29 digitale SLR-Kameras im neuen Testverfahren

4.6.2008 von Redaktion pcmagazin

ColorFoto hat die Test- und Bewertungsverfahren für Digitalkameras überarbeitet und ausgeweitet. Insgesamt 29 digitale SLR-Kameras von zehn Herstellern treten nach der Neubewertung zum Vergleich an. Wer hat die besseren Karten, nachdem diese gründlich gemischt wurden?

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Vergleich
29 digitale SLR-Kameras im neuen Testverfahren Aufmacher
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Die neuen Test- und Bewertungsverfahren für digitale SLR-Kameras sind mehr als eine kosmetische Korrektur. Durch die Hinzunahme der Kurtosismessung für die Schärfewiedergabe bei kontrastarmen Strukturen und die geringere Gewichtung der Auflösung in Linienpaaren pro Bildhöhe werden die Karten in der Tat neu gemischt. Anders gesagt: Die Bildqualität wird ganzheitlicher bewertet als bisher. Zu den positiven Ergebnissen gehört, dass sich eine sehr gute 6-Megapixel-Kamera wie die Nikon D40 in der Mitte eines Konkurrenzumfeldes platzieren kann, das von Kameras mit 10 und 12 Megapixel dominiert wird. Zudem beweisen Canon EOS 40D und Nikon D80, beide im vorderen Drittel des Testfelds angesiedelt, dass manche Kameras mit längerer Verweildauer im Markt durchaus eine Empfehlung wert sind. Die Nikon D300 als dritte der absoluten Rangliste und die Fujifilm Finepix S5 Pro als Nummer 4 empfehlen sich als interessante Alternativen zu ausgewiesenen Profikameras wie der Nikon D3 oder der Canon-1D-Reihe. Unter den Sony-Kameras ist die Alpha 700 eindeutig die beste (wenn auch teuerste) Wahl, daran können Live-View und Schwenkmonitor einer Alpha 300/350 wenig ändern. Dass die Olympus-Kameras unter den am besten bewerteten Modellen fehlenm, liegt in erster Linie an den weniger zufriedenstellenden Ergebnissen oberhalb ISO 400. Unter den Kameras mit Bildstabilisator können sich neben der Sony Alpha 700 vor allem die Modelle von Pentax und Samsung profilieren. Weiterhin an der Spitze: die Canon EOS 1Ds Mark III mit nur einem halben Punkt Vorsprung vor der Nikon D3.

Das Bessere ist des Guten Feind. Man möchte meinen, dieses Sprichwort wäre eigens für digitale SLR-Kameras erfunden worden. Denn die wurden in den vergangenen Jahren so nachhaltig verbessert, dass nur noch Anwender der ersten Stunde die früheren Unzulänglichkeiten - zu wenig Auflösung, hohes Rauschen, falsche Farben - aus eigener Erfahrung kennen. Bildsensoren mit 10 bis 14 Megapixel sind bei Neuvorstellungen inzwischen Standard. Bei den meisten Modellen ist es heute kein Abenteuer mehr, mit ISO-Einstellungen über 400 zu fotografieren. Zudem bieten immer mehr Kameras eine zuschaltbare Schattenaufhellung für alle, die keine RAW-Bilder machen wollen, was bei kritischen Motiven für den erwünschten Kontrastausgleich sorgt.

Kurzum: Die Messlatte liegt ein ganzes Stück höher. Und so war es nur eine Frage der Zeit, die Test- und Bewertungsverfahren für digitale Spiegelreflexkameras zu überarbeiten und auszuweiten. Die Ergebnisse für 29 SLR-Kameras von zehn Herstellern liegen jetzt vor. Dabei handelt es sich um alle aktuellen Modelle von Canon, Fujifilm, Leica, Nikon, Olympus, Panasonic, Pentax, Sigma, Sony und Samsung. Die Bandbreite reicht vom Einsteigermodell unter 400 Euro bis zur Profikamera über 7000 Euro. Da die Kameras in verschiedenen ColorFoto-Ausgaben bereits ausführlich vorgestellt wurden, fokussiert dieser Beitrag auf die Testergebnisse. Die wichtigsten technischen Unterscheidungsmerkmale kommen aber dennoch zur Sprache.Schon seit längerem ermittelt das Testlabor die Messwerte für Auflösung, Rauschen und Objektkontrast bei ISO-Einstellungen bis 1600. Bislang wurden in der Tabelle mit den Testergebnissen aber nur Auflösungswerte beim ISO-Minimum (ISO 100 oder 200) und ISO 400 ausgewiesen. Für Rauschen und Objektkontrast wurden die ISO-800-/1600-Werte zwar genannt, aber nicht in das Gesamtergebnis eingerechnet. Das begünstigte Kameras mit guter Qualität bis ISO 400 und Qualitätsproblemen bei höheren Empfindlichkeiten.

