Testbericht

Nikon D3x im Test

11.3.2009 von Redaktion pcmagazin und Karl Stechl

Mit der D3 erschloss Nikon höchste ISO-Regionen. Jetzt will der Hersteller mit der D3x den Konkurrenten in der 20-Megapixel-Klasse Paroli bieten.

ca. 7:50 Min
Testbericht
  1. Nikon D3x im Test
  2. Datenblatt
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© Archiv

Pro

  • Hervorragende Bildqualität
  • Umschalten auf DX-Format möglich
  • Robustes Gehäuse
  • Brillanter 3-Zoll-Monitor

Contra


Mit der D3x will Nikon neue Käuferschichten erreichen - z. B. Sach-, Mode- und Architekturfotografen, für die eine Digitalkamera erst mit einer Auflösung ab 20 Megapixel interessant wird. Bislang überließ der Hersteller diese Domäne den Konkurrenten Canon und Sony.

Schnelle Bildfolgen trotz 24,5 Megapixel

Der 24,5-Megapixel-Sensor der D3x ist ein naher Verwandter jenes Bildsensors, der mit gleicher nomineller Auflösung bei der Sony Alpha 900 eingesetzt wird. Wobei Nikon Wert auf die Feststellung legt, dass der Sensor eben nicht identisch mit dem der Alpha sei und man von einer noch besseren Bildqualität ausgehen könne - eine Aussage, die es zu überprüfen gilt.

Was die Sensorempfindlichkeit anbelangt, sind Parallelen zur Alpha 900 allerdings nicht zu übersehen: Die Standardeinstellungen reichen von ISO 100 bis 1600, wobei sich die Empfindlichkeit aber auch bis ISO 6400 verstärken und auf ISO 50 absenken lässt - Letzteres ist sinnvoll für die Kombination mit leistungsfähigen Studioblitzanlagen.

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Wegen des integrierten Akkuhandgriffs ist unter dem hochauflösenden 3-Zoll-Monitor genügend Raum für das klassentypische LC-Display. Der zuschaltbare künstliche Horizont erleichert das Ausrichten der Kamera bei Sachaufnahmen oder Architektur.
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Wie kaum anders zu erwarten, erreicht der Expeed-Bildprozessor der D3x nicht die extrem hohe Bildfolge der D3 mit 9 B/s, sondern "nur" 5 B/s, was auf dem Niveau der Canon EOS 1Ds Mark III und Alpha 900 liegt.

Wenn nötig, lässt sich vom Vollformat 36 x 24 mm, von Nikon als FX bezeichnet, auf das kleinere DX-Format (24 x 16 mm) mit 10,5 Megapixeln umschalten. Dabei steigt die mögliche Bildfrequenz laut Hersteller auf 7 B/s. Praktisch: Die Umschaltung kann man automatisieren, so dass sich das Bildfeld automatisch anpasst, wenn ein FX-Objektiv mit vollem Bildkreis oder ein DX-Objektiv mit kleinerem Bildkreis an die Kamera angeschlossen wird.

Im DX-Modus wird das Sucherbild elektronisch abmaskiert. Die Maske ist halbtransparent, sodass man Motivpartien auch außerhalb des aktiven Sucherfelds noch erkennen kann - praktisch bei Sport und Action. Neben dem FX- und DX-Format lässt sich auch ein 5:4-Seitenverhältnis einstellen; die Sensorfläche wird dabei von 36 x 24 auf 30 x 24 mm begrenzt. Auch hier erleichtert eine im Format angepasste Suchermaske die Bildgestaltung.

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Den Multifunktionsschalter links oben am Gehäuse kennt man auch von semiprofessionellen Modellen wie D300/D700, allerdings ist die Belegung hier anders. Über das Blitzsymbol hat man Zugriff auf verschiedene Blitzmodi, während man Blitzkorrekturen nur am aufgesteckten Systemblitzgerät einstellen kann.
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Magnesiumgehäuse der Extraklasse

Der Profibody der D3x ist für keine Überraschung gut, kennt man ihn doch bereits von der D3. Freilich ist dagegen nichts einzuwenden, denn das konsequent gegen Spritzwasser abgedichtete, ergonomisch gestaltete und solide verarbeitete Magnesiumgehäuse kann ohne Einschränkungen überzeugen.

