Testbericht

Sony Alpha 700

6.1.2008 von Redaktion pcmagazin und Karl Stechl

Mit der neuen Alpha 700 schafft Sony den Aufstieg in die semiprofessionelle SLR-Klasse. Den Vergleich mit illustren Mitbewerbern wie Nikon D300 und Canon EOS 40D muss die Sony dank umfangreicher Ausstattung inklusive eingebautem Bildstabilisator nicht scheuen. Hält die Bildqualität, was Gehäuse und Funktionsumfang versprechen?

ca. 7:45 Min

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Sony Alpha 700
Sony Alpha 700
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Anfang 2006 hatte Sony Teile des Kamerageschäfts der Konica Minolta Holding Inc. übernommen, um noch im gleichen Jahr die Alpha 100 als Nachfolgerin der Dynax 5D vorzustellen. Nun kommt die Alpha 700 mit hochklassiger Ausstattung. Mit 1300 Euro (ohne Objektiv) liegt sie preislich auf dem Niveau der neuen Canon EOS 40D. Wegen des unveränderten Bajonetts ist auch die Alpha 700 voll kompatibel zum Minolta-System. Beim Gehäuse mischten die Konstrukteure Bauteile aus Kunststoff und Magnesium; ein Aluminiumchassis stabilisiert die Konstruktion. Zudem ist der Body gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet.


Sony Alpha 700 Rückansicht
Rechts oberhalb des 3-Zoll-Monitors finden sich Dynax-typische Bedienelemente wie der dreistufige Drehschalter für die Belichtungsmessmethode oder die AF/MF-Taste zum schnellen Umschalten zwischen automatischer und manueller Fokussierung. Neu: die Fn-Taste zum Aktivieren des Einstellbildschirms.
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Die Ergonomie ist überzeugend, die Haptik nicht ganz so gut wie bei Nikon D300 und Canon EOS 40D. Abgesehen von diesem eher subjektiven Eindruck unterstreicht das Gehäuse den semiprofessionellen Anspruch aber durchaus. Optional erhältlich ist der Batteriehandgriff VG-C70AM für Hochformataufnahmen. Er hat ein Magnesiumgehäuse und arbeitet mit zwei Lithium-Ionen-Akkus des Typs NP-FM500H, wie sie auch in der Kamera selbst verwendet werden. Darüber hinaus bietet der Handgriff viele Tasten, die auch an der Rückseite des Gehäuses zu finden sind, dazu ein weiteres Einstellrad und ein zusätzlicher Joystick. Damit lässt sich die Kamera auch in vertikaler Position optimal bedienen. Den Batteriehandgriff haben die Konstrukteure so geformt, dass er dem ins Gehäuse integrierten Griff genau entspricht. So muss man sich beim Umgreifen nicht umgewöhnen. Nachteil: In der Summe ergibt sich damit ein ziemlicher Brocken an Kamera.

Das Programmwahlrad hat bei der Alpha 700 von der rechten auf die linke Seite des Gehäuseoberteils gewechselt; neben den Standard-Belichtungsprogrammen (Auto, P, A, S, M) stehen sechs Motivprogramme zur Wahl. Stellt man das Rad auf MR, kann man zwischen drei zuvor gespeicherten Einstellprofilen wählen. Auf der freien Fläche rechts oben am Gehäuse tummeln sich einige Direktwahltasten für den Bildfolgemodus (Drive), für Weißabgleich- und ISO-Einstellung. Hinter dem Auslöser, für den Zeigefinger gut erreichbar, findet sich die Belichtungskorrekturtaste; dem Auslöser vorgelagert ist Einstellrad Nummer 1. Das zweite befindet sich hinten am Griffstück, optimal für den Daumen erreichbar. Die Funktionen des üblichen 4-Weg-Schalters übernimmt an der Rückseite ein platzsparender Joystick mit Druckfunktion, um eingestellte Werte zu bestätigen. Der Kombihebel ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, erfüllt seinen Zweck aber gut.

