DSLR im Retro-Design
Nikon Df im Test
Die Nikon Df für 3.000 Euro kombiniert den 16-Megapixel-Vollformatsensor von Nikons aktueller Profikamera D4 mit Designelementen von der analogen Nikon F2 aus den 1970er Jahren. Im Test muss sich die DSLR im Prüflabor beweisen.
- Nikon Df im Test
- Datenblatt
Passend zum Retro-Konzept besitzt die Nikon Df jede Menge Einstellräder, aber keine Video-, WLAN- oder GPS-Funktion. Sie bringt einen Hauch von Nostalgie in Nikons SLR-System und macht zugleich die außergewöhnliche Bildqualität der Nikon D4 für Amateure bezahlbar.
Statt 6.000 Euro für das D4-Gehäuse zahlt man für eine Nikon Df inklusive der dazu passenden, lichtstarken Retro-Festbrennweite AF-S Nikkor 1,8/50 mm G SE nur einen Preis von 3.000 Euro und erhält so zum halben Preis den 16-Megapixel-Vollformatsensor aus der D4 mit "Nachtsichtqualitäten".
Neben dem Sensor erbt die Nikon Df von der D4 auch den für die Signalverarbeitung entscheidenden Xpeed3-Prozessor mit 14-Bit-A/D-Wandler und 16-Bit-Bildverarbeitung. Wie bei der D4 gilt also auch bei der Nikon Df: keine Höhenflüge bei der nominellen Auflösung, aber vielversprechende Voraussetzungen für rauscharme Bilder bei höheren ISO-Zahlen und Grundlage für den großen Empfindlichkeitsbereich bis ISO 204.800.
Auffällig ist aber zunächst das Design - die neue Nikon Df erweitert das Angebot an digitalen Vollformatkameras um ein Retro-Modell, das optisch an analoge Kameralegenden wie die Nikon F2 aus den 1970er-Jahren erinnert. Die vielen Einstellräder ermöglichen zugleich eine schnelle Bedienung. Im Segment um 3.000 Euro wetteifert die Neue allerdings mit einer starken Konkurrentin aus dem eigenen Hause: dem 36-Megapixel-Boliden Nikon D800.
Im Vergleich zu dem ist die Nikon Df spürbar leichter und kompakter, in mancherlei Hinsicht aber auch sparsamer ausgestattet: So kommt sie ohne integrierten Blitz daher, hat einen abgespeckten Autofokus nach Vorlage der rund 1.000 Euro günstigeren Consumer-Vollformatkamera Nikon D610 und anstelle des CF/SD-Doppelsteckplatzes der D800 nur einen Einfachslot für SDHC/XC-Medien. Außerdem muss sich die Speicherkarte ein Fach mit dem Lithium-Ionen-Akku teilen.
Konsequent retro
Das für die Nikon Df ersonnene Retro-Konzept umfasst weit mehr als das Design. Nikon streicht auch Features, die sich erst in den letzten Jahren am Kameramarkt fest etablieren konnten, etwa die Videofunktion, WLAN und GPS. Außerdem passen zur Vintage-Kamera die vielen Wahlräder ebenso wie der Verzicht auf Motivprogramme und eine Vollautomatik.
Neben dem M-Modus gibt es Zeit-, Blenden- und Programmautomatik. Als Besonderheit besitzt die Nikon Df einen klappbaren Blendenkupplungshebel, damit sich neben den modernen F-Objektiven auch alte, vor 1977 konstruierte Nikkor-Optiken ohne Blendenübertragung anschließen lassen.
Die Nikon Df kann beim Einsatz solcher Oldtimer-Objektive die Belichtung per Offenblendenmessung steuern; allerdings muss der Fotograf dazu im Menü unter "Objektivdaten" Brennweite und Lichtstärke vorgeben, unter "Blendenübertragung" den Eintrag "Objektiv ohne AI" aktivieren und schließlich per Wahlrad die Blende händisch einstellen - umständlich. Außerdem war die Linsenvergütung in den 1970er-Jahren weniger ausgereift als heute. Trotzdem mag sich mancher über dieses Feature freuen, zumal einige der alten Nikkor-Objektive zumindest optisch gut mit dem Df-Gehäuse harmonieren.
