Vollformat gegen APS-C

Canon EOS 6D und EOS 70D im Vergleich

6.5.2014 von Annette Kniffler

Die Canon EOS 6D verspricht eine Bildqualität auf Profiniveau mit Vollformatsensor bei Preisen unter 2.000 Euro. 800 Euro weniger kostet die Canon EOS 70D mit ähnlicher Ausstattung, aber APS-C- statt Vollformatsensor. Für wen lohnt sich der Aufpreis?

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VG Wort Pixel
Canon EOS 6D vs Canon EOS 70D
Canon EOS 6D vs Canon EOS 70D
© Canon

Trotz unterschiedlicher Sensorgröße arbeiten Canons günstigste Vollformatkamera EOS 6D für 1900 Euro und das gehobene APS-C-Modell EOS 70D für 1100 Euro mit der gleichen Nennauflösung (20 MP). Dadurch bleibt den einzelnen Pixeln in der EOS 6D mehr Platz, um einfallendes Licht aufzunehmen, was zu einer höheren förderlichen Blende (f10,8 statt f6,7), beim Abblenden zu abgeschwächten Beugungsverlusten und generell zu rauschärmeren Bildern führt.

Canon nutzt dies für einen von maximal ISO 25 600 (70D) auf ISO 102 400 (6D) erweiterten Empfindlichkeitsbereich. Für die EOS 6D spricht auch der eingebaute GPS-Empfänger. Dafür besitzt die 70D im Gegensatz zur 6D einen integrierten Blitz (Leitzahl 9) nebst verstellbar gelagertem Touchscreen, zudem den neueren Sensor Dual Pixel CMOS AF, der ihr zu einem beinahe doppelt so schnellen Live-View-Autofokus verhilft - von immer noch 1,17 Sekunden. Das WLAN-Modul zur kabellosen Kommunikation und Fernsteuerung mit Smartphone, Tablet und PC ist bei beiden Canons mit dabei.

Gehäuse

Canon fertigt die EOS 6D aus Kunststoff und Magnesium, die 70D aus Kunststoff und Aluminium - auf der Waage macht das keinen Unterschied: Beide Gehäuse kommen auf 755 g; dabei ist die 6D ein wenig breiter und höher, die 70D wegen der Vorwölbung für den Ausklappblitz etwa 8 mm tiefer. Auch haptisch geben sich EOS 6D und 70D nicht viel, machen einen guten Eindruck und liegen mit ihrem ausgeformten, rau beschichteten Griff komfortabel in der Hand.


EOS 6D
An der EOS 6D befindet sich neben dem Sucher ein Drehschalter mit Start/Stop-Taste zum Wechsel in den Live-View-Betrieb und zum Starten der Videoaufnahme. Zentrales Bedienelement ist der Vierrichtungsschalter mit Drucktaste in der Mitte und umlaufendem Einstellrad.
© Canon

Sie haben einfache Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser und Staub, im separaten Seitenfach einen Steckplatz für SD(HC/XC)-Karten und unten einen Einschub für den Lithium-Ionen-Akku LP-E6; er soll laut Hersteller in der 6D für 1090, in der 70D für 920 Aufnahmen bei 230° Celsius reichen.

Sucher und Monitor

Der Dachkant-Pentaprismensucher deckt 97 (6D) bzw. 98 % (70D) des Bildfelds ab; den Vergrößerungsfaktor gibt Canon mit 0,71x (6D) und 0,95x (70D) an - auf den ersten Blick scheint da die 70D im Vorteil. Tatsächlich verhält es sich genau umgekehrt, da die effektive Vergrößerungswirkung auch von der Sensorgröße abhängt, respektive vom Crop-Faktor (1,6x bei APS-C, 1,0x bei Vollformat).

EOS 70D
EOS 70D - die meisten Schalter sind sehr ähnlich wie bei der 6D angeordnet, doch punktet die 70D mit dem ausklappbaren Sucher.
© Canon

So ergibt sich die effektive Vergrößerung aus (Vergrößerung/Crop-Faktor) x (Gesichtsfeld/ 100) bei der 70D zu vergleichsweise mageren 0,58x, bei der 6D zu ordentlichen 0,69x. Andererseits kann die 70D dank lichtdurchlässigem LCD-Element Gitterlinien in das Sucherbild einblenden, die 6D sieht stattdessen den Wechsel der Mattscheibe vor. Der Monitor fällt zwar an der 6D etwas größer aus als an der 70D (3,2 statt 3,0 Zoll), dafür lässt er sich bei Letzterer auch als Touchscreen nutzen, zudem um 180 Grad seitlich aus dem Gehäuse klappen und um die eigene Achse drehen.

Belichtungsfunktionen

Über das arretierbare Programmwahlrad sind Belichtungsprogramme wie P, Av, Tv, M und Bulb schnell zugänglich, zudem zwei (6D) bzw. ein Benutzerprofilspeicher (70D). Die TTL-Belichtungsmessung erfolgt bei beiden Kameras auf 63 Dual-Layer-Messsektoren; neben Matrix-und mittenbetonter Integralmessung gibt es eine Spot-Messung auf 3,5 % (6D) bzw. 3,0 % des Bildfelds (70D) und eine Selektivmethode, bei der die 6D ca. 8 %, die 70D etwa 7,7 % des Bildfelds berücksichtigt. Die möglichen Verschlusszeiten reichen bei der 6D bis 1/4000 s, bei der 70D bis 1/8000 s.

