Vollformatkamera
Sony RX1R im Test
Die Sony Cybershot RX1R schafft es, einen Vollformatsensor in einem 29 mm flachen, hochwertigen Magnesiumgehäuse unterzubringen. Was bedeutet das für die Bildqualität? Wir machen den Test
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- Datenblatt
Bei der Sony Cybershot RX1R handelt es sich um eine Variante der Sony RX1 (Test) mit annähernd gleichem Äußeren und Ausstattungsspektrum, aber ohne Tiefpassfilter vor dem 35,8 x 23,9 mm großen 24-Megapixel-CMOS; dadurch dringt noch mehr Licht bis zu den Pixeln vor, und die Auflösung steigt - hier teils um mehr als 600 LP/BH (siehe unten).
Im Gegensatz zu Herstellern wie Nikon (D800/D800E) und Pentax (K5-II/K5-IIs) veranschlagt Sony für die Version ohne Tiefpassfilter keinen Preisaufschlag - angesichts der ohnehin schon hoch gegriffenen 3.100 Euro zweifellose eine gute Idee.
Gehäuse und Ausstattung
Als Objektiv der Sony RX1R dient das für die Sony RX1 entwickelte, lichtstarke Carl Zeiss Sonnar T 2,0/35 mm mit einer Naheinstellgrenze von 24 cm im Normal- und 14 cm im Makromodus. Es bietet Platz für Einstellringe; die Tasten haben einen klaren, angenehmen Druckpunkt; und die Drehräder rasten satt ein, leisten gerade so viel Widerstand, dass sie sich nicht ungewollt verstellen.
Die Sony RX1R hat einen recht schwachen Ausklappblitz mit LZ4 und arbeitet relativ leise. Die Digitalkamera beherrscht Verschlusszeiten bis 1/4.000 s, allerdings erst ab Blende f5,6; mit offener Blende geht die Sony RX1R lediglich bis 1/2.000 s. Damit man da bei sehr hellem Licht nicht zu schnell an Grenzen stößt und die Aufnahmen überbelichten, führt Sony führt einen ND-Filter als optionales Zubehör (rund 70 Euro). An die Sony RX1R passen Filter mit 49 mm Durchmesser, einen mechanischen bzw. optischen Bildstabilisator gibt es nicht, und mit dem Objektivwechsel als Risikofaktor entfällt auch eine Sensorreinigung.
Sony legt der RX1R statt eines Akkuladegeräts ein Netzteil bei. Nachteil: Die Kamera ist während des Ladevorgangs blockiert - es ist also nicht möglich, mit einem Akku zu fotografieren, während der Zweitakku lädt. Dazu braucht es das optionale Ladegerät, das etwa 55 Euro kostet. Leider ist der Lithium-Ionen-Akku der Sony RX1R zudem relativ schwach. Laut Sony soll er für 220 Aufnahmen reichen.
Monitor und Sucher
Anstelle eines integrierten Suchers bietet die Sony RX1R die Möglichkeit, einen externen Sucher zuzukaufen und über den Blitzschuh anzuschließen. Sony führt einen geeigneten optischen Sucher für rund 600 Euro (V1K) und eine um 90 Grad schwenkbare OLED-Variante mit 100 % Sichtfeldabdeckung, 1,09-facher Vergrößerung und 786 333 Pixeln Auflösung für rund 450 Euro (EV1MK).
Ohne Sucher ist der fest verbaute 3-Zoll-Monitor für die Bildkontrolle verantwortlich. Die Sony RX1R hat ein Display mit RGBW-Struktur, bei der auf jeden der 307.200 RGB-Pixel ein zusätzlicher Subpixel ohne Farbinformation kommt. In der Praxis überzeugt dieser Monitor mit einer klaren, scharfen, kontrastreichen Anzeige; selbst bei direkter Sonneneinstrahlung und größerem Einblickswinkel lässt sich der Bildausschnitt noch vergleichsweise gut erkennen. Die Cybershot RX1R lässt die Wahl zwischen einem Live-View-Bild mit oder ohne Belichtungsvorschau; wichtig ist das etwa bei Studioblitzaufnahmen, damit das Bild stets erkennbar bleibt.
Aufnahmefunktionen
Die Sony RX1R kann die Empfindlichkeit zwischen ISO 50 und und bei zugeschalteter Multi-Frame-NR-Funktion sogar auf ISO 102.400 regulieren (6 Aufnahmen werden zu einem Bild verrechnet). Weitreichende manuelle Einstellmöglichkeiten inklusive (teil)manuellen Modi und Programmautomatik sind in dieser Klasse obligatorisch, Features wie Sonys sind schon eher ein ungewöhnliches Extra.
Bei der Cybershot RX1R, die auf das Tiefpassfilter verzichtet, muss man gegebenenfalls am Rechner mit einem Bildbearbeitungsprogramm eingreifen; das macht Arbeit, entfernt aber die farbigen Moire-Effekte in der Regel effektiv. Angesichts der festen Brennweite gewinnen die digitalen Zoomfunktionen der Sony, mit denen sich eine bis zu zweifache (Klarbild-Zoom) und bis zu vierfache (Digital-Zoom) Vergrößerung erzielen lässt, an Bedeutung. Allerdings ist dies mit Einbußen bei der Bildqualität verbunden, was dem Konzept einer 3000-Euro-Kamera widerspricht.
