Spiegellose Systemkamera

Olympus OM-D E-M5 im Test

18.4.2012 von Karl Stechl

Die Olympus OM-D E-M5 geht im Test mit dem schnellsten Kontrast-AF ins Rennen, den eine spiegellose Systemkamera derzeit zu bieten hat. Zudem kommt die neue Micro-Four-Thirds-Kamera mit 16-Megapixel-Sensor, eingebautem elektronischen Sucher, Schwenkmonitor und einem Metallgehäuse, das gegen Spritzwasser abgedichtet ist- ein Novum beiden Spiegellosen. Überzeugt auch die Bildqualität?

ca. 9:15 Min
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Testbericht
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  1. Olympus OM-D E-M5 im Test
  2. Datenblatt
Olympus OMD, E-M5
Olympus OMD, E-M5
© Olympus
EUR 332,79
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Pro

  • Fünffache Bildstabilisierung
  • Optisch einer klassischen SLR sehr ähnlich
  • Große Obkektivauswahl durch Micro-Four-Thirds-Standard
  • Geschützt vor Staub- und Spritzwasser
  • Exzellente Dynamik

Contra

  • Texturverluste bei ISO 1600/3200
  • Aufsteck-Systemblitz anstatt integriertem Gerät
  • Monitor gelegentlich grünstichig
  • Unmenge an Funktionen und Parametern

Vor 40 Jahren brachte Olympus mit der OM-1 eine Spiegelreflexkamera auf den Markt, die ein über die Jahrtausendwende hinaus gepflegtes Kamerasystem mit Kultstatus begründete. Mit der OM-D lässt Olympus die Legende wieder aufleben, natürlich mit digitalem Innenleben. Und auch wer keine alte OM in der Vitrine stehen hat, kann sich anhand von Produktabbildungen im Web leicht davon überzeugen, dass die Konstrukteure der OM-D durchaus Designanleihen beim Analogklassiker genommen haben. Zwar fällt der Sucherhöcker jetzt etwas weniger eckig aus und vorne am Gehäuse ist ein Handgriff angedeutet - in der Frontansicht aber ist die Verwandschaft nicht zu leugnen. Und das heißt gleichzeitig, dass die OM-D einer klassischen SLR-Kamera viel ähnlicher ist als das Gros spiegelloser Systemkameras.

Dass Olympus der OM-D den Beinamen E-M5 gegeben hat, lässt darauf schließen, dass auch jetzt wieder der Grundstein für ein neues Kamerasystem gelegt werden soll - neben der Pen-Reihe, aber zugleich kompatibel zum Pen-System und insbesondere den Micro-Four-Thirds-Objektiven: Als Vertreterin des Micro-Four-Thirds-Standards stehen der OM-D eine große Anzahl an Objektiven aus dem eigenen Haus und von Fremdherstellern zur Verfügung; dazu kommen die vielfältigen Möglichkeiten von Objektivadaptionen aufgrund des systemtypisch kleinen Auflagemaßes. In Kombination mit dem Setobjektiv M.Zuiko Digital 3,5-6,3/ 12-50 mm soll die OM-D E-5M rund 1300 Euro kosten; für das Gehäuse alleine, wahlweise in Schwarz oder Silber, wird man um 1100 Euro anlegen müssen.

Gehäuse mit Spritzwasserschutz

Wenn ein digitaler Nachfahre eines Kameraklassikers an den Start geht, erwartet man sich einen rumdum soliden Auftritt. Und den bekommt man bei der OM-D zweifellos geboten. Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung; es wirkt zugleich edel und robust. Außerdem ist es - ein Novum bei den Spiegellosen - gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, was auch für das 12-50-mm-Setobjektiv gilt. Zoomen kann man wahlweise durch Drehen am Ring oder motorisch unterstützt. Im zweiten Fall wird der Ring jeweils nur ein kleines Stück nach links Richtung "Tele" oder nach rechts Richtung "Wide" gedreht, den Rest erledigt der Motor - praktisch vor allem beim Filmen. Per Knopfdruck wechselt man in den Makromodus.

