Kompaktkamera
Sigma dp2 Quattro im Test
Wir haben die Sigma dp2 Quattro im Test. Das Urteil zur Kompaktkamera: "eine Besinnung auf die wesentlichen Werte der Fotografie".
- Sigma dp2 Quattro im Test
- Datenblatt
Sigma dp2 Quattro im Test: Megapixel sind schon lange nicht mehr der entscheidende Indikator für die Bildqualität. Sigma nennt nun gleich mehrere Megapixelzahlen zur dp2 quattro: effektive 29 Megapixel, 39 Megapixel-äquivalente Auflösung oder eben doch nur 20 Megapixel. So richtig passt der Sensor der neuen Sigma dp2 Quattro nicht ins übliche und einfache Technikraster.
Aber das gilt auch für die anderen Eckpunkte: Eine Kompaktkamera mit großem Sensor im APS-C-Format, dafür aber mit Festbrennweite sowie ohne WLAN und Videofunktion - das klingt nicht nach Massenware. Doch gerade engagierte Fotografen werden sich die Kamera dennoch genau anschauen, denn mit dem Foveon-CMOS-Sensor bietet Sigma, eigentlich eher als Objektivhersteller bekannt, eine spannende Eigenentwicklung.
Dreischichtsensor
Bei den üblichen Sensoren sitzen alle Pixel nebeneinander und vor ihnen eine Farbfilterschicht mit winzigen Mikrofiltern in Rot, Grün und Blau. Die ordnen jedem Pixel eine Farbe zu, für die er dann empfindlich ist. Zugleich kann die Kamera so je Bildpunkt nur eine Farbinformation erfassen und muss die anderen aus den Farbinformationen der Nachbarpixel hinzurechnen - das kostet Auflösung und Feinzeichnung. Beim Foveon-Sensor saßen bisher je Bildpunkt drei Fotodioden untereinander, von denen jeder einer der RGB-Farben zugeordnet war. Auf diese Weise erfassten Sigma-Kameras je Bildpunkt alle drei Farbinformationen.
Um die Farben zu trennen, nutzt Sigma die Lichtabsorptionseigenschaften von Silizium, denn Licht dringt, je nach Wellenlänge (also Farbe), unterschiedlich tief in das Silizium ein und erreicht so eine andere Fotodiode. Nun arbeitet Sigma in den neuen Quattro-Modellen mit drei unterschiedlich auflösenden Farbschichten des 23,5 x 15,7 mm großen und damit leicht über APS-C-Größe liegenden Sensors: Auf eine Auflösung von 20 Megapixeln kommt die oberste für Blau ausgelegte Schicht. Die darunter liegenden Schichten für Grün und Rot haben jeweils 4,9 Megapixel. RAW-Bilder haben somit die Auflösung von 5424 * 3616 Pixel der ersten Sensorschicht, schließlich erfolgt die Interpretation der Bilder erst in der Nachbearbeitung.
JPEG-Bildern haben in höchster Auflösung dagegen 7680 * 3296 Pixel und somit gute 25 Megapixel Auflösung. Typisch in dieser Klasse ist die Festbrennweite, wobei die 30 mm Brennweite 45 mm äquivalent zum Kleinbildformat entspricht - die klassische Porträtgröße - damit wohl das gängigste Modell ist. Parallel dazu werden, wie bei der Vorgängerin, in den nächsten Wochen die Versionen dp1 Quattro mit 19 mm Weitwinkel (28 mm KB-Äquivalent) und dp3 Quattro mit 50 mm und somit 75 mm KB-Äquivalent folgen.
Bedienung
Verpackt ist die spannende Technik in einem nicht minder ungewöhnlichen Gehäuse: Wirklich kompakt kann man die Sigma dp2 Quattro nicht nennen, sie ist größer als so manche APS-C-Kamera. Mit dem schwarzen hochwertigen Metallgehäuse und dem kantigen Design signalisiert sie ihren Status und nicht zuletzt auch den Preis.
Dementsprechend hochwertig ist die Verarbeitung. Hier haben alle Tasten einen tadellosen Druckpunkt, und die beiden Einstellräder rasten satt und lassen sich dennoch angenehm mit einem Finger bedienen. Auch in Sachen Ergonomie hat das Gehäuse seine Vorzüge, denn der rechte Griff liegt gut in der Hand, und die Tasten sowie das hintere Einstellrad lassen sich mit dem Daumen, das vordere Einstellrad dagegen mit dem Zeigefinger gut erreichen.