Gehäuse
Nicht zuletzt wegen ihres markanten und doch schlichten Designs strahlt die Nikon Df Gediegenheit aus, obwohl sie nur an Ober-, Unter- und Rückseite aus Magnesiumelementen, an der Front spürbar aus Kunststoff besteht. Der ausgeformte Griff fällt etwas kleiner und dezenter aus als an der ansonsten ähnlich kompakten, aber rund 100 g leichteren D610 und liegt trotz strukturierter Oberfläche weniger komfortabel in der Hand.
Damit sich möglichst wenig Staub auf dem Tiefpassfilter absetzt, hat die Nikon Df das für Nikon-SLRs obligatorische Sensorreinigungssystem an Bord. Außerdem soll ihr Gehäuse ebenso gut abgedichtet sein wie das der D800.
Kompromisse macht Nikon allerdings beim Schlitzverschluss. Er ist statt für 400.000 (D4) oder 200.000 (D800) für 150.000 Auslösungen angelegt und ermöglicht lediglich Belichtungszeiten bis 1/4.000 statt 1/8.000 s. Die anders geartete Verschluss- und Spiegelkonstruktion dürfte auch ein wesentlicher Grund dafür sein, dass die Nikon Df trotz des gleichen Sensors und ähnlichen Prozessors im Serienmodus wesentlich langsamer arbeitet als die D4: Letztere schafft 10,2 B/s, die Df gerade einmal 4,6 B/s.
Außerdem kann die Neue im Gegensatz zur D4 nicht vom Schlitz- zum elektronischen Verschluss wechseln, um nahezu lautlos auszulösen. Tatsächlich bringt ihr "Quiet"-Modus in der Praxis herzlich wenig und allenfalls dann eine geringfügige Geräuschreduktion, wenn der Fotograf den Auslöser sacht und langsam betätigt.
Sucher und Live-View
Wie für Nikons aktuelle Vollformatkameras typisch hat die Df einen großen, klaren SLR-Sucher mit effektiv 0,7-facher Vergrößerung und 100 % Bildfeldabdeckung. Bei Verwenden des APS-C-Formats (24 x 16 mm) verkleinert sich das Gesichtsfeld auf 97 %. Über das Systemmenü lassen sich Gitterlinien einblenden. Zum Verschließen des Suchereinblicks liegt eine separate Kappe mit Befestigungsclip bei.
In Sachen Monitor weicht Nikon vom Retro-Konzept ab: Das ordentliche 3,2-Zoll-Display mit 307.000 RGB-Pixeln ist nicht nur für Menü, Infoanzeige und Wiedergabe zuständig, sondern auch für die Live-View-Vorschau, gegebenenfalls mit elektronischer Wasserwaage. Wer eine Belichtungskorrektur vornimmt, bekommt deren Auswirkungen dort unmittelbar zu sehen. Wer jedoch Blende und Verschlusszeit manuell regeln will, muss die LV-Belichtungsvorschau explizit per Abblendtaste abrufen. Außerdem zeigt die Nikon Df nur bei der Bildwiedergabe ein Histogramm an.
Belichtungsmessung, Autofokus und Performance
Für die Belichtungsmessung nutzt die Nikon Df wie die D610 einen RGB-Sensor mit 2.016 Pixeln, ein Abstieg gegenüber D4 und D800, die auf 91.000 Pixel zurückgreifen können. Auch der mit dem Belichtungsmesssystem gekoppelte Phasenautofokus wurde von der günstigeren D610, nicht von Nikons Profiklasse übernommen: Er arbeitet mit 39 statt 51 Feldern, 9 statt 15 Kreuzsensoren und im Vergleich zu D4 und D800 langsamer:
Im Test brauchte die Nikon Df bei optimalen Lichtverhältnissen durchschnittlich 0,33 s zum Fokussieren und Auslösen, in abgedunkelter Umgebung 0,47 s (D4: 0,26/0,24 s; D800: 019/0,29 s). Wenn die Kamera im Live-View vom Phasen- auf das Kontrastautofokussystem umsteigen muss, verlängert sich die Auslöseverzögerung sogar auf 0,97 s (D4: 0,85 s; D800: 0,92s).
