Testbericht

Sony Alpha 380 - Alpha-Tier

9.9.2009 von Redaktion pcmagazin und Karl Stechl

Die Alpha 380 ist das Topmodell unter Sonys SLR-Modellen in der Klasse bis 750 Euro. Sie entspricht in der Ausstattung exakt der 10-Megapixel-Kamera Alpha 330, ist aber mit einem 14-Megapixel-Bildsensor ausgestattet. Was bedeutet das für die Bildqualität?

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Testbericht
  1. Sony Alpha 380 - Alpha-Tier
  2. Datenblatt
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© Archiv

Den Unterschied zwischen Zwillingen erkennen meist nur Eingeweihte - z. B. bei den Alpha-Modellen 380 und 330. Deren Gehäuse sind im Aufbau identisch, und auch die Kombination aus schwarzen und anthrazitfarbenen Bauteilen findet sich bei beiden Modellen. Doch während sich die Alpha 330 durch eine Gummierung in Carbonoptik noch etwas moderner gibt, wirkt die Alpha 380 mit ihrer lederartigen Struktur des Gummiüberzugs einen Tick klassischer. An der Griffigkeit ändert sich dadurch aber nichts. Der Handgriff an der rechten Gehäuseseite steht bei beiden Modellen weit genug über, um den Fingern sicheren Halt zu bieten, fühlt sich allerdings eine Spur zu kantig an.

Einen im Gehäuse eingebauten mechanischen Bildstabilisator (SteadyShot) besitzen beide Modelle. Auch das Bedienhandbuch ist für beide Kameras identisch, da sie sich nur bei der Bildaufzeichnung wesentlich unterscheiden: Einen Bildsensor mit 10 Megapixeln bietet die Alpha 330, während die Alpha 380 mit 14 Megapixeln kommt. In beiden Fällen handelt es sich um einen RGB-CCD und keinen CMOS, wie ihn die Konkurrenz heute mehrheitlich einsetzt.


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Zu den prägenden Merkmalen der Alpha 330/380 gehört der verschwenkbare 2,7-Zoll-Monitor, bei dem zwei Scharniere im Spiel sind - das eine erlaubt einen Schwenk nach unten um etwa 30 Grad, so dass man gut über Kopf fotografieren kann, während das zweite Scharnier das Schwenken in die Horizontale ermöglicht. Man schaut dann wie bei einem Lichtschachtsucher von oben auf den Monitor. Seitlich verschwenken lässt sich der Monitor jedoch nicht.

Live-View mit Zweitsensor und schnellem Phasen-AF

Aktivieren lässt sich die Live-View-Funktion bei der Sony Alpha 380 über einen nicht zu übersehenden Schiebeschalter rechts vom Sucherprisma. Für das Live-View wird nicht der Hauptsensor verwendet (wofür der Spiegel im Kameragehäuse den Strahlengang freigeben müsste), sondern ein zweiter Sensor im Suchersystem.

Ein beweglicher Spiegel als Teil der Pentaspiegelkonstruktion lenkt das Bild auf den Zweitsensor, so dass es auf dem Monitor angezeigt werden kann. Der entscheidende Vorteil dabei ist, dass der Phasendetektions-AF weiter aktiv und der Rückschwingspiegel in Ausgangsstellung bleiben können. Die zeitraubende Dunkelphase bei der automatischen Fokussierung entfällt, und der Autofokus arbeitet ebenso schnell wie bei abgeschaltetem Live-View. Die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit wurde mit 0,41/0,45 s bei 3000/30 Lux gemessen, wobei zumindest der Wert für wenig Licht (30 Lux) recht gut ist. Wer will, kann im Live-View-Modus auch manuell scharfstellen; eine bis zu 2fach vergrößernde Bildschirmlupe hilft dabei.

Der Autofokus arbeitet mit neun Messpunkten inklusive zentralem Kreuzsensor. Zuschalten lässt sich der sogenannte Eye-Start-AF - wenn aktiviert, nimmt der Autofokus seine Tätigkeit schon auf, wenn sich das Auge dem Suchereinblick nähert. Dies soll in Schnappschusssituationen verhindern, dass man ein wichtiges Motiv verpasst. Im Serienbildmodus schafft die Kamera vergleichsweise schlappe 2 B/s. Störender ist allerdings die geringe effektive Suchervergrößerung (0,47x) der Alpha 380 - eine direkte Folge der hier gewählten Live-View-Konstruktion.