Der Haken am Design: So richtig jackentaschentauglich ist die Kamera leider nicht mehr, wobei hier zudem das relativ hohe Gewicht von einem knappen halben Kilogramm hinderlich ist. Doch als Kompaktkamera will Sigma die dp2 Quattro auch nicht verstanden wissen. Schon die Bedienung zeigt, dass man sich an engagiertere Fotografen richtet: Gerade für die manuelle Aufnahmesteuerung sind die zwei Einstellräder enorm flott und eingängig. Geschickt ist die Quickset-Taste, die alle wichtigen Einstellungen auf dem 3-Zoll Display präsentiert. Mit der Kreuzwippe wählt man den einzustellenden Wert aus, die Einstellräder dienen der Parameterauswahl.
Im übersichtlich strukturierten Menü kann man zudem das Quickset-Menü individuell mit Funktionen bestücken. Um zwischen manueller Steuerung, Programm- und Zeitautomatik umschalten zu können, gibt es oben auf der Kamera die Mode-Taste, über die man auch an die drei individuellen Customer-Settings gelangt. Das passende Feld für den Autofokus kann man über einen Druck nach unten auf der Kreuzwippe erreichen. Dreht man dann noch an einem der Einstellräder ändert sich die Größe der Messfelder. Zudem kann man eine Gesichtserkennung zuschalten, sodass der Autofokus bei Porträt eine bessere Leistung bringen soll - in der Praxis ist der Unterschied allerdings nicht auszumachen.
In die Wiedergabe kommt man mit der direkt neben dem Display befindlichen Taste, wobei hier die Kreuzwippe für die Bildauswahl, die Einstellräder wahlweise für eine Bildübersicht von neun Bildern oder den digitalen Zoom ins Bild um Faktor 10 dienen. So lässt sich die Schärfe und Bildrauschen direkt nach der Aufnahme sehr gut beurteilen. Wobei das direkt relativ ist: Die Kamera zeigt zwar recht schnell ein Vorschaubild, speichert aber währenddessen noch ab. In dieser Zeit ist ein Zoom ins Bild nicht machbar.
Da die Kamera enorme Datenmengen sichern muss, haben wir beim Test schnell von der anfangs genommenen Class 6 SD-Karte auf eine schnellere SDXC-Karte nach UHS-I umgestellt - selbst dann muss man noch nervende Wartezeiten in Kauf nehmen. Immerhin: Beim Fotografieren hindert es kaum, denn die Kamera arbeitet mit einem internen Speicher, der bis zu sieben Bilder puffert.
Ausstattung
Nicht nur, aber auch während der Wiedergabe, beherrscht die Kamera ein Helligkeitswarnung und signalisiert mit blinkenden roten Bildbereichen, wo durch Überbelichtung keine ausreichende Zeichnung vorhanden ist. Als Hilfsmittel dient zudem das Histogramm, das es in der Wiedergabe auch aufgesplittet auf die Farbkanäle gibt. Zudem hat Sigma eine Anzeige für die Wasserwaage integriert, wobei diese nicht ganz so feinfühlig reagiert. Der relativ stark spiegelnde Monitor ist gerade im Außenbereich nicht immer optimal - immerhin bekommt er durch die geschickt platzierten Tasten keine Fingertapser. Wer auf den Sucher nicht verzichten will, findet bei Sigma die Sucherlupe VF-11 für 170 Euro.
Im Gegensatz zur Vorgängerin gibt es bei der dp2 Quattro nicht mal mehr einen Videomodus in niedriger SD-Auflösung, was angesichts der Konkurrenz, die schon in Richtung 4K-Video geht, merkwürdig anmutet. Ganz kostenlos steht dagegen die Software Sigma Photo Pro 6.0 auf der Herstellerwebseite bereit - Auf diesen RAW-Konverter ist man aktuell angewiesen, denn kein anderes Bildbearbeitungsprogramm unterstützt derzeit die Sigma-RAW-Formate. Um so bedauerlicher, dass die Bedienoberfläche an die Bedienkonzepte der Vergangenheit erinnert, somit wenig ansprechend wirkt und gewöhnungsbedürftig ist. Gerade auf höherauflösenden Displays sind beispielsweise die runden Schaltflächen zu klein und die noch kleinen Schieberegler nur schwer zu greifen.
