Testbericht
Nikon D3000 - Gut und Günstig
Die neue Nikon D3000 feiert Einstand im heiß umkämpften Markt der Einsteiger-SLRs bis 500 Euro. Dafür hat der Hersteller der Kamera ein neues Bedienkonzept (Guide System) mit auf den Weg gegeben. Wir vergleichen die D3000 mit acht Konkurrenz-modellen von Canon, Olympus, Pentax und Sony.
- Nikon D3000 - Gut und Günstig
- Datenblatt
Mit dem 10-Megapixel-Modell D3000 will Nikon einen neuen Eckpfeiler in der SLR-Einsteigerklasse zementieren. Dafür bringt die Kamera eine aufs Wesentliche beschränkte Ausstattung und ein Bedienkonzept mit, das Kompaktkamerabesitzern den Umstieg auf eine digitale Spiegelreflexkamera erleichtern soll. Von der D40 und D60 gab es zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nur noch Restbestände, und Nikon darf hoffen, an die Erfolge der Vorgängerinnen nahtlos anknüpfen zu können.
Das Gehäuse der D3000 entspricht im Wesentlichen dem der D60 - ordentlich verarbeitet und kompakter als bei der D90, aber auch weniger griffig. Das liegt zum einen daran, dass die Kamera und somit der Handgriff niedriger bzw. kürzer ausfallen, zum anderen an der fehlenden Gummierung des Gehäuses im Griffbereich des Daumens. Der TFT-Monitor wurde im Vergleich zur D60 von 2,5 auf 3 Zoll vergrößert; die Auflösung bleibt bei 76700 Bildpunkten. Der optische Sucher bietet wie gehabt eine Bildfeldabdeckung von 95 Prozent und eine effektive Vergrößerung von 0,51x.
Die D3000 ist rund 200 Euro günstiger als die D5000. Als Einführungspreis für das Kameragehäuse nennt der Hersteller 450 Euro. Zudem ist die Kamera im Set mit verschiedenen Objektiven erhältlich. Am unteren Ende der Preisskala steht das Set mit dem 18-55- II-Zoom (530 Euro), unwesentlich mehr kostet die attraktivere Variante mit Bildstabilisator (18-55 VR, 550 Euro). Deutlich mehr Gestaltungsspielraum handelt man sich mit dem 18-105-VR-Set ein (650 Euro), und mit dem Double-Kit (18-55 VR plus 55-200 VR, 750 Euro) lässt sich ein KB-äquivalenter Brennweitenbereich von 27 bis 300 mm abdecken.
Kein Live-View bei Nikon in der Einsteigerklasse
Als kleinere Schwester der D5000 muss die D3000 nicht nur auf Videomodus und schwenkbaren Monitor verzichten, sondern auch auf Live-View - ein Punkt, der vielen Umsteigern von der digitalen Kompaktklasse weniger gefallen dürfte. Dafür kommt die Neue mit einer wichtigen Verbesserung beim AF-System: Musste sich die D60 noch mit drei AF-Punkten begnügen, stehen der D3000 elf Messpunkte inklusive zentralem Kreuzsensor zur Verfügung. Die D90 und D5000 verwenden das gleiche AF-System (Multi-CAM 1000).
Zur automatischen Fokussierung stehen folgende Betriebsarten bereit: Einzelbild-AF (AF-S), kontinuierlicher AF (AF-C) und AF-Automatik, die selbstständig zwischen AF-S und AF-C wählt; die prädikative Schärfenachführung reagiert dabei auf Bewegungen des Motivs. Zum manuellen Scharfstellen gibt es eine elektronische Einstellhilfe - im Sucher meldet ein grüner Punkt Vollzug, wenn man exakt scharfgestellt hat. Die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit ist mit 0,52/0,64 s bei 3000/30 Lux relativ lang. Gespeichert werden die Bilder auf SD-Karte.
Gut lesbares Menü und neues Guide-System
Längst hat Nikon sich des zweifelhaften Rufs entledigt, ein Maximum an Ausstattung in kaum zu überblickenden Menüs zu verstecken. Stattdessen sorgt der Hersteller jetzt auf allen Ebenen für ein hohes Maß an Transparenz. Dazu gehören bei der D3000 auch die besonders großen Schriften in den fünf zur Verfügung stehenden Menüs: Aufnahme, Wiedergabe, System, Bildbearbeitung und "Letzte Einstellungen".
Ganz neu ist die Guide-Funktion, die der User über das Moduswahlrad vorwählt, um sich dann im bunten Guide-Menü wiederzufinden. Dort kann der Anwender zunächst wählen, was ihn gerade interessiert: Fotografieren, Anzeigen/Löschen von Bildern oder Basiseinstellungen (System). Im Unterschied zu den Hilfstexten, die man auch von anderen Nikon-Kameras kennt, ist das Guide-System lösungsorientiert: Man fragt den Anwender, was er machen will und bietet ihm dann die passende Lösung an.