An der Kamerarückseite findet der Daumen an einem Gummistopper zuverlässig Halt; der Belag des Handgriffs vorne könnte dagegen etwas griffiger sein. Anstatt eines integrierten Ausklappblitzgeräts, für das die Konstrukteure offenbar keinen Platz mehr gefunden haben, wird ein kleiner Aufsteck-Systemblitz mit Leitzahl 10 bei ISO 200 mitgeliefert. Der eingebaute elektronische 100-Prozent-Sucher bietet eine hohe Auflösung von 480.000 RGB-Bildpunkten und ein angenehm großes Bild mit einer effektiven Vergrößerung von 1,15fach. Das Bildruckeln beim Kameraschwenk hält sich in Grenzen, ebenso das Farbrauschen bei wenig Licht - so macht ein EVF Spaß.

Die OM-D E-M5 bietet 23 Motivprogramme.
© Karl Stechl

Der AMOLED-Monitor (3 Zoll, 203 300 RGB-Bildpunkte) lässt sich in einer Achse verschwenken, so dass man ihn von oben nach Art eines Lichtschachtsuchers oder beim Über-Kopf-Fotografieren verwenden kann. Die Farbabstimmung des Monitorbilds verschiebt sich leicht ins Grünliche, wenn man die Kamera etwa in Brusthöhe hält und schräg von oben auf das Bild schaut. Diesen Punkt sollte man unter anderem beim individuellen Einstellen des Weißabgleichs beachten. Sehr praktisch ist andererseits, dass der Monitor touchfähig ist: Blättern im Bilderbestand auf der Festplatte ist ebenso möglich, wie das Zoomen in ein Bild mittels Schieberegler oder das Anwählen bestimmter Funktionen.

Tempo-Rekord beim Kontrast-AF

LV-Monitor-Funktionsanzeige
© Karl Stechl

Zur Bildaufzeichnung verwendet die Kamera einen Live-MOS mit 16 Megapixel Auflösung, der im Zusammenspiel mit einem Zweikern-Bildprozessor (TruePic VI) schnelle Bildfolgen (8,6 B/s) und einen nicht weniger hurtigen Kontrast-AF ermöglicht: 0,22/ 0,32 s beträgt die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit bei 1000/30 Lux; das liegt auf dem Niveau der schnellsten SLR-Kameras mit Phasen-AF. Die 35 AF-Felder des Kontrast-AFs lassen sich mittels 4-Wege-Schalter einzeln anwählen.

Alternativ kann man die Touch-Funktion des Monitors zum punktgenauen Fokussieren verwenden: Ein fach mit dem Finger auf das zu fokussierende Motivdetail tippen. Bei entsprechender Voreinstellung löst die Kamera anschließend automatisch aus.

Ganz auf der Höhe der Zeit präsentiert sich die OM-D E-M5 auch bei der Bildstabilisierung mittels Sensorshift. Zu diesem Zweck schwebt der Sensor in einem Magnetfeld - was sich auch akustisch bemerkbar macht, wenn man die Kamera einschaltet. Nicht so laut, dass es stören würde, in sehr leiser Umgebung aber durchaus vernehmlich, fast wie ein kleiner Lüfter. Die Neue Technik erlaubt es nun, fünf statt zwei Arten der Kamerabewegung auszugleichen (siehe Grafik): Drehbewegungen um die vertikale und horizontale Achse - die übliche Form der Bilstabilisierung - ergänzt durch horizontale wie vertikale Verschiebungen. Die fünfte Achse sind Drehbewegungen um die optische Achse. Startet man ein Video, wird das Bildstabilisatorgeräusch deutlich leiser. Laut Hersteller kommt das davon, dass dann nur noch die konventionelle Form der Bildstabilisierung (Drehbewegung um die vertikale/horizontale Achse) zum Einsatz kommt.