Der ins Gehäuse integrierte Hochformathandgriff ist mit einem zweiten Satz an Bedienelementen ausgestattet und beherbergt einen kompakten Lithium-Ionen-Akku, der nur ein wenig über die halbe Breite des Handgriffs reicht. Die Kamera liegt in jeder Lage optimal und satt in der Hand - was sollte man daran noch verbessern?

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Der Blick auf das Magnesiumchassis lässt erahnen, woher das Gehäuse seine fast sprichwörtliche Solidität bezieht. Bei der Montage werden an allen Schlüsselstellen Gummidichtungen für den Staub- und Spritzwasserschutz eingefügt.
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Was Profis schätzen: Der Entriegelungsknopf für den Springdeckel des Speicherkartenfachs ist durch eine kleine Klappe mit Federmechanismus gegen unbeabsichtiges Drücken geschützt. Zum Speichern der Bilddateien sind zwei Slots für CompactFlash-Karten vorgesehen, wobei auch besonders schnelle Karten vom Typ UDMA (Ultra-Direct Memory Access) verwendet werden können.

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Die Bildspeicherung lässt sich auf verschiedene Arten konfigurieren: Die zweite Speicherkarte kann z. B. als Überlaufspeicher benutzt werden, wenn die Kapazität der ersten Karte erschöpft ist. Alternativ lassen sich auf der zweiten Karte automatisch Sicherungskopien der Bilder auf der ersten Karte ablegen. Dritte Möglichkeit: Sie fotografieren parallel RAWs und JPEGs, wobei die einen auf Karte 1 und die anderen auf Karte 2 abgelegt werden.

Nur 0,2 s nach dem Einschalten ist die Kamera startbereit; die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit beträgt 0,29/0,56 s bei 3000/30 Lux. Das verwendete AF-Modul MultiCAM 3500FX stellt also zumindest bei wenig Licht keine Geschwindigkeitsrekorde auf - mancher Mitbewerber, auch in niedrigeren Preisregionen, ist in diesem Punkt etwas besser. Dies sei allerdings durchaus gewollt, meint man bei Nikon, da der hauseigene Autofokus dem Prinzip "Genauigkeit vor Geschwindigkeit" folge. Praktische Erfahrungen im Vergleich mit der Konkurrenz zeigen tendenziell, dass dies keine leeren Worte sind.

Das AF-Modul arbeitet mit 51 AF-Sensoren, von denen 15 Kreuzsensoren sind. Zudem lässt sich das AF-System, wie bei Nikon üblich, auf vielfältige Weise konfigurieren. Die weiterentwickelte Motiverkennung koppelt Belichtungsmessung und AF-Sensoren für eine präzise Belichtung.

Zur Belichtungsmessung besitzt die D3x neben einer Matrixmessung eine mittenbetonte Messung mit 75-Prozent-Gewichtung auf ein kreisförmiges Segment in der Bildmitte mit wählbarem Kreisdurchmesser (8, 12, 15, 20 mm). Die Spotmessung bezieht sich auf ein Kreissegment in der Mitte des gewählten Fokusmessfelds (1,5 Prozent des Gesichtsfelds).

Der Verschluss aus Kevlar-Kohlefaser-Verbundmaterial soll für mindestens 300.000 Auslösungen gut sein und schafft 1/8000 s als kürzeste Verschlusszeit (1/250 s Blitzsynchronzeit).

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Der aus Kevlar-Kohlefaser-Verbundmaterial bestehende Verschluss soll für mindestens 300 000 Auslösungen gut sein.
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Großer SLR-Sucher, brillanter 3-Zoll-Monitor

Das hoch aufgewölbte Dachkantprisma der D3x ist ein Vorgeschmack dessen, was einen beim Blick durch den Sucher erwartet: eine effektive Suchervergrößerung von 0,7x, die das Verfolgen und Gestalten von Motiven zum reinen Vergnügen macht. Wer sich an so etwas gewöhnt hat, ist für die SLR-Kompaktklasse verloren. Ein mittels Schalter zu betätigender Okularverschluss verhindert Lichteinfall und eine dadurch verfälschte Belichtungsmessung beim Fotografieren vom Stativ.