Leistung
Wegen des großen Sensors haben wir die dp2 Quattro, wie alle APS-C-Modelle mit festeingebautem Objektiv, im Messlabor nach dem Testraster der SLRs gemessen. Dabei erreicht die Kamera besonders im RAW-Modus erstaunliche Resultate bei der Auflösung. Quer durch alle ISO-Empfindlichkeiten bleiben die Kurven bist zur Nyquist-Grenze auf einem außerordentlich hohen Niveau, das deutlich über dem Kontrastwert von 0,1 liegt. Wie die Auflösung ist auch die Feinzeichnung bis ISO 100 auf dem Niveau einer Nikon D810 mit 36-MP-Vollformatsensor.
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Zugleich fällt jedoch ein leichtes Rauschen auf, das man aber in der RAW-Bearbeitung problemlos wegbekommt. Im direkten Vergleich wirken die Sigma-Bilder noch etwas detailreicher, aber auch ein wenig überschärft. Bei ISO 400 lässt die Abbildungsleistung bereits sichtbar nach, ist aber noch auf hohem Niveau. ISO 800 ist dann etwas für Ausnahmefälle, und von ISO 1600 sollte man wenn möglich die Finger lassen. Am ehesten ist ISO 1600 noch als SW-Bild nutzbar.
Im JPEG-Modus kann auch diese Sigma nicht überzeugen: Schon bei ISO 100 nimmt die Kamera eine deutliche Kantenanhebung vor - nicht immer zum Positiven des Bilds. Ähnliches zeigt sich beim Bildrauschen, das im RAW-Modus deutlich beherrschbarer bleibt. Höhere Empfindlichkeiten verlieren im JPEG-Modus deutlich gegenüber den RAW-Bildern. Unsere Testergebnisse basieren deswegen auf den RAW-Daten. Besonders lichtstark ist offensichtlich auch die neue Foveon-Sensor-Generation nicht. Klare Aussage: Wer mit der dp2 Quattro fotografiert, sollte RAWs machen und möglichst nicht über ISO 400 gehen.
Im Serienbildmodus erreicht die Kamera 3,7 Bilder in der Sekunde, wobei bereits nach sieben Bildern Schluss ist, und die Kamera erst mal die Daten aus dem Puffer auf die Speicherkarte schreiben muss. Wer so lange fotografiert, stellt schnell fest, dass die Kamera besonders auf der Seite der Speicherkarte etwas mehr als handwarm wird. Der Stromverbrauch ist hoch, und mit gutem Grund legt Sigma erneut zwei Akkus bei.
Nicht besonders schnell fällt die Einschaltverzögerung aus: 3,5 Sekunden sind wenig schnappschusstauglich. Die lange Zeit vom Einschalten bis zum ausgelösten Bild geht auch auf die Rechnung des Autofokus': Bei Tageslicht vergeht eine gute halbe Sekunde für das Fokussieren und Auslösen. Bei Schwachlicht benötigt die Kamera noch etwas länger, was in der Praxis spontane Porträts auf Veranstaltungen mit wenig Licht verhindert.
Fazit
Der Akku ist permanent leer, der Autofokus nun schneller, aber immer noch nicht richtig schnell, und wer die Schärfe eines gerade gemachten Bildes prüfen will, muss erst mal warten. Wer auf Bildqualität Wert legt, sollte RAW statt JPEGs fotografieren, und Bilder ab ISO 800 zeigen generell eine maximal mäßige Qualität - und dafür 950 Euro zahlen? Ja, denn wer eine Kamera sucht, die bei ISO 100 auch nur mithalten kann, muss zu einem Vollformatboliden im Rang einer Nikon D810 greifen. Eine D810 kostet jedoch 3230 Euro und wiegt mit Objektiv ein Mehrfaches. Zudem ist die Festbrennweite bereits bei offener Blende sehr gut nutzbar, das Bedienkonzept der Kamera ok und die Verarbeitung tadellos - Kauftipp Bildqualität ISO 100.
SIGMA DP2 Quattro
SIGMA DP2 Quattro | |
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Hersteller | SIGMA |
Preis | 950.00 € |
Wertung | 51.0 Punkte |
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