Bulb-Modus mit Live-Kontrolle

Über das Programmwahlrad links neben dem Sucher lassen sich bei der OM-D E-M5 Standardbelichtungsprogramme wie iAuto, P, A, S, M einstellen; auch der Videomodus (Full-HD mit 30 Vollbildern pro Sekunde) wird damit vorgewählt. Zudem gibt es 23 Motivprogramme (Scenes), deren Wirkung durch Beispielbilder am Monitor illustriert wird. Das Gleiche gilt für die Olympus typischen Art-Filter, ein rundes Dutzend an der Zahl; sie lassen sich beim Fotografieren wie Filmen verwenden. Das Programmwahlrad wirkt etwas wackelig und könnte dauerhafter einrasten - das passt nicht ganz zu der ansonsten tadellos verarbeiteten Kamera. Zudem wäre eine Arretierung des Programmrads wünschenswert, doch das bietet auch die Konkurrenz nur in Ausnahmefällen.

Die OM-D E-M5 ermöglicht Verschlusszeiten zwischen 1/4000 und 60 s, zudem eine innovative Form der Langzeitbelichtung. Dazu dreht man das betreffende Einstellrad über die 60-Sekunden-Grenze hinaus auf "Live Bulb" oder "Live-Time". Der Unterschied: Bei Live-Bulb realisiert man eine Langzeitbelichtung über Drücken und Halten des Auslösers bzw. über die Feststellfunktion eines angeschlossenen Fernauslösers, während man bei Live-Time durch Drücken des Auslösers den Verschluss öffnet und durch erneutes Drücken wieder schließt. Daran ist an sich nichts Ungewöhnliches, die Betonung liegt hier aber auf "Live". Das heißt, man kann während der Belichtung am Monitor oder im EVF beobachten, wie sich das Bild "entwickelt" - so was haben wir zum letzten Mal im SW-Labor gesehen. Das Zeitintervall für das Aktualisieren des Monitorbilds lässt sich zwischen 0,5 und 60 s einstellen.

Kaufberatung Systemkameras: So finden Sie die richtige SpiegelloseErfreulicherweise hat Olympus auch für den Fall vorgesorgt, dass man den elektronischen Sucher in Kombination mit einer Studioblitzanlage verwenden will. Dafür muss es nämlich möglich sein, die Belichtungssimulation abzuschalten. In Verbindung mit niedrigen ISO-Einstellungen und kleinen Arbeitsblenden bliebe es sonst im Sucher häufig stockdunkel - ein Problem, das beispielsweise die Anwender einer Sony Alpha SLT-A55 kennen. Bei der E-M5 stellt man dafür bei den Individualfunktionen (Zahnrad-Symbol) unter der Rubrik "D" (Display/PC) den 9. Eintrag "LV-Erweiterung" auf "Ein". Unabhängig von manuell eingestellten oder vom Kamerarechner ermittelten Belichtungswerten zeigen Monitor und EBV das Bild dann immer in optimaler Helligkeit.

Der Monitor als Kontrollzentrum

Monitor-Funktionsanzeige
© Karl Stechl

Die OM-D E-M5 ist sehr umfangreich ausgestattet und lässt sich vielfältig konfigurieren. Es braucht seine Zeit, bis man sich den Weg durch den Dschungel der Funktionen und Parameter gebahnt hat. Beim Fotografieren gibt sich die Kamera aber durchaus pflegeleicht. Zwei Einstellräder helfen etwa beim Einstellen von Verschlusszeit, Blende und Belichtungskorrekturen, drei frei konfigurierbare Funktionstasten (eine davon am Objektiv) individualisieren das Bedienkonzept.

Alles, was man an Aufnahmeeinstellungen braucht, hat man am Monitor im direkten Zugriff, wofür es zwei Anzeigevarianten gibt: Die "Monitor-Funktionsanzeige" nutzt den Monitor vollflächig und kommt zum Einsatz, wenn man den EVF als Motivsucher verwendet. Will man stattdessen mit Live-View am Monitor arbeiten, schlägt die Stunde der "LV Monitor-Funktionsanzeige". In diesem Fall wird das Live-Bild durch einen horizontalen und vertikalen Randbalken mit Informationen ergänzt. Der vertikale Balken zeigt die Funktionsfelder (wie ISO, Bildqualität, Messverfahren etc.), der horizontale Balken die Einstelloptionen. Beide Funktionsanzeigen erfüllen ihren Zweck und erlauben schnelle Zugriffe auf die nötigen Einstellungen.