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Jetzt auch SD-Karte als Speichermedium

Mit der neuen Kamerageneration verabschiedet sich Sony von CompactFlash-Karten als Speichermedium. Stattdessen findet sich jetzt ein Slot für SDHC-Karten und (wie bisher) ein zweiter für MemorySticks (MS-Duo). Mittels Schiebeschalter kann der Fotograf zwischen beiden Speichervarianten wählen.

Ungewöhnlich für eine SLR ist, dass sich die Kartenslots, gemeinsam mit den verfügbaren Anschlüssen, unter einer verschiebbaren Abdeckung an der linken Schmalseite des Gehäuses befinden. Einerseits ist diese Schiebetür in der Bedienung angenehmer als die Gummikappen, die man an dieser Stelle bei anderen Kameras findet. Andererseits passiert es im Eifer des Gefechts gelegentlich, dass man die Kappe mit den Fingern der linken Hand versehentlich öffnet.

Neben USB in Version 2.0 (HiSpeed) verfügen die Kameras über einen HDMI-Ausgang für hochauflösende Digitalbilder, so dass sich Diashows in Full-HD-Qualität auf entsprechend eingerichteten Fernsehgeräten realisieren lassen. Handelt es sich dabei um ein neueres Sony-Bravia-Modell, kann man dabei die TV-Fernbedienung verwenden.

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Praktische Hoch- und Querformatanzeige von Daten

Den Monitor nutzen die Alpha-Kameras nicht nur für die Bildwiedergabe, sondern auch zur Anzeige aufnahmerelevanter Daten. Im Live-View-Modus werden die Anzeigen eingeblendet (auf Wunsch auch ein Live-Histogramm), bei Gebrauch des SLR-Suchers steht dafür die gesamte Monitorfläche zur Verfügung. In einem der beiden verfügbaren Anzeigemodi verdeutlicht eine Grafik das Wechselspiel von Blende und Verschlusszeit.

Praktisch und für Sony typisch: Die Datenanzeige schaltet zwischen Hoch- und Querformat um. Weniger gut: Man hat im Anzeigefenster keinen direkten Zugriff auf Einstellungen. Stattdessen muss man immer den Weg über die dazugehörigen Untermenüs gehen, die man über das Hauptmenü, die Fn-Taste oder Direktzugriffstasten erreicht. Das Hauptmenü ist übersichtlich in Form von vier Registerreitern mit insgesamt sieben Untermenüs organisiert.Die Einträge jedes Untermenüs lassen sich auf einer Seite überblicken, so dass nicht gescrollt werden muss.

Zu den Direkttasten gehören die Belichtungskorrekturtaste und die doppelt belegten Tasten des 4-Wege-Schalters. Dazu gehört auch die Blitztaste; im dazugehörigen Auswahlmenü lässt sich der gewünschte Blitzmodus einstellen. Wählt man z. B. "Aufhellblitz", wird der Blitz nach Antippen des Auslösers ausgefahren - die sonst übliche Taste zum Aktivieren des Pop-up-Blitzgeräts sucht man vergebens.

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Den Blitz aktiviert man, indem man den passenden Modus im Menü wählt. Eine Blitztaste fehlt bei der Alpha 380.
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Nach Drücken der Fn-Taste öffnet sich ein Auswahlmenü mit neun Feldern: AF-Modus, AF-Feld, Belichtungsmessmethode, Dynamikbereichsoptimierung, Weißabgleich und Kreativmodus; darunter verbergen sich wiederum Einstellmenüs. Im Kreativmodus erlaubt die Kamera verschiedene Voreinstellungen zur Farb- und Kontrastabstimmung wie Standard, Lebhaft, Porträt, Landschaft, Nacht, Sonnenuntergang sowie B/W (Schwarzweiß). Die Presets lassen sich in den Parametern Kontrast, Farbe und Schärfe feintunen (B/W nur Kontrast und Schärfe). Die Datenanzeige kann  farblich variiert werden: Als Hintergrundfarben stehen Schwarz, Weiß, Braun und Pink bereit.

