Systemkamera

Panasonic Lumix DMC-GF7 im Test

8.4.2015 von Reinhard Merz

Kleiner, leistungsfähiger und verspielter - so lässt sich die Panasonic Lumix DMC-GF7 beschreiben. Die neueste Systemkamera mit dem 16-Megapixel-Sensor für rund 500 Euro offenbart im Test mehr Selfie-Funktion denn je.

ca. 6:35 Min

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Testbericht
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Panasonic Lumix DMC-GF7
Panasonic Lumix DMC-GF7
© Panasonic

Panasonic baut beim Lumix DMC-GF7 um den bewährten Micro-Four/Third-Sensor ein absolut miniaturisiertes Gehäuse und folgt zugleich dem Selfie-Trend. Und das meint nicht nur das um 180° schwenkbare Display. Die Ingenieure haben sich deutlich mehr Gedanken gemacht, wie man Fotografen, die selbst aufs Bild wollen, am besten unterstützen kann. Heraus kamen neue Auslösemöglichkeiten: Sobald sich zwei Gesichter einander nähern, löst die GF7 automatisch innerhalb von 3 Sekunden aus. Buddy-Auslösemodus nennt sich das dann. Und der Gesichtsauslöser wird aktiviert, wenn das Gesicht kurz von einer winkenden Hand bedeckt wird. Auch dann macht es nach 3 Sekunden klick.

Die wildeste Funktion von allen heißt Jump Snap - für den Fall, dass Sie sich selbst beim Springen fotografieren wollen. Dabei dient das Smartphone als Fernsteuerung der Kamera und sein Beschleunigungssensor löst auf dem höchsten Punkt des Sprungs die Kamera aus. Das klingt alles irgendwie schräg, funktioniert aber halbwegs gut.

Vollwertige Systemkamera

Dass man für rund 500 Euro aber mehr erwartet als ein paar nette Gimmicks, versteht sich von selbst. Darf man auch, denn die GF7 ist eine vollwertige Systemkamera. Die Sensor-Technik ist weitgehend identisch mit der der Lumix DMC-GM5 (Test), das Autofokus-Modul kommt auch bei den Modellen Panasonic Lumix GX7 (Test) und Panasonic Lumix GM1 (Test) zum Einsatz - bewährte Technik also, die hier in einem extrem kompakten Gehäuse untergebracht ist. Sieht man vom deulich herausragenden Objektiv ab, ist die GF7 kaum größer als die Kompaktkamera Lumix DMC-LF1 (Test) aus gleichem Haus - obwohl die Fläche des Micro-Four-Third-Sensors der GF7 fast sechsmal so groß ist wie die des 1/1,7-Zoll-Sensors der LF1.

Gehäuse und Ausstattung

Äußerlich kommt sie recht nostalgisch daher, mit silberner, leicht matter Oberfläche und Bedienelementen. Die genarbte Belederung am Kameramittelteil unterstützt das Retro-Design, das an die GM-Reihe erinnert, hat aber auch eine klare Funktion: Sie bewirkt ein sicheres Haltegefühl. Mit 107 x 65 x 33 Millimetern ist die GF7 kaum größer als eine bessere Kompakte. Der Kamerabody wiegt ohne Objektiv nicht mal 240 Gramm, das Standardobjektiv Lumix G Vario 12-32mm / F3,0-5,6 O.I.S (entspricht 24 bis 64 mm KB) bringt gerade mal 70 Gramm auf die Waage. Mit diesem Gesamtgewicht (310 Gramm) ist sie ein echter Alltagsbegleiter, der - abhängig von der verwendeten Optik - auch noch in die Jackentasche passt.


Panasonic Lumix Gehäuse
Selbst mit eingesetztem Objektiv wiegt die Kamera gerade mal 310 Gramm und passt noch in die Jackentasche. Die Tasten und das Moduswahlrad auf der Gehäuseoberseite sind übersichtlich angeordent und sauber verarbeitet.
© Panasonic

Blitz und Bildstabilisator

Auf der Oberseite hat die GF7 einen Höcker, hinter dem man einen elektronischen Sucher vermutet. Das hat sie aber nicht, auf dieses Feature müssen GF7-Besitzer verzichten. Stattdessen kommt hier ein eingebauter Blitz herausgeschnellt, den ein kleiner Schieber freigibt. Man kann ihn sanfter ausfahren, wenn man mit der Hand, den allzu kräftigen Schwung etwas dämpft. Der Blitz ist mit Leitzahl 4 kein Lichtriese, zum Aufhellen bei Gegenlicht oder in kleineren Räumen aber durchaus hilfreich. Einen Blitzschuh für externe Aufsteckblitze gibt es nicht. Ein optischer Bildstabilisator ist eingebaut und ein Gewinde erlaubt das Einschrauben von Filtern am Objektiv. Die Kamera ist insgesamt solide und sauber verarbeitet, das Stativgewinde liegt nahe der optischen Achse und die Abdeckung für die Steckanschlüsse schließt gut.