RGB-Luminanz-Histogramm
© Karl Stechl

Über die Info-Taste lässt sich ein Live-Histogramm zuschalten, auch ausgefressene Lichter und zugelaufene Schatten werden (farbig) angezeigt, wenn diese Darstellungsart aktiviert ist (separat für Monitor und EVF). Auch bei der Bildwiedergabe muss man selbstverständlich auf Histogramme nicht verzichten. Neben einer Ansicht mit Bildminiatur, RGB-Histogramm und Aufnahmedaten findet sich auch eine Darstellungsvariante mit großflächig angezeigtem Luminanz-Histogramm, die sich besonders gut ablesen lässt.

Bildqualität auf hohem Niveau

Die OM-D E-M5 erreicht mit ihrem 16- Megapixel-Sensor im Four-Thirds-Format (17,3 x 13 mm) eine sehr hohe Grenzauflösung von 1737 LP/BH bei ISO 200, und noch bei ISO 6400 sind knapp 1500 LP/BH drin. Auch bei der Dead-Leaves-Messung gibt es keine Einbrüche, sondern einen kontinuierlichen Rückgang von 1104 LP/BH bis 643 LP/BH bei ISO 6400. Analog gilt das fürs Rauschen, das zwischen ISO 200 (VN 0,7) und ISO 3200 (VN 1,2) auf einem niedrigen Niveau bleibt und erst bei ISO 6400 (VN 1,5) und 12 800 (VN 2,1) deutlich ansteigt. Bei der Dynamik werden glänzende Werte zwischen 11 und 9 Blenden im Bereich von ISO 200 bis 3200 erzielt (8,3 Blenden bei ISO 6400).

Dass dies nicht ohne tatkräftige Unterstützung seitens der Rauschfilterung geht, war zu erwarten und lässt sich an den Kurtosis-Werten festmachen. Mit Texturverlusten von 1,1 bis 1,3 zwischen ISO 200 und 800 lässt sich's gut leben, doch bereits bei ISO 1600 geht's deutlich aufwärts (1,8). Bei ISO 3200 (2,8) und noch mehr bei ISO 6400 (4,1) wird der Verlust an Feinzeichnung offensichtlich. Zum Vergleich: Bei der Canon G1X mit ihrem etwas größeren Sensor (18,7 x 14 mm) sind deutlich weniger Texturverluste zu verzeichnen - maximal 0,9 bis ISO 1600, 1,2/1,6 bei ISO 3200/6400. Zum Trost: In der normalen Fotopraxis wird das dem Anwender häufig gar nicht auffallen, weil er keinen direkten Vergleich hat.

Testfazit

Sind Spiegelreflexkameras bereits überflüssig? Sicher nicht. Die Olympus OM-D E-M5 aber zeigt, wie adäquate Alternativen aussehen können. Denn sie ist eine Spiegellose, die man beim flüchtigen Hinsehen glatt für ein SLR-Modell halten könnte, dennoch deutlich handlicher und transportabler. Damit lässt es sich unaufgeregt - und wenn nötig unauffällig - fotografieren, schon weil das Auslösegeräusch dezent ist. Ihr robustes Metallgehäuse mit Spritzwasserschutz und der wieselflinke Kontrast-AF weisen den Weg in Richtung Professionalität, auch wenn die E-M5 kein Ersatz für ein echtes Profimodell sein kann. Dazu ist sie schon von den Bedienelementen her zu filigran.

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Ansonsten bietet sie mit ihrer Kombination aus Gehäusequalität, elektronischem Sucher und verstellbarem Monitor ein sehr hohes Ausstattungsniveau. Zudem liefert die Kamera eine überwiegend sehr gute Bildqualität; nur bei den Texturverlusten sind ab ISO 1600/3200 deutliche Abstriche zu machen. Unterm Strich betrachtet, ist die OM-D E-M5 eine rundum gelungene Kamera, mit der Olympus eine Lücke zwischen der Livestyle orientierten Pen-Serie und dem Four-Thirds-Profimodell E-5 schließt.

Olympus OM-D E-M5

Olympus OM-D E-M5
Hersteller Olympus
Preis 1200.00 €
Wertung 54.0 Punkte
Testverfahren 1.6

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