Spiegellose Systemkamera

Sony A7S im Praxistest: Nachtaktiv

10.6.2014 von Annette Kniffler

Die Sony A7S soll mit ihrem neuen 12,2-Megapixel-Vollformatsensor auch bei hohen Empfindlichkeiten rauscharme Bilder liefern, unterstützt Empfindlichkeiten bis ISO 409.600 und nimmt als eine der ersten (spiegellosen) Systemkameras Videos mit 4K-Auflösung auf. Annette Kniffler sammelte mit einem Vorseriengerät erste Eindrücke.

ca. 5:40 Min

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Testbericht
VG Wort Pixel
Sony A7S
Sony A7S
© Sony

Die Sony A7S mag auf den ersten Blick verwirren: Wer heutzutage noch eine Systemkamera mit "nur" 12 Megapixeln ausstattet, mag wegen der vergleichsweise moderaten Auflösung den einen oder anderen kritischen Blick riskieren, sichert sich damit aber ein beachtliches Potenzial für Aufnahmen bei wenig Licht - vor allem, wenn es sich wie bei der Sony Alpha 7S um einen brandneuen 12,2-MP-Vollformatsensor handelt.

Mit ihm bildet die Sony A7S einen interessanten Gegenpol zu den beiden ersten A7-Vollformatern, die auf die doppelte oder gar dreifache Nennauflösung setzen - die A7 arbeitet mit 24, die A7R ohne Tiefpassfilter sogar mit 36 Megapixeln.

Bei der Sony A7S geht es um andere Qualitäten, etwa um eine gute Bildqualität bei hohen Empfindlichkeiten, einen erweiterten ISO-Bereich bis ISO 409.600 (A7/A7R: max. ISO 25 600) und einen gegenüber der A7R überarbeiteten Kontrastautofokus, der besser mit Schwachlichtsituationen und bewegten Objekten zurechtkommen soll.

Außerdem führt Sony mit der A7S die 4K-Videofunktion für vierfache Full-HD-Auflösung ins Alpha-System ein. Mit Modifikationen am Design, Bedienkonzept und an der Ausstattung wie dem OLED-Sucher, dem verstellbaren 3-Zoll-Monitor und der kabellosen Kommunikationsfunktion via WLAN/NFC hält sich Sony dagegen nicht auf; wer die drei A7-Varianten auseinanderhalten will, achtet am besten auf die Typenbezeichnung an der Front.


Sony A7S
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Rauscharme Bilder

Dies ist kein Labor-, sondern ein Praxistest, weil uns nur ein Vorseriengerät zur Verfügung stand - detaillierte Messergebnisse folgen, sobald finale Exemplare auf dem Markt sind. Dann steht die Bildqualität, vor allem bei höheren ISO-Zahlen im Zentrum unseres Interesses. Schließlich verspricht Sony "extrem rauscharme Bilder", da die einzelnen Pixel der A7S mit einem Durchmesser von 8,4 statt nur 4,9 (A7R) bzw. 6 μm (A7) mehr Licht erfassen und die Kamera daher das Signal weniger massiv verstärken muss.

Tatsächlich sehen schon die Ergebnisse des Vorseriengeräts vielversprechend aus: Bei höheren Empfindlichkeiten ließen sich im Vergleich zur A7R durchaus zwei bis drei ISO-Stufen mehr herausholen; und im unteren ISO-Bereich wirken die Bilder der Sony A7S etwas natürlicher, weicher abgestimmt. Wie viele Blenden man mit der S gegenüber einer R dazugewinnt, lässt sich allerdings erst mit einem Serienmodell seriös bewerten, denn speziell an Bildqualität und -abstimmung kann sich bis zur Marktreife der A7S noch eine Menge verändern.

Dass die A7S auf weniger, dafür auf größere Pixel setzt als die beiden Geschwistermodelle, bringt auch fürs Abblenden Vorteile: So treten mit ihr erst ab einer förderlichen Blende von f13,8 Beugungsverluste auf, mit A7/A7R schon ab f9,8/f8. Mit der S kann man also die Schärfentiefe ausdehnen - vorausgesetzt, das Objektiv spielt mit.

Sony A7S
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Kontrastautofokus

Sony stattet die A7S mit einer modifizierten Variante des 25-Feld-Kontrastautofokus der A7R aus. Sowohl bei guten Lichtbedingungen als auch während der blauen Stunde leistete sich das Vorseriengerät kaum Fehler und fokussierte merklich schneller als die A7R. Anscheinend hat Sony das Problem mit der langen Auslöseverzögerung (A7R: 0,44/0,81 s bei 1000/30 Lux) angegangen und Fortschritte erzielt.

Was die AF-Einstelloptionen betrifft, gibt es dagegen keine nennenswerten Neuigkeiten. So bietet auch die Sony A7S wieder neben der Messfeldautomatik, eine Mitten- und eine Spot-Messung, Gesichts-, Lächelerkennung und einiges mehr. Wer manuell fokussieren möchte, kann sich eine Lupenansicht und farbig hervorgehobene Kanten anzeigen lassen ("Focus Peaking").

Neue 4K-Videofunktion

Nach der Panasonic GH4 kann nun auch Sonys A7S 4K-Videos mit 3840 x 2160 Pixeln aufnehmen. Sie verwendet dabei das aus dem XAVC-Profiformat entkoppelte XAVC-S und ermöglicht eine 4:2:2-Aufzeichnung mit 50 MBit/s. Allerdings speichert sie die 4K-Clips nicht auf Speicherkarte, sondern nur über einen per HDMI angeschlossenen 4K-Recorder auf Festplatte.