An der Rückseite ist einiges an Tasten und Schaltern versammelt - mit dem Ziel eines schnellen Zugriffs auf wichtige Einstellungen. Beispiel 1: Die Belichtungsspeichertaste ist von einem dreifach rastenden Einstellring umgeben, mit dem sich ohne Eintauchen ins Menü die Belichtungsmessmethode (Matrix, mittenbetont-integral, Spot) wählen lässt. Nicht weniger praktisch: Mit der AF/MF-Taste schaltet man zwischen automatischer und manueller Scharfeinstellung um. Die C-Taste ist im Wiedergabemodus für das Einblenden von Histogramm (RGB + Helligkeit) und Aufnahmedaten zuständig, wird im Aufnahmemodus aber zur Direktwahltaste für eine von 15 Menüeinträgen bzw. Funktionen, die der Anwender selbst zuweisen kann. Mittels Schiebeschalter aktiviert man den eingebauten Bildstabilisator, der bei der Sony "SteadyShot" heißt.

Sony Alpha 700 Rückansicht gedreht
Wird die Kamera in vertikaler Position gehalten, schaltet automatisch auch die Anzeige auf Hochformat um; das erleichtert das Ablesen und Einstellen von Werten.
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Der 3-Zoll-Monitor besitzt eine sehr hohe Auflösung von mehr als 921 000 Pixeln und entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Augenweide, detailreich und brillant. Auf ein Status-LCD an der Oberseite der Kamera wurde verzichtet, stattdessen zeigt der Monitor im Aufnahmemodus Belichtungswerte an. Und dies auf sehr intelligente Art: Zum einen wird über einen Sensor ermittelt, ob der Fotograf die Kamera in Quer- oder Hochformatposition hält, und die Anzeige entsprechend angepasst - eine hilfreiche Funktion, die sich bei Bedarf auch abschalten lässt.

Zum anderen hat Sony die auch von Olympus bekannte Fn-Taste zum Teil des Bedienkonzepts gemacht. Das heißt: Nachdem durch einen Druck auf die Fn-Taste der Einstellbildschirm mit allen aktuellen Parametern angezeigt wird, wechselt man mit dem Joystick in das gewünschte Feld, um dort über eines der beiden Einstellräder direkt Änderungen vorzunehmen. Drückt man nach Anwählen des Feldes stattdessen auf den Joystick, öffnet sich das dazugehörige Menü. Das trifft auch für jene Funktionen zu, die per Direktwahltasten anwählbar sind, wie z. B. die Belichtungskorrektur.

In diesem Fall bietet der Weg über die Fn-Taste allerdings die Möglichkeit, parallel auf die Belichtungs- und Blitzkorrektur zugreifen zu können. Die beiden Balkenskalen liegen direkt übereinander, was die Übersichtlichkeit erhöht. Zudem hat man damit wesentlich schneller Zugriff auf die Blitzbelichtungskorrektur als über das Hauptmenü, das sich den zuletzt gewählten Eintrag leider nicht merkt, so dass man beim mehrmaligen Verändern eines Eintrags immer wieder neu suchen muss. Die insgesamt 70 Menüeinträge sind übersichtlich nach Art von Karteikartenreitern, 13 an der Zahl, geordnet.

Die Wiedergabefunktionen der Kamera profitieren von Größe und Qualität des Monitors. So lassen sich bei der Einzelbildansicht über dem aktuellen Foto fünf Miniaturen einblenden: Man sieht dann das gewählte Bild sowie die zwei Bilder davor und danach, was die Übersicht erleichtert.

Mit einer Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit von 0,32 Sekunden erzielt die Sony ein durchschnittliches Ergebnis. Absolut vorbildlich ist jedoch der weiche Druckpunkt des Auslösers. Der Autofokus arbeitet mit 11 Messfeldern, von denen allerdings nur das mittlere ein Kreuzsensor ist. Einzelne AF-Punkte lassen sich mit Hilfe des Joysticks einfach und schnell anwählen. Unterstützt wird der Autofokus bei schlechtem Licht von einem eingebauten Hilfslicht, das laut Hersteller bis zu sieben Meter weit reicht. Dank "Eye-Start" beginnt die Fokussierung sensorgesteuert bereits dann, wenn der Fotograf die Kamera zum Auge führt. Da dies aber auch lästig werden kann, wenn die Kamera vor der Brust baumelt, lässt sich diese Funktion auch deaktivieren.