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Die D3x ist mit dem gleichen 3-Zoll-Monitor ausgestattet, mit dem auch D3 und Sony Alpha 900 regelmäßig Lob ernten: Die Auflösung beträgt dreimal 307.000 Pixel, der Blickwinkel 170 Grad vertikal/horizontal. Die hohe Qualität dieses Monitors besticht nicht nur bei der Wiedergabe von Bildern, sondern auch bei der Motivsuche, da die Kamera über einen Live-View-Modus verfügt. Das Live-Bild wird durch den 24,5-Megapixel-Sensor selbst erzeugt, der Spiegel dazu aus dem Strahlengang geschwenkt.

Bei der für Freihandaufnahmen vorgesehenen Live-View-Variante wird die Fokussierung über das Phasenvergleichs-AF-System gemessen, bevor der Spiegel den Strahlengang freigibt; bei jedem Nachmessen schwenkt der Spiegel kurz in die Ausgangsstellung zurück.

Die zweite Variante ("Stativ") arbeitet beim Fokussieren mittels Kontrastmessung am Bildsensor. Der Spiegel muss dabei nicht in die Ausgangsstellung zurück, dafür dauert die AF-Kontrastmessung in der Regel länger. Unter Zuhilfenahme der Lupenfunktion kann man das AF-Feld auf ein beliebiges Motivdetail legen. Zudem lässt sich die Lupenfunktion zum manuellen Fokussieren verwenden.

Interessant ist die Live-View-Option auch deshalb, weil man sich das Live-Bild im Fotostudio über einen PC großformatig am Monitor anzeigen lassen kann. Per Software (Camera Control Pro 2) ist die D3x komplett fernsteuerbar; Fotos werden nach dem Druck auf den Auslöser direkt auf die Festplatte des Computers übertragen - wenn gewünscht auch drahtlos, da sich die Kamera mit einem optional erhältlichen WLAN-Adapter ausstatten lässt. Mit dem WLAN-Adapter WT-4 bleiben auch alle Fernsteuerfunktionen der Kamera drahtlos erhalten.

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Der per Hebel zu betätigende Okularverschluss verhindert Lichteinfall durch den Sucher beim Arbeiten vom Stativ.
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Familienanschluss beim Bedienkonzept

Im Bedienkonzept ähneln sich die gehobenen Nikon-Modelle ab D300 so sehr, dass man beim Umstieg nicht viel Denkarbeit leisten muss. Typisch dafür ist etwa der Drehschalter zur Anwahl der Belichtungsmessmethode, der bei D3/D3x seitlich am Sucherprisma sitzt. Einen weiteren Drehschalter gibt es für die AF-Feld-Konfiguration.

Ergänzend zum LC-Display an der Oberseite besitzen D3/D3x das klassentypische zweite LC-Display unterhalb des TFT-Monitors zur Anzeige der eingestellten ISO-Zahl, Bildqualitätsstufe und Weißabgleichsmethode. Über die drei zugeordneten Tasten in Kombination mit dem hinteren Einstellrad lassen sich Werte schnell und einfach verändern. Rechts neben den Tasten befindet sich das Mikrofon, über das man Kommentare zu Bildern aufsprechen kann.

Auf Bearbeitungsfunktionen für bereits aufgenommene Bilder will Nikon auch bei den professionellen Modellen nicht verzichten. Dazu gehören die Verarbeitung zu SW-Bildern, Anwendung von Filtern, Änderung der Farbbalance, Rote-Augen-Korrektur oder eine Überblendung aus zwei RAW-Bildern.

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Mit D-Lighting können Bilder nachträglich einem Kontrastausgleich durch Schattenaufhellung unterzogen werden - eine Funktion, die als "Aktives D-Lighting" auch bei der Aufnahme verfügbar ist. Aktives D-Lighting ist in vier Stufen und einem Automatik-Modus verfügbar, D-Lighting bei der Nachbearbeitung in drei Stufen.

Der letzte Eintrag im Menü "Bildbearbeitung" ist "Bilder vergleichen": Da bearbeitete Bilder grundsätzlich als Kopie auf der Speicherkarte abgelegt werden, können sie hier mit den Quellbildern direkt verglichen werden.

Durchweg hervorragende Bildqualität

Obwohl die D3x etwa doppelt so viele Pixel auf rund 36 x 24 mm Sensorfläche vereint als die D3, bietet sie eine durchweg hervorragende Bildqualität, auch bei höheren Empfindlichkeiten bis 1600 und darüber.

