Kaufberatung

Nikon-System: Einsteigermodelle mit und ohne Spiegel

22.8.2012 von Karl Stechl

Das Nikon-System mischt Tradition und Innovation auf einer sehr breiten Produktplattform. Die Einsteigerkameras heißen D3100 (400 Euro), D3200 (600 Euro) und D5100 (660 Euro), ergänzt durch die beiden Modelle des Nikon-1-Systems mit Preisen zwischen 390 und 630 Euro.

ca. 5:25 Min
Vergleich
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Nikon D5100
Nikon D5100
© Nikon

Die Tests im Detail


Während alle SLR-Kameras von Nikon das altgediente F-Bajonett als Basis haben, schlagen die Nikon-1-Modelle aufgrund ihres deutlich kleineren Sensors einen Sonderweg ein. Als Nikon-Fotograf in spe muss man sich also fragen, welcher Variante man den Vorzug geben will: dem SLR-System mit seiner enormen Vielfalt an Objektivtypen, Brennweiten und Zubehör oder dem Nikon-1-System, das dank spiegelloser Konstruktion kompaktere Abmessungen und den Einsatz eines elektronischen Suchers ermöglicht. Wie grenzen sich die beiden Systeme in Ausstattung und Bildqualität voneinander ab?

Ausstattung

Als typische Vertreter der SLR-Kompaktklasse präsentieren sich D3100 (14 MP), D3200 (24 MP) und D5100 (16 MP) mit ordentlich verarbeiteten Kunststoffgehäusen; Handgriff und Kontaktfläche des Daumens sind griffig beschichtet.

Wesentliche Unterschiede zwischen den drei Modellen lassen sich - neben der Auflösung - am Monitor festmachen. Dessen Größe ist mit 3 Zoll bei allen drei Modellen identisch; D3200 und D5100 bieten allerdings mit 307 000 RGB-Pixel das Dreifache an Auflösung im Vergleich zur D3100. Zudem ist der Monitor der D5100 dreh- und schwenkbar gelagert.

Beim SLR-Sucher handelt es sich um eine Pentaspiegelkonstruktion mit 95 Prozent Bildfeldabdeckung und einer effektiven Vergrößerung von 0,51x (D3100/3200) bzw. 0,49x (D5100).

Nikon
J1: schnörkelloses Gehäuse mit Magnesium-Elementen.
© Nikon

Die Modelle J1 und V1 (10 MP) des Nikon-1-Systems wirken durch ihre strenge Linienführung sehr klar, nahezu spartanisch. Teile des Gehäuses, etwa die vordere Abdeckung und das Oberteil, bestehen aus Magnesium, was den Gehäusen Wertigkeit verleiht.

Von vorne betrachtet präsentiert sich die J1 als rechteckiger Block, der bei der V1 durch die Auswölbung des elektronischen Suchers an der Oberseite unterbrochen ist. Der Sucher bietet eine hohe Auflösung von 480.000 RGB-Bildpunkten und 100 Prozent Bildfeldabdeckung.

Der TFT-Monitor hat bei beiden Modellen eine Größe von 3 Zoll (7,5 cm Diagonale), löst bei der V1 mit 307 000 RGB-Pixeln aber doppelt so hoch auf wie bei der J1. Zudem praktisch: Bei der V1 wird der Monitor sensorgesteuert abgeschaltet, wenn sich das Auge dem Suchereinblick nähert.

Aufnahmefunktionen

Die drei SLR-Kameras verfügen über ein identisches AF-System, das Multi-CAM 1000 mit 11 Messpunkten inklusive zentralem Kreuzsensor. Bei der Auslöseverzögerung hat die D5100 die Nase vorn: 0,42/0,59 s gegenüber 0,52/0,74 s (D3100) bzw. 0,53/0,88 s (D3200) bei 1000/30 Lux.

Nikon
Neben wichtigen Aufnahmedaten zeigt der Monitor der D3100 und D3200 an, wenn man ein neues Belichtungsprogramm wählt.
© Nikon

Bei der Serienbildgeschwindigkeit bieten D3200/D5100 mit 3,9 B/s etwas mehr als die D3100 (2,8 B/s). Jedoch schafft die V1 mit ihrem Expeed-3-Prozessor rekordverdächtige 60 B/s (allerdings "nur" 30 in Serie). Und auch bei der Auslöseverzögerung haben die System-1-Modelle die besseren Karten: 0,31/0,7 s bzw. 0,29/0,61 s (natürlich bezogen auf Live-View).

V1 und J1 kombinieren ein Phasen-AF-System mit 73 Messpunkten und einen Kontrast-AF mit 135 Messfeldern. Die J1 ist mit einem elektronischen Verschluss versehen, der Belichtungszeiten zwischen 1/16 000 und 30 s ermöglicht; die Blitzsynchronisationszeit beträgt dennoch nur lahme 1/60 s. Die V1 bietet neben dem elektronischen Verschluss einen mechanischen mit Verschlusszeiten zwischen 1/4000 und 30 s; Blitze lassen sich mit 1/250 s synchronisieren.

Mit Belichtungsprogrammen sind D3100, D3200 und D5100 üppig ausgestattet. Neben Standards wie Voll-, Programm-, Zeit- und Blendenautomatik, ergänzt durch manuelle Einstellung von Zeit und Blende, hat man über das Moduswahlrad Zugriff auf zahlreiche Motivprogramme bzw. Scenes.

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Anders als die D3100/D3200 verfügt die D5100 über eine Belichtungsreihenautomatik (Bracketing), die sich auch auf Weißabgleich und aktives D-Lighting (Kontrastausgleich) ausdehnen lässt. Die D3200 ermöglicht zudem eine automatische Verzeichnungskorrektur mit kompatiblen Objektiven bei der JPEG-Verarbeitung.