Der passende 4K-Rekorder Shogun All-in-one 4K HDMI Apple Pro Rs 7" kostet beispielsweise rund 1.450 Euro - zu viel, um die 4K-Option nur spaßeshalber auszuprobieren. Damit dürfte dieses Feature vor allem für Profis von praktischer Bedeutung sein.

Gut, dass die A7S auch ordentliche Full-HD-Videos mit 24 bis 60 Vollbildern pro Sekunde erstellt. Laut Sony liest die Kamera dabei alle Pixel des Sensors aus. Die kontinuierliche Schärfenachführung funktionierte im Test zusammen mit dem Sonnar FE 1,8/55 mm ZA recht unauffällig und treffsicher, hatte lediglich mit zu abrupt wechselndem Motivabstand Probleme.

Praktisch: Wenn der Anwender die Videoaufnahme direkt aus einem der Fotomodi heraus über die rote Taste startet, bleiben die manuellen Einstellungen etwa von Blende, Verschlusszeit und ISO-Zahl (ISO 200 bis 409 600) wirksam.

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Sony A7S

Bilder

Sony A7S: Galerie

Die A7S speichert 4K-Videos mit 3840 x 2160 Pixeln im XAVC-S-Format - allerdings nicht auf Speicherkarte, sondern nur über einen 4K-Recorder auf…

Magnesiumgehäuse

Das abgedichtete, 480 g leichte und erstaunlich kompakte Magnesiumgehäuse übernimmt Sony mehr oder weniger unverändert von der A7R. Es liegt gut in der Hand und macht einen soliden Eindruck. Wie gehabt lässt sich der 3- Zoll-Monitor um 90 Grad nach oben und um etwa 45 Grad nach unten klappen, aber nicht drehen; der große elektronische OLED-Sucher zeigt ein klares, stimmiges Bild, allerdings bei schnellen Kameraschwenks ein leichtes Ruckeln, auch dies mag an dem Vorserienstatus liegen.

Wie in der A7 und der A7R verbaut Sony in der A7S weder Pop-up-Blitz noch Sensor-Shift-Bildstabilisator, und das Auslösegeräusch fällt im Vergleich zu anderen spiegellosen Systemkameras recht laut aus.

Mehr noch stört aber die kurze Laufzeit des Lithium-Ionen-Akkus: Herstellerangaben zufolge liegt sie gemäß CIPA-Standard bei 320 Aufnahmen im Sucher- und bei 380 Bildern im Monitorbetrieb.

Sony A7S
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Außerdem gibt es derzeit nur fünf zum E-Mount-Bajonett passende FE-Objektive, die für das KB-Format gerechnet sind: zwei von Sony und drei von Zeiss mit Brennweiten zwischen 24 und 200 mm. Ein weiteres Vollformat-Zoom FE 4/28-135 mm ist angekündigt. Alternativ dazu kann man auch die für NEX-Kameras entwickelten E-Mount-Objektive einsetzen, allerdings schalten die A7-Vollformater dann auf das APS-C-Format um und reduzieren die Auflösung. Die A-Objektive benötigen einen optionalen Adapter.

Bedienelemente

Trotz ihres breitgefächerten Repertoires an Einstelloptionen lassen sich A7-Kameras effektiv und komfortabel bedienen, sofern man die Funktion der vielen Tasten und Räder bereits verinnerlicht hat.

Neben dem üblichen Modusrad, das die Standardbelichtungs- (Auto, P, A, S, M) und Motivprogramme, den Schwenkpanoramamodus und zwei Benutzerprofile komfortabel zugänglich macht, gibt es je ein universell einsetzbares Einstellrad für Zeigefinger und Daumen. Zudem findet sich oben ein Rad für die Belichtungskorrektur, das allerdings nur Einstellungen von -3 bis +3 Blenden vorsieht. 

Sony A7S
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Wer den gesamten Bereich von -5 bis +5 Blenden nutzen will, muss das Rad auf Position "0" stellen, per Fn-Taste das Schnellmenü öffnen und dort die Belichtungskorrektur vornehmen; dabei kann er entweder mit der Bestätigungstaste in das entsprechende Untermenü wechseln oder den Parameter direkt im Schnellmenü mit dem etwas zu leichtgängigen Rad der Vier-Richtungs-Wippe ändern.

Beim Menü hält sich Sony an ein schlichtes, dafür umso übersichtlicheres Layout mit sechs horizontal aufgereihten Registern. Ihnen untergeordnet sind insgesamt 26 Seiten mit jeweils maximal sechs Einträgen, die sich auf einen Blick erfassen lassen. Trotz der vielen Optionen geht die Navigation im Menü leicht von der Hand - dank der Wahlräder, von denen das vordere zum vertikalen (Ebenenwechsel), das hintere zum horizontalen Scrollen (Register- und Seitenwechsel) dient.

Fazit

Ein Vollformatsensor im schlanken, abgedichteten Gehäuse; eine üppige Ausstattung inklusive WLAN; ein guter OLED-Sucher nebst ausklappbarem Monitor - all das geht fast unverändert von den beiden ersten Modellen der A7-Baureihe an die A7S über.

Während es bei A7 und A7R aber um eine hohe Grenzauflösung geht, punktet die A7S mit ihrem 12,2-Megapixel-Sensor vor allem bei schwachem Umgebungslicht und höheren Empfindlichkeiten - die Ergebnisse des Vorseriengeräts sehen bereits sehr vielversprechend aus.

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Auch die Modifikationen am Kontrastautofokus scheinen geglückt, er funktionierte im Test selbst bei Nacht erstaunlich treffsicher und im Vergleich zur A7R schneller. Wer die 4K-Videofunktion nutzen will, muss für das Zusatz-Equipment tief in die Tasche greifen. Kritikpunkte sind das noch recht übersichtliche FE-Objektivsortiment und die kurze Akkulaufzeit - was sich mit dem Serienmodell ändern kann.

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