Spiegellose Systemkameras

Nikon 1 J3 und Nikon 1 S1 im Vergleichstest

24.4.2013 von Karl Stechl

Die Nikon 1 J3 ergänzt die Nikon-1-Familie als Mittelklasse-Modell, die Nikon 1 S1 richtet sich an Einsteiger. Im Vergleichstest treten die beiden spiegellosen Systemkameras gegeneinander an.

ca. 5:45 Min
Vergleich
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Nikon 1 J3 vs. Nikon 1 S1 - Test Vergleich
Nikon 1 J3 vs. Nikon 1 S1 - Test Vergleich
© Nikon / ColorFoto

Kameras im Test:


Nikon baut sein kompaktes Serie-1-System mit zwei spiegellosen Systemkameras aus: Die Nikon 1 J3 toppt ihre Vorgängerin Nikon 1 J2 (10 Megapixel) durch einen höher auflösenden Sensor mit 14 Megapixeln, den man auch von der V2 mit elektronischem Sucher kennt. Bei der J3 belässt es der Hersteller aber beim TFT-Monitor als Motivsucher.

Die zweite Neuheit ist die Nikon 1 S1 mit 10-Megapixel-Sensor. Sie wird im Gegensatz zur J3 nicht im Kit mit dem bildstabilisierten 1-Nikkor 3,5- 5,6/10-30 mm angeboten, sondern in Kombination mit dem 1-Nikkor 3,5-5,6/11-27,5 mm, ohne Bildstabilisator. Der Crop-Faktor des CX-Format-Sensors (13,2 x 8,8 mm) beträgt 2,7, sodass die beiden Standardzooms KB-Objektiven mit 27 bis 81 mm bzw. 29,7 bis 74,25 mm entsprechen.

Die Nikon 1 J3 bringt es Kit derzeit auf einen Preis von 650 Euro, die Nikon 1 S1 kostet Kit um 520 Euro.

Nikon 1 J3
Eindeutiges Unterscheidungsmerkmal an der Kameraoberseite ist bei der J3 das Moduswahlrad für Belichtungsprogramme. Ein-/Ausschalter, Auslöser und Videostarttaste finden sich einträchtig nebeneinander.
© Karl Stechl

Gehäuse und Ausstattung

Auf den ersten Blick sind sich die beiden spiegellosen Systemkameras sehr ähnlich, erst beim genaueren Hinsehen offenbaren sich die Unterschiede: Die Nikon 1 J3 besitzt ein Magnesiumgehäuse und fühlt sich wertiger an, die Nikon 1 S1 kommt im (ebenfalls gut verarbeiteten) Kunststoffkleid. Beide sind in fünf Farben erhältlich. Der Monitor ist bei beiden Kameras zwar gleich groß (3 Zoll/7,5 cm), löst bei der J3 aber höher auf: 307.000 gegenüber 153.300 RGB-Bildpunkten. Die Monitore lassen sich in der Helligkeit manuell regeln, Gitterlinien sind einblendbar. 

Ein Ausklappblitzgerät mit Leitzahl 5 bei ISO 100 (Herstellerangabe) ist bei Nikon 1 J3 und Nikon 1 S1 vorhanden. Eingeschaltet werden sie, wenn man den Entriegelungsknopf am Objektiv drückt und am Zoomring dreht. Schaltet sich die Kamera in einer Fotopause ab, aktiviert man sie erneut durch Drücken der On/Off-Taste oben am Gehäuse.

Nikon 1 J3
Zur Belichtungskorrektur gelangt man durch Drücken der Rechtstaste am 4-Wege-Schalter.
© Karl Stechl

Nicht neu ist das hybride AF-System mit 135 Kontrast-AF-Sensoren. Die mittleren 73 Felder unterstützen den Autofokus mit Phasenerkennung, wobei das System laut Nikon in Abhängigkeit von der Lichtsituation und dem Motiv automatisch zwischen Kontrast- und Phasen-AF umschalten soll. Als AF-Modi stehen automatische Messfeldsteuerung, Einzelfeld-AF und Motivverfolgung bereit. Bei Einzelfeld-AF kann das Messfeld mittels Richtungstasten an nahezu jede Position des Bildfelds navigiert werden.