Sony Alpha 700 Aufsicht
Da das Wählrad für die Belichtungsprogramme im Vergleich zur Dynax 7D auf die linke Gehäuseoberseite verlagert wurde, konnte man rechts zusätzliche Direktzugriffstasten unterbringen.
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Der elektronisch gesteuerte Verschluss erlaubt Belichtungszeiten zwischen 1/8000 und 30 s sowie eine kürzeste Blitzsynchronzeit von 1/250  s, die sich bei aktiviertem Bildstabilisator auf 1/200s verlängert. In den Belichtungsprogrammen wird die Synchronisationszeit je nach Beleuchtungssituation bis 1/60s verlängert, um dem vorhandenen Licht eine Chance zu geben. Für konsequente Langzeitsynchronisation drückt man während des Auslösens die Belichtungsspeichertaste (AE); dann wird mit der zum Umgebungslicht passenden Zeit-Blenden-Kombination und Aufhellblitz belichtet.

Die von Konica Minolta bekannte Blitzsteuerung ADI bezieht die Entfernung zum Motiv mit ein (sofern das Objektiv diese Daten liefert), alternativ ist Vorblitzmessung ohne Entfernungsmessung möglich. Bei manueller Blitzsteuerung lässt sich die abgegebene Leistung zwischen 1/1 und 1/16 regeln; da in diesem Fall keine Vorblitze ausgesandt werden, eignet sich dieser Modus gut in Verbindung mit preisgünstigen Servoblitzgeräten von Fremdherstellern. Ebenfalls möglich ist drahtloses Systemblitzen mit externen Blitzgeräten wie HVL-F56AM und HVL-F36AM.Der CMOS der Alpha 700 zeichnet Bilder mit einer maximalen Auflösung von 12,2 Megapixel auf, wobei sich die Auflösung bei Bedarf auch auf 6,4 oder 3,0 Megapixel reduzieren lässt. Als Speichermedien verwendet die Kamera wahlweise CompactFlash oder "Memory Stick Duo". Die Bildfolgezeit beträgt fünf Bilder pro Sekunde, gespeichert wird, bis die Karte voll ist, ohne dass der Akteur lästige Auszeiten in Kauf nehmen müsste. Die gemessene Auflösung liegt mit 1335/1358 LP/BH bei ISO 100/ 400 auf dem hohen Niveau der Profikamera Nikon D2Xs. Beim Rauschen werden sehr gute Werte erreicht. Die preislich vergleichbaren Konkurrentinnen Canon EOS 40D und Nikon D200 sind in dieser Disziplin aber eine Spur besser. Ab ISO 1600 lässt sich ein zusätzliches Rauschfilter zuschalten. Bis 6400 ISO sind möglich, aber dann grieselt's deftig - im konkreten Fall aber wohl besser als gar kein Bild.Hervorragende Werte erreicht die Kamera bei der Dynamik, vor allem, wenn man den "Dynamic Range Optimizer" (DRO) zuschaltet. Diese den Dynamikumfang erweiternde Funktion wurde bei den Messungen in Standardeinstellung verwendet, was zu Messwerten von jeweils 9 Blenden bei ISO 100/400 führte. Eine Blende mehr bringt z. B. die Dynamikerweiterung bei manueller Einstellung ("Erweitert: Pegel"), Stufe 3. Bei manueller Einstellung sind ingesamt fünf Stufen möglich, von denen die ersten drei in der Regel ausreichen dürften. Zudem existiert eine Automatikfunktion ("Erweitert: Auto"), deren Wirkung beim Testmotiv etwa zwischen Standardeinstellung und manueller Einstellung, Stufe 1, angesiedelt war.

Sony Standardzoom SAL16105
Neues Sony-Zoom: Das SAL16105 ist ein erweitertes Standardzoom mit kleinbildäquivalenten Brennweiten von 24 bis 158 mm.
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Die DRO-Funktion hellt im Wesentlichen die Schatten auf, so dass man "auf die Lichter belichten" sollte, um ein Maximum an Tonwerten ins Bild zu transportieren. Nachteil: Das sichtbare Rauschen steigt bei ISO 100 in den aufgehellten Schattenbereichen an, was normalerweise aber das kleinere Übel im Vergleich zu Tonwertverlusten sein wird. In der Standardeinstellung beträgt der Messwert VN 0,8, beim DRO Level 3 sind es VN 1,2. Praktisch ist, dass die Bracketing-Funktion auch auf die Dynamikerweiterung ausgedehnt werden kann, so dass neben Belichtungs- und Weißabgleichsreihen eben auch DRO-Reihen möglich sind.