Künftig werden alle relevanten Messwerte bis ISO 1600 im Gesamtergebnis berücksichtigt. Außerdem sind in der Tabelle vier verschiedene Punktzahlen für die Bildqualität genannt, separat errechnet für alle ISO-Einstellungen bis 1600. Für die Neubewertung der Kameras sind vor allem die drei nachfolgend genannten Punkte entscheidend.

Auflösung: Die derzeit verwendeten Bildsensoren bieten zwischen 6 und 21 Millionen Pixel an nomineller Auflösung. Die fotografisch relevante Auflösung wird im Testlabor über die Modulationsübertragungsfunktion (MTF) ermittelt und in den Testergebnissen als Linienpaare pro Bildhöhe (LP/BH) ausgewiesen. Der angegebene Wert enspricht der feinsten gerade noch erkennbaren Struktur, Grenzfrequenz genannt. Damit ist jene Frequenz gemeint, bei der der Kontrast auf 10 Prozent absinkt. Die auf die Grenzfrequenz bezogene Auflösungsmessung kommt an ihre Grenzen, wo eine Kamera sich "nicht-linear" verhält, ihr Verhalten bei verschiedenen Strukturen zwischen kontrastreich und kontrastarm folglich nicht vorhersehbar ist. Der rechnerische Anteil der Auflösung am Gesamtergebnis wurde deshalb ein Stück weit zurückgenommen.

Kurtosis: Die Kurtosismessung ergänzt die bisherige Auflösungsmessung. Dabei untersucht man, wie die Testkamera Details von niedrigem Kontrast auflöst. Die Ergebnisse der Kurtosismessung werden ebenfalls für alle ISO-Einstellungen bis 1600 ausgewiesen und mit Punkten bewertet. Für die Kurtosiswerte gilt im übrigen das gleiche wie für die VN-Werte beim Rauschen: Je näher der Wert gegen Null tendiert, desto besser das Ergebnis. Mit sehr guten Werten bei der Kurtosismessung kann sich z. B. Kamera A mit 10-Megapixel-Sensor in der Gesamtbewertung besser platzieren als Kamera B mit 14-Megapixel-Sensor und schlechten Kurtosiswerten. Für den Bildeindruck ist die Zeichnung in kontrastarmen Bereichen genauso wichtig wie die Wiedergabe kontrastreicher Strukturen.

Performance: Unter diesem Punkt werden verschiedene Leistungsmerkmale einer Kamera zusammengefasst und mit Punkten bewertet, die in das Gesamtergebnis einfließen. Zur Performance gehören die Bildfolgezeit und mögliche Bildserie (jeweils bei maximaler Auflösung), Einschaltverzögerung, Auslöseverzögerung mit AF-Zeit sowie Ausstattung/Lieferumfang. Neu: Bei der Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit werden jetzt immer zwei Werte angegeben - für die Messung bei viel und wenig Licht (ensprechend 3000/30 Lux). Die Punktebewertung bei Ausstattung/Lieferumfang wurde überarbeitet, die Handhabung aus der Wertung herausgenommen, da Anwender in diesem Punkt sehr unterschiedliche Vorstellungen haben.

Um die Ergebnisse der Nachbewertung von insgesamt 29 SLR-Kameras transparent zu machen, wurde das Testfeld in vier Preisgruppen unterteilt: bis 500 Euro, bis 1000 Euro und bis 2500 Euro, ergänzt durch die Profiklasse mit drei Modellen zwischen rund 4000 bis 7500 Euro.


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