Testbericht

Sigma SD1 - im Praxistest

7.8.2011 von Sabine Schneider

3 x 15 Megapixel - mit der SD1 verdreifacht Sigma die Auflösung gegenüber dem Vorgängermodell. Allerdings kostet das neue Topmodell 7400 Euro - hier als Vorserienmodell im Praxistest.

ca. 3:40 Min
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VG Wort Pixel
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Foveon-X3-Sensor nun mit 15 Millionen Pixeln auf allen drei Schichten und in APS-C-Größe verbaut in einem witterungsbeständigen Gehäuse aus robuster Magnesiumlegierung - die technischen Eckdaten zum neuen Top-Modell aus dem Haus Sigma klingen verlockend. Die interne Bildverarbeitung der SD1 übernimmt ein Dual-True-II-Prozessor. Großer Sucher und 3-Zoll-Monitor sind weitere Eckwerte des 7400-Euro-Modells. Mit der SD1 hat Sigma aber nicht nur die Auflösung deutlich gesteigert, sondern setzt auch die Tradition von SD9, SD14, SD15 fort und bietet als einziger Hersteller eine SLR mit Dreischichtsensor an. Bei den Objektiven hat der Fotograf die Wahl zwischen zirka 40 Sigma-Zooms und -Festbrennweiten.

Foveon X3: dreischichtiger Sensor

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Der eingebaute Blitz bietet einen Ausleuchtwinkel von bis zu 17 mm Brennweite und kann mit einer Verschlusszeit von 1/180 s synchronisiert werden.
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Im Gegensatz zu Standardsensoren sind die Pixel nicht auf einer Fläche, sondern in drei Schichten für die Farben Rot, Grün und Blau, untereinander angeordnet. Der Sensor zeichnet so für jeden Pixel die Grundfarben separat auf. Vorteil: Er kann für jeden Bildpunkt exakt die Farbanteile messen. Allerdings ergibt nur die Addition dieser drei Schichten die von Sigma postulierte Auflösung von 46 Megapixeln (3mal 4800 x 3200 Pixel). In der Praxis entspricht erfahrungsgemäß die tatsächliche erreichte Gesamtauflösung eines Foveon-Sensors in etwa der doppelten Auflösung einer Einzelschicht im Vergleich zu einem "Normal"-Sensor. Der SD1-Sensor dürfte damit bei rund 30 Megapixeln liegen - auch das ist ein aktuell nur von Mittelformatkameras übertroffener Wert. Gegenüber dem Vorgängermodell hat Sigma aber nicht nur die Auflösung gut verdreifacht, sondern auch die Sensorfläche vergrößert, und arbeitet nun mit einem APS-C-Sensor. Zur Bildqualität können wir noch nichts sagen, da es sich um ein Vorserienmodell handelt. Doch ein paar Probeschüsse (ISO 100) waren mehr als nur vielversprechend mit sehr hohem Detailreichtum.

Solides Magnesium-Gehäuse

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Das 3 Zoll große Display löst mit 153000 RGB-Bildpunkten auf und lässt sich auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut ablesen. Gespeichert wird auf CF-I-Karten.
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Macht die Auflösung dem Mittelformat Konkurrenz, gilt dies für das Gehäusegewicht nicht. Selbst gegenüber einer vollformatigen Profi-DSLR ist die SD1 mit 700 g ein Leichtgewicht. Nichtsdestotrotz wirkt sie solide: Das Gehäuse ist aus einer stabilen Magnesiumlegierung gefertigt und liegt mit seinen kompakten Maßen gut in der Hand. Dafür sorgt unter anderem eine beschichtete Wulst im Griffbereich des Daumens sowie eine Auskerbung für Zeige- oder Mittelfinger der rechten Hand am Batteriehandgriff vorne. Der Wetterschutz sollte rauen Bedingungen genügen: Bedienknöpfe und Anschlüsse sind mit O-Abdichtungen gegen Staub und Nässe geschützt. Eine aktive Sensorreinigung gibt es zwar nicht, dafür ist das Bajonett mit einem Staubschutz ausgerüstet, der Bereich darum wurde abgedichtet.