Nikon 1 J3
Gitterlinien zur exakten Ausrichtung der Kamera lassen sich bei Bedarf in das Live-View-Bild einblenden.
© Karl Stechl

Was die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit anbelangt, gehören die Nikon 1 J3 und die Nikon 1 S1 zu den derzeit schnellsten Kameras am Markt: etwa 0,2 s bei 1.000 Lux und knapp 0,3 s bei 30 s. Dank ihres schnellen Expeed-3A-Prozessors ermöglichen die Kameras außerdem bis zu 15 Aufnahmen mit Autofokus bei voller Auflösung und bis zu 60 Bilder pro Sekunde (davon 20 in Serie) bei fester Fokussierung. Zum manuellen Scharfstellen wählt man im Menü den gewünschten Lupenfaktor vor; 2-, 5- und 10-fach stehen zur Wahl.

Um manuell fokussieren zu können, drückt man im Aufnahmemodus die OK-Taste, was zum einen die Monitorlupe aktiviert und zum anderen eine Balkenanzeige am rechten Bildfeldrand erscheinen lässt. Dort kann man sehen, an welcher Position zwischen nah und fern (Unendlich) man sich beim manuellen Fokussieren in etwa befindet. Eine zusätzliche Entfernungsangabe in Zentimetern bzw. Metern wäre dabei hilfreich.

Nikon 1 S1
Im Best-Moment-Capture-Modus kann man zwischen Live-Zeitlupe und Smart Photo Selector wählen.
© Karl Stechl

Mehr Direktzugriffe bei der J3

Mit ihren wenigen Bedienelementen erinnern die Nikon 1 J3 und die Nikon 1 S1 ein wenig an Sonys NEX-Modelle. Zwar sind den vier Richtungstasten Aufnahmefunktionen wie Belichtungskorrektur, Blitzmodus, Serie/Selbstauslöser und eine Funktionstaste zugewiesen, trotzdem muss man häufig in die Menüs wechseln, um das Gewünschte zu finden und einzustellen. Den Richtungsschalter umgibt ein kleines Rändelrad für diverse Einstellungen inklusive der manuellen Fokussierung.

Bei ansonsten vergleichbarer Bestückung mit Bedienelementen unterscheiden sich die beiden Kameras in einem wesentlichen Punkt: Während man bei der Nikon 1 S1 auch die Aufnahmeprogramme im Menü vorwählt, verfügt die Nikon 1 J3 über ein Programmrad mit folgenden Rastpositionen: Video, Creative, Vollautomatik, Best Moment Capture und Bewegter Schnappschuss. Hat man dann beispielsweise den Creative-Modus voreingestellt, gelangt man über die Pfeil-oben-Taste (F) direkt in das betreffende Auswahlmenü mit Standardprogrammen (P, Av, Tv, Manuell) sowie Motivprogrammen.

Nikon 1 S1
Neben den Standardprogrammen stellen J3 und S1 auch eine Auswahl von Motivprogrammen bereit
© Karl Stechl

Im Filmmodus kommt man mit der Pfeil-rechts-Taste zur Blenden- bzw. Verschlusszeiteneinstellung, und im Best-Moment-Capture-Modus darf man zwischen Live-Zeitlupe und Smart Photo Selector wählen. In der Betriebsart Live-Zeitlupe werden bis zu 20 Serienaufnahmen gepuffert und in Zeitlupe als Schleife auf dem Monitor abgespielt - dies geschieht bei halb durchgedrücktem Auslöser. Die Herausforderung für den Fotografen besteht darin, den Auslöser im richtigen Moment durchzudrücken und so den optimalen Augenblick einzufangen. Geht nicht ohne eine gewisse Übung, ist bei schnell bewegten Szenen aber durchaus ein Zugewinn.

Ebenfalls von anderen Nikon-1-Modellen bekannt sind die Funktionen "Smart Photo Select" oder "Bewegter Schnappschuss". Bei "Smart Photo Select" löst die Kamera beim Anvisieren des Motivs und Antippen des Auslösers mehrmals aus und nach dem Auslösen ebenfalls. Insgesamt werden 20 Aufnahmen geschossen, bis zu fünf der besten aufgezeichnet und die insgesamt beste angezeigt. Ihre Wahl trifft die Kamera auf Grundlage einer komplexen Matrix, die technische wie auch gestalterische Gesichtspunkte berücksichtigt.