Nikon
V1: mit Bedienelementen sparsam bestückt.
© Nikon

Die Nikon-1-Modelle verfügen über das übliche Arsenal an Belichtungsprogrammen (P, S, A, M plus Motivautomatik), verzichten aber auf Motivprogramme. Allerdings erlaubt der schnelle Bildprozessor auch innovative Aufnahmefunktionen wie "Smart Photo Select": Die Kamera löst bereits vor dem Durchdrücken des Auslösers - beim Anvisieren des Motivs und Antippen des Auslösers - mehrmals aus und nach dem Auslösen ebenfalls ("Pre-Post-Capture"). Insgesamt werden 20 Aufnahmen geschossen, davon die fünf besten aufgezeichnet und die insgesamt beste angezeigt.

Videos zeichnen alle fünf Kameras in Full-HD (1920 x 1080 Pixel) im MOV-Standard mit zeitgemäßer H-264-Kodierung auf.

Bedienkonzept

Zentraler Bestandteil des Bedienkonzepts ist bei D3100/D3200 die Guide-Funktion. Man fragt den Anwender, was er vorhat, und bietet ihm dann die dazu passende Lösung an. Beispiel: ein Porträt mit unscharfem Hintergrund. Wählt man z. B. diese Lösung, so stellt die Kamera die dafür nötigen Parameter (hier große Blendenöffnung) ein.

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D5100: Die Bedienelemente konzentrieren sich auf die rechte Gehäuseseite.
© Archiv

Abgesehen vom Guide-Modus bietet die D5100 ein vergleichbares Bedienkonzept. Zugriff auf die wichtigsten Funktionen wie Empfindlichkeit, Weißabgleich, Auflösung, Belichtungsmessung, AF-Modus, Belichtungs- und Blitzbelichtungskorrektur hat man über den Einstellmonitor und die betreffenden Untermenüs. Der Einstellmonitor ist bei Nikon grafisch ansprechend gestaltet und passt sich automatisch dem Wechsel vom Quer- ins Hochformat (und umgekehrt) an.

Die Nikon-1-Kameras erinnern mit ihren wenigen Bedienelementen ein wenig an Sonys NEX-Modelle. Zwar sind den Richtungstasten des 4-Wege-Schalters (mit integriertem Drehrad) Aufnahmefunktionen wie Belichtungskorrektur oder AF-Modus-Wahl zugewiesen, trotzdem muss man aber häufig in die Menüs wechseln, um das Gewünschte zu finden und einzustellen.

Bildqualität

Vier Auflösungskategorien finden sich in Nikons Einsteigerklasse: 10 MP (Nikon 1), 14 MP (D3100), 16 MP (D5100) und 24 MP (D3200). Unterm Strich erreicht die D5100 dabei das beste Ergebnis - mit einer Höchstpunktzahl von 35 bei ISO 100 und knapp 24 Punkten im Durchschnitt.

Nikon
D3200: leichtes Kunststoffgehäuse mit griffig beschichtetem Handgriff.
© Nikon

Im Vergleich zur D3200 beeinflussen vor allem die deutlich niedrigeren Kurtosiswerte bei ISO 3200 und 6400 die Wertung positiv. Auch die D3100 bietet ein achtbares Ergebnis, unterm Strich kaum schlechter als die D3200 - nur die Grenzauflösung ist vor allem bei ISO 100/400 deutlich geringer.

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Führt man sich vor Augen, dass der 10-Megapixel-CMOS der V1/J1 nur etwa die Hälfte der Fläche eines Four-Thirds-Sensors aufzuweisen hat, kann man nicht die gleiche Bildqualität wie bei den APS-C-Modellen erwarten; der Unterschied zur D3100 ist aber geringer als man zunächst vermuten möchte. Im Vergleich unter Schwestern hat die günstigere J1 (ohne elektronischem Sucher) gegenüber der V1 bei der Bildqualität knapp die Nase vorn.

Fazit

In der Einsteigerklasse gibt es eine eindeutige Siegerin nach Punkten: die D5100. Ihr 16-Megapixel-Sensor bietet einen gelungenen Kompromiss aus hoher Auflösung und moderaten Kurtosiswerten.

Den Vorteil ihrer höheren Nennauflösung (24 MP) kann das neuere Modell D3200 eigentlich nur bei ISO 100 ausspielen. Als einziges aktuelles Nikon-Modell verfügt die D5100 zudem über einen verstellbaren Monitor. Sparfüchse können allerdings auch das Basismodell D3100 (14 MP) in Betracht ziehen, das der D3200 nur bei ISO 100 und 6400 wirklich unterlegen ist.

Die spiegellosen Kameras des Nikon-1-Systems, V1 und J1, hinterlassen einen etwas zwiespältigen Eindruck. Als Kompaktkameras mit Wechselobjektiven betrachtet, sind sie eine Klasse für sich - mit Blick auf die Bildqualität aber keine echte Konkurrenz zu den besten Systemkameras mit Four-Thirds- oder APS-C-Format-Sensoren.

Im Vergleich zum SLR-Basismodell D3100 können sich die Nikon-1-Modelle aber relativ gut behaupten. Unter Schwestern hat die J1 zwar bei der Bildqualität leicht die Nase vorn, die V1 ist mit ihrem hochwertigen elektronischen Sucher aber dennoch die bessere Wahl.

Update 5. Dezember 2013: Etwa ein Jahr nach dem Erscheinen der 1 J1 hat Nikon die leicht aufgewertete Variante J2 auf den Markt gebracht. Unseren Test finden Sie hier.

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