EOS 6D
EOS 6D: Canon ordnet dem LC-Datendisplay an der Oberseite vier Funktionstasten zu; mit ihnen kann der Anwender wichtige Parameter wie Autofokusmodus und ISO-Zahl schnell und unkompliziert ändern.
© Canon

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Autofokus

In Sachen Autofokus hat die jüngere 70D eindeutig mehr zu bieten: Im Sucherbetrieb nutzt sie einen besser bestückten Phasenautofokus mit 19 (Kreuz-)Sensoren, die 6D dagegen einen mit 11 Feldern und nur einem Kreuzsensor. Inklusive Phasenautofokus braucht die 70D durchschnittlich 0,35/0,45 s zum Scharfstellen und Auslösen, die vollformatige Schwester 0,35/0,42 s. SLR-typisch fällt das AF-Tempo im Live-View deutlich ab, besonders gravierend bei der 6D, die dann per Kontrastmessung am Sensor fokussiert und sich dafür über 2 s Zeit lässt. 

Die 70D schafft das in 1,17 s - keine Meisterleistung, aber deutlich besser. Der Schlüssel zu diesem "Temposchub" ist der neue Dual Pixel CMOS AF. Alle seine 20 Millionen Pixel bestehen aus jeweils zwei Fotodioden, die zwar zum Erzeugen von Bilddaten gemeinsam, für die Realisierung eines Phasen-AF im Live-View aber größtenteils separat ausgelesen werden.

EOS 70D
EOS 70D: Wiederum entsprechen Tasten und Funktionszuordnungen weitgehend denen der EOS 6D, doch kommt der ausklappbare Blitz als Vorteil hinzu.
© Canon

Vor allem Filmer profitieren davon: Als erste Canon-SLR zieht die 70D die Schärfe während der Videoaufnahme sauber und treffsicher nach. Die 6D fokussiert beim Filmen nur auf Tastendruck. Die Full-HD-Videos der 70D wirken zwar etwas flau, haben aber gegenüber denen der 6D mehr Dynamik und weisen weniger Artefakte und Fehlstrukturen auf. Und noch ein Punkt geht an die 70D: die Serienbildgeschwindigkeit von 7,0 (70D) gegenüber 4,4 B/s (6D). 

Bedienkonzept

Funktionstasten, zwei Einstellräder, Vier-Richtungswippe, Einstellmonitor und das übersichtlich strukturierte Menü ohne Scrolllisten- die Canons lassen sich intuitiv und effizient bedienen. Praktisch auch das LC-Display an der Oberseite mit vier zugeordneten Funktionstasten für AF, Drive, ISO und Belichtungsmessmethode.

EOS 6D
Schwenkbares Display: Als einzige Kandidatin in diesem Test hat die Canon EOS 70D ein Scharnier zum Ausklappen und Drehen des Monitors.
© Canon

Canon setzt in beiden Geräten nahezu die gleichen Bedienelemente ein - abgesehen von einer Ausnahme: Die 70D bringt eine zusätzliche Taste für den Wechsel zwischen AF-Feld-Automatik, manueller AF-Zonen-Wahl und Einzelfeld-AF mit. Außerdem kommt bei ihr der Touchscreen als alternative Bedienebene hinzu, wodurch so mancher Arbeitsschritt noch leichter und schneller von der Hand geht.

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Bildqualität

Bei ISO 100 erreicht die EOS 6D zwar im Vergleich zur EOS 70D höhere Werte für Grenzauflösung (1703 LP/BH) und Dead-Leaves (1439 LP/BH); allerdings geht dies nicht zuletzt auf die überzogene (Farb)Kontrastanhebung zurück, die zum Punkteabzug führt. Dadurch liegt die EOS 70D, die ihre JPEG-Aufnahmen bei ISO 100 weicher abstimmt, trotz des kleineren Sensors in der Punktewertung vorne. 

Bei höheren Empfindlichkeiten überwiegt dann allerdings eindeutig der positive Einfluss des Vollformatsensors und seiner größeren Pixel: Vor allem hat die 6D das Rauschen deutlich besser im Griff (0,7 bis 1,4 VN bei ISO 800 bis 12 800) als die 70D (1,1 bis 2,0 VN) und erzielt die höhere Dynamik (10,7 Blenden bei ISO 800).

EOS 70D
EOS 70D mit Blitz: Im Gegensatz zur EOS 6D bietet die 70D einen eingebauten Blitz, der sich auch als Master beim drahtlosen Blitzen in E-TTL-II-Technik einsetzen lässt.
© Canon

Fazit

Vieles spricht für das APS-C-Modell EOS 70D, unter anderem der schnellere LV-Autofokus und die treffsichere Schärfenachführung während der Videoaufnahme, der üppiger bestückte Phasenautofokus, die höhere Serienbildgeschwindigkeit, der schwenkbare Touchscreen und der integrierte Ausklappblitz.

Bei ISO 100 sammelt sie zudem dank der schwächeren Farbkontrastanhebung mehr Punkte für die Bildqualität als die EOS 6D. Bei höheren ISO-Zahlen zeigt die EOS 6D dann aber souverän, was mit einem Vollformatsensor tatsächlich möglich ist.

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