Autofokus und Performance
Für die automatische Fokussierung führt die Sony RX1R auf 25 Feldern eine Kontrastmessung am Aufnahmesensor durch. Die Cybershot RX1R enttäuscht mit einer Auslöseverzögerung von 0,71/0,79 s. Zur Kontrolle werden wir aber ein zweites Modell nachmessen, da die Ergebnisse bei der RX1 deutlich besser waren. Bei Bildserien schafft die Sony knapp 5 B/s und maximal 17 JPEG-Aufnahmen pro Serie und enttäuscht die Sony mit einer langsamen Bildwiedergabe.
Video
Die Sony Cybershot RX1R besitzt einen eigens für die Videoaufzeichnung vorgesehenen Auslöser. Den dedizierten Videomodus braucht nur, wer die Belichtung manuell steuern will. Der Autofokus führt die Schärfe zwar treffsicher, aber zu träge nach. Und in den Full-HD-Videos treten an gleichmäßigen Strukturen bisweilen Farbfehler und eine gegenüber den entsprechenden JPEG-Bildern stärkere chromatische Aberration auf. Positiv dagegen der große Dynamikumfang und die natürliche Farbwiedergabe.
Handhabung
Sony platziert den Großteil der Bedienelemente so, dass der Fotograf sie gut mit dem rechten Daumen oder Zeigefinger erreichen kann, andererseits aber kaum ungewollt betätigt. Ebenfalls gelungen: Viele Aufnahmeparameter sind über teils definierbare Tasten und Drehräder oder über das Fn-Schnellmenü direkt zugänglich.
Das umfangreiche Hauptmenü strukturiert Sony übersichtlich in 6 Kategorien auf 16 Seiten, die sich jeweils ohne Scrollen überblicken lassen. Besonders tragen aber die drei Objektivringe zum Bedienkomfort bei: Der hintere dient zur Blendenwahl, der mittlere für den Makromodus, der vordere zum manuellen Fokussieren. Das funktioniert dank der hervorragenden Lupenansicht leicht und sehr präzise. Außerdem helfen auf Wunsch eine Entfernungsanzeige und die Fokus-Peaking-Funktion, die Kontrastkanten farbig markiert.
Bildqualität
Die Sony Cybershot RX1R schöpft das Potenzial des Vollformatsensors voll aus: Bis ISO 1.600 liegt die Auflösung immer um 2.400 LP/BH und damit deutlich über der Nyquist-Grenze (2.000 LP/BH).
Unser Testverfahren: So testen wir Kameras
Hintergrund: Bei unserem Testverfahrens kann der Messwert bis zu 20 % über Nyquist liegen, da dieses theoretische Maximum nur für die horizontale und vertikale Richtung gilt, wir aber auch die Auflösung in der Diagonalen mit um 40 % höherer Obergrenze messen. Selbst bei ISO 3.200 und 6.400 sinkt die Auflösung nur knapp unter Nyquist - ein sensationell gutes Ergebnis. Zum Vergleich: Die RX1 schafft mit Tiefpassfilter zwischen 1.658 und 1.743 LP/BH.
Die Dead-Leaves-Werte der Cybershot RX1R sind ebenfalls hervorragend: 1.952 LP/BH bei ISO 100, über 1.600 LP/BH bei ISO 400 und 800, das spricht für tolle Farbkontraste. Zudem kombiniert die Cybershot RX1R dies mit einem schwachen Rauschen, das sich bis ISO 3.200 unter 1,0 VN hält, und einer hohen Dynamik, die erst ab ISO 6.400 unter 9,0 Blenden fällt. Alles in allem gehört die Sony RX1R zu den wenigen Kameras, bei denen der Fotograf ISO 800 noch einsetzen kann, ohne dies mit relevanten Einbußen zu bezahlen.
Kaufberatung: Favoriten der Redaktion - DSLRs bis 3.000 Euro
Testfazit
Abgesehen von der festen Brennweite und den entsprechend eingeschränkten Einsatzmöglichkeiten hat die Sony RX1R das Potenzial zur Traumkamera. Im Vergleich zum Schwestermodell RX1 kann sie durch den Verzicht auf das Tiefpassfilter die Bildqualität noch einmal steigern. Die Ergebnisse übertreffen sogar die von großen SLR-Vollformatern wie Sony A99 (Test), Nikon D800 (Test) und Canon EOS 5D Mark III (Test), wenn man die ersten drei ISO-Stufen in Summe betrachtet.
Sony Cybershot DSC-RX1R
Sony Cybershot DSC-RX1R | |
---|---|
Hersteller | Sony |
Preis | 3100.00 € |
Wertung | 56.0 Punkte |
Testverfahren | 1.6 |
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