH).
Hinweis: Die detaillierten Testergebnisse finden Sie in diesen Datenblättern:
Fazit
Zwar hat die Nikon D610 tatsächlich kaum Neues in petto, doch setzt sie sich auch so mit ihren natürlich abgestimmten, äußerst detailreichen Bildern an die Spitze dieses Testfeld. In dieser Hinsicht kann die Nikon D7100 nicht ganz mithalten, dafür bietet sie das kompaktere Gehäuse und insgesamt betrachtet eine ebenbürtige Ausstattung für deutlich weniger Geld.
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