Belichtungsprogramme werden über das Moduswahlrad oben an der Kamera angewählt. Neben Voll-, Programm-, Zeit- und Blendenautomatik stehen ein manueller Modus und 7 Motivprogramme bereit. Beim Umschalten der Programme werden erklärende Texte angezeigt, wenn die Option "Hilfstexte" im Individualfunktionen-Menü aktiviert ist.

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Nach Anwählen eines Belichtungs- bzw. Motivprogramms erscheint am Monitor ein Hilfstext - gut für Einsteiger.
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Bildqualität ist auch Einstellungssache

Mit ihrem 14-Megapixel-CCD und Bionz-Bildprozessor erreicht die Alpha 380 eine zunächst bescheiden anmutende Grenzauflösung von 1300 LP/BH bei ISO 100 - bescheiden deshalb, weil die 10-Megapixel-Schwester Alpha 330 bei ISO 100 mit 1245 LP/BH kaum weniger schafft. Bei ISO-Einstellungen von 400, 800 und 1600 sind die Unterschiede zugunsten der Alpha 380 aber deutlich größer (Werte für Alpha 330 in Klammern): 1443 (1270), 1501 (1195) und 1238 (1030) LP/BH.

Beim Texturverlust erreicht die Alpha 380 etwas bessere Werte als das Modell A330 - zwischen 0,6 (0,9) und 1,3 (1,6) im Bereich von ISO 100 bis 800 und 2,6 (3,8) bei ISO 1600. Trotz der kleineren Pixel rauscht die Alpha 380 bei ISO 100/400 etwas weniger als die Alpha 330, bei ISO 800/1600 dagegen deutlich mehr (VN 3,2/ 3,0 gegenüber VN 2,4/1,9). In beiden Fällen wurden die Werte mit zugeschaltetem Rauschfilter gemessen, das bei ISO 1600 einsetzt. Bei der Dynamik sind die beiden Kameras weitgehend vergleichbar. Unterm Strich verbucht die Alpha 380 vor allem bei ISO 100/400 mehr Punkte für die Bildqualität als ihr Schwestermodell, während die Alpha 330 bei ISO 800/1600 leicht die Nase vorne hat.

Fazit: Die Alpha 380 ist eine gut ausgestattete Kamera mit Schwenkmonitor und schnellem Live-View-AF. Auch der ins Kameragehäuse eingebaute Bildstabilisator ist ein gutes Argument im Vergleich zu anderen SLR-Kameras der Kompaktklasse, beispielsweise von Canon oder Nikon. Im Vergleich unter Schwestern spielt die Alpha 380 ihren Qualitätsvorteil vor allem bei Empfindlichkeitseinstellungen bis ISO 400 aus, wobei die Kamera ihr Maximum an Grenzauflösung kurioserweise bei ISO 800 erreicht.

Dort ergibt sich tatsächlich ein Plus von rund 300 LP/BH im Vergleich zur Alpha 330 - entscheiden Sie selbst, ob Ihnen das den Mehrpreis von etwa 150 Euro für das höhere Modell wert ist. Ausstattung und Bedienung sind bei beiden Modellen ansonsten identisch. Man darf allerdings gespannt sein, wann die erste Alpha mit Videofunktion kommt - schon erstaunlich, dass sich gerade Sony dafür so lange Zeit lässt.

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Ist Eye-Start-AF aktiviert, so beginnt die Kamera mit dem Fokussieren, wenn sich das Auge dem Sucher nähert.
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Über die FN-Taste hat man im Aufnahmemodus auf sechs wichtige Einstellmenüs Zugriff.
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ISO 200 (Bildausschnitt)
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ISO 400 (Bildausschnitt)
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ISO 800 (Bildausschnitt)
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ISO 1600 (Bildausschnitt)
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ISO 1600 mit RF (Bildausschnitt)
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Sony Alpha 380

Sony Alpha 380
Hersteller Sony
Preis 520.00 €
Wertung 56.0 Punkte
Testverfahren 1.5

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