Tasten und Bedienelemente

Die metallisch glänzenden Tasten und das Moduswahlrad an der Kameraoberseite sind von guter Qualität und übersichtlich angeordnet. An der Kamerarückseite sind weitere vier Tasten und ein Vierwegetaster mit Drehfunktion. Alle Tasten sind gut gegen unbeabsichtigtes Drücken geschützt. Die Bohrungen sind angesenkt und die Tastenoberflächen schließen plan mit der Gehäuseoberfläche, das bewirkt zuverlässigen Schutz. Die Kennzeichnung der Bedienelemente ist allerdings etwas filigran und nicht deutlich zu erkennen.

Display

Das 3-Zoll-Display hat 347.000 RGB-Bildpunkte und stellt Kontrast, Helligkeit und Farben sauber dar. Die Schärfe ist knackig. Das Display ist um bis zu 180 Grad nach oben schwenkbar - Voraussetzung für die Selfies, auf die der Hersteller großen Wert legt. Auch einfache Touchfunktionen sind realisiert, Panasonic nennt das "Display mit statischer Touchkontrolle". Die Symbole sind aber generell sehr klein und mitunter schwer zu erkennen. Die Touchbedienung wird so zum Kunststück und erfordert winzige Finger oder ein Hilfswerkzeug. Positiv am Display: Helligkeit, Kontrast, Sättigung sowie Rot- und Blauton können verändert werden und die Schriftgröße im Menü ist angenehm groß und deutlich.

Autofokus und Belichtung

Der Kontrast-AF arbeitet mit 23 Messpunkten und bietet neben der automatsichen Messfeldwahl auch Verfolgungs-AF, Einzelfeld-AF und Touch-AF. Für manuelles Scharfstellen ist eine Fokus-Peaking-Funktion mit an Bord. Das Kit-Objektiv 12-32 mm ist dafür aber ungeeignet - es hat nur einen Zoom-, aber keinen Fokusring. Mit gemessenen AF-Zeiten von 0,33s bei 300 Lux und 0,47 s bei 30 Lux liegt die GF7 im Mittelfeld. Für die Bildaufzeichnung ist ein Micro-Four-Thirds-Sensor mit 16 Megapixeln Auflösung zuständig, der elektronischmechanische Verschluss ermöglicht ultrakurze Belichtungszeiten bis 1/16.000 Sekunde.

Panasonic Lumix DMC-GF7 Display
Das Display im 3-Zoll-Standardformat verfügt über Touch-Funktionen und lässt sich bei Bedarf um 180 Grad nach oben klappen. Helligkeit, Kontrast und Farbsättigung sind einstellbar.
© Panasonic

Zudem verfügt die GF7 über einen lautlosen Modus, in dem die Kamera nur den elektronischen Verschluss verwendet und geräuschlos auslösen kann. Die Lichtempfindlichkeit reicht von ISO 200 bis 25.600 und kann manuell auch auf ISO 100 nach unten erweitert werden. Empfindlichkeiten oberhalb von ISO 1600 sind aber auch hier mit Vorsicht zu genießen.

Moduswahl

Das Moduswahlrad bietet die bekannten Voreinstellungen von P, A, S, M und Panorama sowie weitere fünf Optionen für den Kreativsektor, darunter drei häufig vorkommende Motivtypen (Landschaft/ Portrait/Kinder). Auch Belichtungsreihen (Bracketing) sind möglich. Serienaufnahmen schwächeln im RAW-Format: Fünf Bilder pro Sekunde sind Okay, aber bei acht Aufnahmen pro Serie ist im RAW-Format Schluss. JPEGs sind mit etwa 5,8 Bildern pro Sekunde zwar nur minimal schneller, dafür zeichnet die GF7 sie mit unbegrenzter Serienlänge auf, bis die Karte ganz voll ist.