Kamerasteuerung
Nikon verbaut jede Menge Wahlräder: hinten ein universell einsetzbares u.a. für Programmshift, vorne eines für die Blende, oben ein doppelstöckiges für ISO-Zahl und Belichtungskorrektur, rechts eines für den Aufnahmemodus, daneben ein weiteres für die Verschlusszeit mit Drehschalter zum Einstellen der Betriebsart.
Kein Wunder, dass dem oberen Zweit-Display kaum noch Platz bleibt, umso bemerkenswerter jedoch, wie viele Informationen darauf erscheinen; von Blende, Belichtungszeit und Batteriestatus bis zur Anzahl der noch verfügbaren Aufnahmen - Nikon bringt all das auf 1,8 x 0,7 cm unter.
Abgesehen vom Blendenrad, das einigermaßen unbequem erreichbar zwischen Griffvorwölbung und Objektiv liegt, sind die entscheidenden Wahlräder mit einer Arretierung versehen. In der Regel reicht ein Knopfdruck, um die Sperre zu lösen. Das Modusrad muss dazu allerdings während des Drehens etwas umständlich nach oben gezogen werden.
Praktisch: im Live-View-Betrieb lässt sich das Spot-Weißabgleichsmessfeld schnell und einfach positionieren. Menüstruktur und Bedienelemente wie Vier-Richtungswippe und i-Taste (Schnellmenü) sind von anderen digitalen Nikon-SLRs bekannt.
Bildqualität bei wenig Licht
Dass Nikon auf dem 36 x 23,9 mm großen Vollformatsensor der Nikon Df vergleichsweise wenige, dafür größere Pixel einsetzt, zahlt sich vor allem bei höheren Empfindlichkeiten voll und ganz aus: Die im 16-Megapixel-Vergleich solide Grenzauflösung bleibt bis ISO 800 fast konstant (1.449 bis 1.418 LP/BH); ebenso die Dead-Leaves-Werte als Maß für die Darstellung von Farbkontrasten (1.084 bis 1.049 LP/BH). Dazu kommen die sehr gute Feinzeichnung (0,5 Kurtosis) und das moderate Rauschen (0,5 bis 0,8 VN).
Erst ab ISO 1.600 kommt ein dezenter Visual Noise ins Spiel, der sich bis ISO 3.200 noch eine Spur verstärkt. Trotzdem gehört die Nikon Df zu den privilegierten Kameras, die auch dann noch brauchbare Resultate vorweisen können.
Von ISO 3.200 auf ISO 6.400 fallen die Leistungen allerdings deutlicher ab: Das Rauschen wird mit 1,3 VN leicht störend, und die Dead-Leaves- Werte sinken von 1.008 (ISO 3.200) auf 857 LP/BH (ISO 6.400); bei ISO 12.800 tritt schließlich großflächiges Farbrauschen auf (1,6 VN).
Nichtsdestotrotz steht die Df bei ISO 6.400 und 12.800 besser da als die D4 und die D610. Im Vergleich zum 36-Megapixel-Pendant D800 liegt die Df zwar erwartungsgemäß wegen der Auflösung zurück, hält aber mit moderateren Textur- und Beugungsverlusten beim Abblenden dagegen.
Testfazit
Die Nikon Df ist eine Kamera mit Ausstrahlung und außergewöhnlicher Bildqualität. Im Vergleich holt die Nikon Df noch einmal etwas mehr aus dem 16- MP-Vollformatsensor heraus als die doppelt so teure D4 - insbesondere bei höheren Empfindlichkeiten. Dass sie keine Videos aufnehmen kann, passt zum Konzept. Abgesehen von Sensor und Bildprozessor, die beide von der D4 stammen, erbt die Df zahlreiche Bauteile vom Consumer-Modell D610.
Im Großen und Ganzen okay, nur beim AF-Sensor hätte Nikon besser zum D4-Bauteil gegriffen. Und auch ein Voll-Magnesiumgehäuse würde nicht schaden. Trotzdem erscheint der Aufpreis gegenüber der D610 (rund 1.000 Euro) angesichts der Messergebnisse fair. Kauftipp Bildqualität.
Nikon DF
Nikon DF | |
---|---|
Hersteller | Nikon |
Preis | 3000.00 € |
Wertung | 56.5 Punkte |
Testverfahren | 1.6 |
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