Nikon 1 J3 - Rückseite
Die Bedienelemente an der Rückseite sind bei beiden Modellen identisch (im Bild: Nikon 1 J3).
© Nikon

Der "Bewegte Schnappschuss" ist dagegen eine kurze Bildsequenz, die parallel zu einem Standbild gespeichert wird - wohlgemerkt durch Druck auf den Auslöser und nicht durch Starten einer Filmsequenz. Untermalt wird das Ganze durch vier wählbare Minimal-Soundtracks - eine nette Spielerei, aber ohne fotografischen Nährwert - zumal man das Ganze nur am Kameramonitor betrachten kann.

Kaufberatung Systemkameras: So finden Sie die richtige Spiegellose

Videos zeichnen die Kameras in Full-HD (1980 x 1080) mit 60 Vollbildern pro Sekunde als MOV-Dateien mit H.264-Kompression (MPEG-4) auf. Zum Starten einer Filmsequenz sitzt ein eigener Auslöser (mit rotem Punkt) an der Oberseite neben dem Kameraauslöser. Drückt man Letzteren wiederum während einer Filmsequenz, wird ein hochauflösendes Foto aufgezeichnet, allerdings im 16:9-Format.

Die Nikon 1 S1 verfügt über fast alle Funktionen, die auch die Nikon 1 J3 beherrscht. Doch weil das Programmwahlrad fehlt, muss man zum Umschalten zwischen Belichtungsprogrammen grundsätzlich in das Menü wechseln, wo es dafür einen eigenen Eintrag gibt. Dafür fehlt bei der Nikon 1 S1 der Menüpunkt "Historie", den die Nikon 1 J3 bereitstellt; damit gemeint ist eine Protokollierungsfunktion für die jeweils letzten Einstellungen, die beim wiederholten Zugriff auf bestimmte Funktionen nützlich ist.

Bildqualität

Äußerlich nahezu Zwillinge, unterscheiden sich Nikon 1 J3 und Nikon 1 S1, was ihre inneren Werte anbelangt. Mit ihrem 14-Megapixel-Sensor erreicht die J3 bei ISO 100 eine hohe Auflösung von 1436 LP/BH; die S1 (10 MP) muss sich mit gut 100 LP/BH weniger zufriedengeben. Bei beiden Kameras sinkt die Auflösung gleichmäßig über die einzelnen ISO-Stufen auf etwas mehr als 1.000 LP/BH bei ISO 6400 ab.

Die höheren Dead-Leaves-Werte der S1 sind mit etwas überzogenem Farbkontrast erkauft; die Bilder aus der J3 wirken im Vergleich dazu harmonischer. Der Texturverlust beträgt bei beiden Modellen zwischen 1,3/1,4 und 2,4/2,8 bis ISO 6.400. Bei der Dynamik hat die S1 ab ISO 1600 bis zu einer Blende mehr zu bieten, ab ISO 3.200 weniger Texturverluste.

Kaufberatung: Top 5 der Redaktion - die besten Spiegellosen

Testfazit

Die beiden neuen Systemkameras der Nikon-1-Reihe, Nikon 1 J3 und Nikon 1 S1, bringen keine großen Überraschungen gegenüber ihren Vorgängerinnen. Zu den größten Pluspunkten gehört die Auslöse-/AF-Geschwindigkeit, die jetzt auch bei wenig Licht top ist. Unterm Strich trägt die Nikon 1 J3 mit dem natürlicheren Bildeindruck bis ISO 1.600 und einem kleinen Ausstattungsplus den Sieg nach Punkten davon.

Andererseits ist der Einstiegspreis von rund 650 Euro für das Nikon-1-J3-Kit mit dem 1-Nikkor 10-30 mm VR noch recht hoch, zumal Nikon 1 J1 (Test) und Nikon 1 J2 (Test) immer wieder zu Schnäppchenpreisen angeboten werden. Dann vielleicht doch die Nikon 1 S1? Die gibt's immerhin für etwa 140 Euro weniger, allerdings im Kit mit dem 11-27,5-mm-Objektiv ohne Bildstabilisator.

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