Bei der Grenzauflösung bewegt sich die D3x mit Werten zwischen 1764/1513 LP/BH etwa auf dem Niveau der EOS-Modelle mit Vollformat-Sensor und 21 Megapixel Nennauflösung. Die Alpha 900 mit vergleichbarem 24,5-Megapixel-Sensor bringt zwar eine noch höhere Grenzauflösung, muss der D3x in anderen Disziplinen der Bildqualität aber den Vortritt lassen: Kurtosiswerte zwischen 0,3 und 0,5 auf seiten der D3x stehen für äußerst geringe Detailverluste in kontrastarmen Strukturen, was man von der Sony (mit Werten bis 1,8) nicht behaupten kann.

Auch im Vergleich zu den Canon-Modellen ist die D3x beim Texturverlust besser. Beim Rauschen erzielt die Nikon VN-Werte zwischen 0,5 (ISO 100) und 0,8 (ISO 1600), während bei der Alpha 900 der VN-Wert bei ISO 800/1600 auf 1,9/2,5 ansteigt. Bei höheren ISO-Zahlen ist bei der D3x nur ein geringfügiger Rückgang der Farbsättigung zu beobachten. Die Canon-Modelle rauschen vergleichbar wenig, wobei die neuere EOS 5D Mark II noch etwas besser ist als die EOS 1Ds Mark III.

Bei der Dynamik erreicht die D3x nicht die Spitzenwerte der D3 (durchgängig 10 Blenden zwischen ISO 100 und 800, 9 Blenden bei ISO 1600), aber 9 bis 10 Blenden sind ein gutes Ergebnis. Mit 60 Punkten für die Bildqualität bei ISO 100 liegt die D3x auf dem Niveau der EOS-Modelle und der Sony Alpha 900. Bei höheren ISO-Einstellungen kann die Sony aber nicht mehr mithalten, und die D3x bleibt auf hohem Niveau konstant zwischen den beiden Canon-Modellen.

Fazit

Mit der D3x ist Nikon jetzt im Olymp der hochauflösenden Profi-SLRs angekommen. Die Verdoppelung der Pixelzahl im Vergleich zur D3 hat erstaunlich wenig Auswirkung auf andere Parameter der Bildqualität wie Rauschen oder Texturverlust - ein Ergebnis, das man nach dem Test der Sony Alpha 900 mit vergleichbarem 24,5-Megapixel-Sensor nicht unbedingt erwarten konnte. Gehäuse und Ausstattung entsprechen dem gewohnt hohen Nikon-Standard - eine Kamera, die auf Anhieb überzeugt.

Im Vergleich der Profimodelle führt die Nikon D3x knapp vor der Canon EOS 1Ds MK III. Noch zwei Pünktchen mehr holt die EOS 5D MK II, so dass nun drei bei der Bildqualität nahezu gleichwertige Modelle die Bestenliste gemeinsam anführen. Man glaubt es kaum, wie lange sich Nikon Zeit gelassen hat, um den professionellen EOS-Modellen der 20-Megapixel-Klasse Paroli zu bieten. Für Nikon-Fans hat sich das Warten aber wirklich gelohnt.

Kaufberatung Nikon-System: Die Vollformatkameras D700, D800/E, D3x und D4

Bei aller Pixel-Euphorie sollte man übrigens die Nikon D700 als preisgünstige Vollformatkamera mit 12 Megapixel und überzeugender Bildqualität nicht aus dem Auge verlieren - auch wenn mancher bereits jetzt von einer "D700x" träumen mag.

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Bearbeitete und neu gespeicherte Bilder können mit den Quelldateien direkt ver-glichen werden.
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Das Rauschfilter für hohe ISO-Einstellungen lässt sich in drei Stufen verwenden, aber auch abschalten.
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Wiedergabe: Verschiedene Ansichten lassen sich per Knopfdruck wählen - hier mit RGB-Histogramm.
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Für den HDMI-Anschluss lassen sich verschie- dene Formate bzw. auto-matische An-passung wählen.
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Nikon D3x

Nikon D3x
Hersteller Nikon
Preis 7000.00 €
Wertung 54.0 Punkte
Testverfahren 1.6

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