Mit der Alpha 700 bringt Sony eine auch bei anderen Herstellern praktizierte "Filmsimulation" ins Spiel: Im sogenannten "Kreativmodus" finden sich Voreinstellungen (Bildstile) wie Standard, Vivid, Neutral, Porträt, Landschaft und S/W (Schwarzweiß), die sich in verschiedenen Parametern anpassen lassen. Die meisten Bildstile basieren auf dem Farbraum sRGB; die Alternative ist AdobeRGB, ebenfalls unter den Bildstilen zu finden.

Fazit

Mit der Alpha 700 wird Sony zu einem starken Mitbewerber in der semiprofessionellen Klasse über 1000 Euro. Mit einem Preis von 1300 Euro liegt die neue Alpha in der Preisregion der Canon EOS 40D und ein Stück weit von der Nikon D300 entfernt (noch nicht getestet, voraussichtlicher Preis um 1800 Euro). Dafür bringt sie eine hervorragende Ausstattung, gute Verarbeitung und eine nicht selbstverständliche Kombination an sinnvollen Funktionen mit. Bei der Bildqualität erreicht die Kamera ein Spitzenergebnis von 62/61,5 Punkten bei ISO 100/400, was derzeit nur von der Canon EOS 1 Ds Mark II übertroffen wird. Im Gesamtergebnis erzielt die Alpha 700 Punktgleichheit mit der Nikon D2Xs und der Canon EOS 1D Mark III, die als ausgewiesene Profikameras allerdings andere Qualitäten vorzuweisen haben - noch robustere Magnesiumgehäuse und (wie im Fall der EOS) eine extrem hohe Bildfrequenz von fast 10 B/s. Dass Sony bei der Alpha 700 auf eine Live-View-Funktion verzichtet hat, mag jeder Anwender unterschiedlich bewerten. Positiv dürften die meisten dagegen den eingebauten Bildstabilisator (SteadyShot) bewerten. Erkennbar ist, dass die Alpha 700 nicht als Preisbrecher in Erscheinung tritt, sondern als solides Werkzeug für die ambitionierte Digitalfotografie ernst genommen werden will. Dieses Ziel hat die Kamera zweifellos erreicht.

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Test
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$umbruch$ Beurteilung nach neuen Testkriterien

Sony Alpha 700

Zaubert mit 12 Megapixel eine sehr gute bis gute Grenzauflösung hin. Dem Bildstabilisator ist zu verdanken, dass es die Sony-Kamera zum Kauftipp schafft. Die Bildqualität ist gut, kommt aber nicht an die hohen Werte mancher Kameras in der Kategorie der semiprofessionellen Geräte heran. Das starke Bildrauschen bei höher werdender Empfindlichkeit zieht die Werte nach unten, zunächst ist die Sony noch ordentlich, bei ISO 1600 bleibt sie aber unter den Erwartungen. Durch knappe Auslöseverzögerung macht sie noch einmal Boden gut, landet in ihrer Kategorie im oberen Mittelfeld.

Display Sony Alpha 700
Am oberen Rand des Monitors lassen sich fünf Thumbnails einblenden, so dass man sehen kann, welche Bilder sich vor und nach dem aktuell angezeigten auf der Speicherkarte befinden.
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Sony Alpha 700 Einstellbildschirm
Nach Aktivieren des Einstellbildschirms über die Fn-Taste hat man direkten Zugriff auf viele Parameter, darunter auch die Blitzbelichtungskorrektur.
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Sony Alpha 700 Bildschirm Lupenfunktion
Mittels Lupenfunktion (maximal 13fach) lässt sich die Schärfe einer Aufnahme auf dem detailreichen und brillanten Bildschirm gut beurteilen.
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Sony Alpha 700 Bildschirm Dynamikumfang
Die Erweiterung des Dynamikumfangs (DRO) kann man der Automatik überlassen oder manuell in fünf Stufen verstellen.
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Sony Alpha 700

Sony Alpha 700
Hersteller Sony
Preis 900.00 €
Wertung 62.0 Punkte
Testverfahren 1.5

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