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In puncto Anschlüsse und Schnittstellen beschränkt sich die SD1 auf die Grundausstattung: USB 2.0/Video-Out, Fernauslöse- und Kabelbuchse für einen externen Blitz.
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Zur Bildkontrolle dient das rückseitige 3-Zoll-Farb-Display, das mit 153000 RGB-Pixeln gut, aber nicht sehr hoch auflöst. Der SLR-Sucher geht mit 98 Prozent Bildfeldabdeckung und einer  Vergrößerung von effektiv 0,62x in Ordnung und entspricht einer Nikon D300s oder Canon 7D. In puncto Belichtung werden eine 77-Segment-Mehrfeldmessung, mittebetonte Integral und Spotmessung sowie Belichtungsreihenautomatik mit maximal + 3 EV in 1/3-EV-Schritten geboten. Das AF-System arbeitet mit 11 Doppelkreuz-Sensorfeldern für eine hohe Fokussiergenauigkeit. Tatsächlich scheint auch der Autofokus nun zügiger zu arbeiten, Messwerte folgen. Die DR-III-Speichertechnik soll eine schnelle Datenverarbeitung der großen Farbmengen ermöglichen: Laut Hersteller schafft die Kamera Reihenaufnahmen mit 5 B/s und bis zu sieben RAWs pro Reihenaufnahme-Sequenz.

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Der Empfindlichkeitsbereich reicht von 100 bis maximal ISO 6400. Eine ISO-Auto- oder Reihenfunktion gibt es nicht. Kontrast, Schärfe und Sättigung lassen sich separat einstellen.
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Verbessertes Bedienkonzept  Die Bedienung der Kamera ist zunächst gewöhnungsbedürftig und die Navigation  durchs Menü nicht immer schlüssig. Da die Knöpfe aber übersichtlich angeordnet sind, bekommt man das schnell in Griff. Blende und Verschlusszeit lassen sich über eigene Wahlräder einstellen. Oben befinden sich Tasten für Belichtungsmodus und -korrektur, rechts und links vom Sucher je ein Einstellrad für Aufnahme- und Programmmodi plus drei Custom-Funktionen. Die zweite Einstellebene öffnet die Function-Taste: Nun kann der Fotograf mit Vierrichtungswippe und OK-Taste auf dem Monitor die wichtigsten Einstellungen auswählen und verändern. Ein doppelt belegtes "Quick-Set"-Menü erlaubt darüber hinaus den direkten Zugriff auf häufig benutzte Funktionen.

In puncto Ausstattung muss man sich mit den klassischen Dingen begnügen: Bilder lassen sich als RAWs oder JPEGs aufnehmen. Bei den Grundeinstellungen lassen sich Schärfe, Kontrast und Farbsättigung steuern. Natürlich sind auch Weißabgleich, Belichtungskorrektur etc. justierbar. Doch mehr als eine Videofunktion werden viele den Live-View oder einen Remote-Anschluss gerade im Studio vermissen. Immerhin hat die SD1 einen Blitz mit Leitzahl 11 und S-TTL-Blitzsteuerung an Bord. Die kürzeste Synchronzeit beträgt 1/180 s. Externe Blitze lassen sich über den Blitzschuh oder die Kabelbuchse anschließen. Blitzbelichtungsreihen kann die SD1 nicht anfertigen. Wenn die Kamera eine Bildserie speichert, reduziert sie zudem das Tempo anderer Funktionen und reagiert etwas verzögert auf Einstellungen.

Fazit: Mit den SD1 bringt Sigma nicht bloß das nächste Modell: der exklusive Foveon-Dreischicht-Sensor bleibt, aber Auflösung und Fläche steigen deutlich an. Sigma hat auf Kritik reagiert und Ausstattungsdetails wie Sucher und Monitor verbessert, auch wenn einige Details gewöhnungsbedürftig  bleiben. Sie kostet allerdings 7400 Euro. Das zahlen auch einige Amateure, aber in erster Linie Profis, denn aus deren Sicht ist das für eine Kamera in der 30-Megapixel-Klasse eher "günstig". Im Studio könnte die fehlende Live-View-Funktion ein Problem sein, Reporter verlangen zudem Tempo und hohe Empfindlichkeiten. Entscheidend werden drei Punkte sein: Rechtfertigt die Bildqualität den Preis, stimmt die Performance, kann Sigma genügend Objektive liefern, die 30 Megapixeln standhalten.

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