Bedienung

Wird die Kamera eingeschaltet erscheint am Display die Meldung: "Zoomring drehen, um das Objektiv auszufahren" Eine leichte Rechtsdrehung des äußeren Rändelrings schaltet die Kamera an. Die Brennweite wird durch Drehung am Zoomring verändert, komplett mechanisch. Je nach gewählter Einstellung am Moduswahlrad kann die Kamera im Menü konfiguriert werden.

Die üppigen Einstellmöglichkeiten erfordern eine deutliche und verständliche Menüführung, damit alle Positionen auf möglichst kurzem Weg erreichbar sind. Das ist mit einer so geringen Anzahl von Bedienelementen nicht zu schaffen. Abhilfe bringen hier üblicherweise Fn-Tasten, die es erlauben, individuelle Funktionen auf ein anderes Bedienelement zu verlagern. Panasonic lagert die Funktionen auf sogenannte Touchpoints am Kameradisplay aus.

Der Menüpunkt "Fn Tasteneinstellung" bringt eine grafische Darstellung auf dem Display zur Anzeige. Jedem der sechs Symbole kann, per Touch, eine individuell ausgewählte Funktion zugewiesen werden. Diese bleibt dann bis zur gezielten Änderung gespeichert. Wem das zu kompliziert klingt, der kann relevante Einstellparameter mit einem einzigen Tastendruck über die Taste Quick-Menü aufrufen. Lediglich die Fn1-Taste an der linken Kameraoberseite ist noch als Taste ausgebildet.

Automatikmodus

Hat man gar keine Lust oder Zeit, irgendwelche Parameter einzustellen, hilft die iA-Taste an der Kameraoberseite, links neben dem Auslöser. Durch einmaliges Betätigen dieser Taste befindet man sich im Automatikmodus und kann einfach drauflos fotografieren. Mit diversen Filtereffekten (Creative Control genannt) kann man Fotos und Videos direkt in der Kamera künstlerisch bearbeiten. Mit der Panoramafunktion lassen sich durch horizontales oder vertikales Schwenken Panoramabilder aufnehmen. Auch können aufeinanderfolgende Bilder in der Kamera zum Zeitraffervideo zusammengesetzt werden.

Videos

Videos unterstützt die GF7 in Full HD mit 1920 x 1080 50p in den Formaten AVCHD Progressive und MP4 mit Stereoton. Kontinuierlicher Autofokus ist dabei möglich. Die Kamera per WiFi mit Smartphone oder Tablet zu verbinden geht schnell und einfach durch Drücken der WiFi-Taste oder das Einlesen eines QR-Codes. Ein komfortables NFC-Modul fehlt allerdings.

Bildqualität

16-Megapixel-Sensor und Venus-Bildprozessor liefern bei ISO 100 und 400 eine hohe Grenzauflösung über 1700 LP/BH und bis ISO 1600 über 1600 LP/ BH. Allerdings ist die Kantenanhebung kontrastreicher Strukturen bei allen Empfindlichkeiten sehr kräftig bis überzogen. Das kann zu Störungen an harten Kanten führen und wird mit einem Punktabzug belegt. Das Rauschen bleibt bis ISO 1600 (VN 1,3) im Rahmen, und die Feinzeichnung schlägt sich bis ISO 800 recht wacker, auch wenn leichte Verluste bereits sichtbar sind. Darüber geht es erwartungsgemäß nach unten. Die Dynamik erreicht bis ISO 6400 durchgängig Werte von mindestens 9,7 Blenden.

Fazit

Panasonic hat bei der Lumix DMC-GF7 ziemlich viel richtig gemacht. Für eine Einsteiger-Systemkamera zum Preis von rund 500 Euro können sich die 50 Punkte sehen lassen. Sie ist so ziemlich mit allem ausgestattet, was man sich von einem modernen Gehäuse wünscht - WLAN, Touchscreen und Klapp-Display inklusive. Für einen Sucher hat der Platz jedoch nicht gereicht und der Akku ist ein wenig schwachbrüstig - auch das ist ein Preis für die sehr kompakte Bauweise.

Sehr erfreulich dagegen, dass man keine unnötigen Kompromisse bei der Bildqualität gemacht hat, auch wenn wir uns - wie so oft - gewünscht hätten, dass die Bilder intern weniger bearbeitet werden. Auch bei der Bedienung kann die GF7 punkten: Gute Technik und schlaue Menüführung entzerren das komplexe System und machen es geschmeidig. Insgesamt ist die Kombination aus kompakter Kamera und hoher Bildleistung einen Kauftipp Kompakt wert.

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