Das Guide-Menü "Fotografieren" unterscheidet zwischen Einsteigern und Fortgeschrittenen und erklärt je nach gewähltem Level unterschiedliche Programme bzw. Funktionen. Einsteiger werden beispielsweise vorwiegend über den Umgang mit Motivprogrammen aufgeklärt, während Fortgeschrittene z. B. erfahren, wie ein "weicher Hintergrund" entsteht. Wer diese Option wählt, landet bei "Zeitautomatik" (Blendenvorwahl), weil mit dem weichen Hintergrund selektive Schärfe gemeint ist, die man bekanntlich durch eine große Blende erzielt. Der Guide ist also kein Lernprogramm, sondern eine echte Bedienhilfe. Was man im Guide-Menü wählt, wird an der Kamera auch eingestellt.
Mehr Übersichtlichkeit durch größeren Monitor
Bereits bei der D60 war der TFT-Monitor nicht nur für die Bildwiedergabe zuständig, sondern zeigte bei der Aufnahme alle nötigen Daten an. Auch das automatische Umschalten der Anzeige beim Wechsel vom Quer- zum Hochformat (und umgekehrt) kennt man bereits. Was man dagegen bei der D3000 vermisst, ist das sensorgesteuerte Abschalten des Monitors, wenn sich das Auge dem Sucherokular nähert. Abgeschaltet wird der Monitor erst bei leichtem Druck auf den Auslöser.
Zur Wahl stehen die Anzeigemodi "klassisch" und "grafisch"; im Grafikmodus sieht man entweder die Grafik einer Irisblende oder des Moduswahlrads von der Oberseite des Gehäuses. Die Rad-Grafik ist immer eine Sekunde lang zu sehen, wenn man ein neues Belichtungsprogramm wählt und verwandelt sich dann wieder in das Abbild der Irisblende.
Zugriff auf die wichtigsten Funktionen wie Empfindlichkeit, Weißabgleich, Auflösung, Belichtungsmessung, AF-Modus, Belichtungs- und Blitzbelichtungskorrektur hat man über den Datenmonitor. Um eine Funktion einzustellen, wechseln Sie zuerst mit der Set-Taste (grüner Punkt) in das entsprechende Menüfenster (entspricht der "klassischen" Darstellung), um dort eine gelbe Markierung mit der 4-Wege-Taste auf das gewünschte Feld zu verschieben.
Durch Drücken der OK-Taste gelangen Sie dann in das eigentliche Einstellmenü, in dem die Parameter durch passende Beispielbilder illustriert sind. Praktischer wäre es freilich, könnte man Einstellungen (z. B. mit dem Rad) direkt vornehmen, ohne den Umweg über ein Untermenü. Für die Belichtungskorrektur gibt es eine zusätzliche Schnellzugriffstaste rechts neben dem Auslöser; für die Blitzkorrektur muss man die Blitztaste (links am Prisma) und Belichtungskorrekturtaste gleichzeitig drücken, um dann mit dem Einstellrad den Korrekturwert zu wählen.
Wie ihre höheren Schwestermodelle verfügt die D3000 über aktives D-Lighting, einen zuschaltbaren Kontrastausgleich direkt bei der Aufnahme (verfügbar auch als Nachbearbeitungsfunktion). Aktives D-Lighting ist allerdings nur im Automatikmodus verfügbar, nicht aber in Stufen einstellbar, wie bei den höheren Modellen.
Mehr Rauschen, aber weniger Texturverluste
D3000 und D60 verwenden einen Bildsensor mit vergleichbaren Eckdaten - einen RGB-CCD im DX-Format (23,6 x 15,8 mm) mit 10,2 Megapixel an effektiver Auflösung. Trotzdem gibt es Unterschiede bei der Bildqualität, wohl bedingt durch eine abweichende Abstimmung bei der Bildverarbeitung. Auffallend ist beispielsweise, dass beide Modelle zwar bei ISO 100 eine nahezu identische Grenzauflösung von rund 1100 LP/BH erreichen, die D3000 aber zwischen ISO 400 und 1600 jeweils rund 100 LP/BH mehr zu bieten hat. Beim Rauschen herrscht zunächst Einigkeit (VN 0,6 bei ISO 100); mit steigender ISO-Zahl gerät die D3000 aber etwas ins Hintertreffen (D60-Werte in Klammern): ISO 400/VN 1,2 (1,0), ISO 800/VN 2,0 (1,6), ISO 1600/VN 3,2 (2,3). Dafür aber sind bei der D3000 zwischen ISO 400 und 1600 bessere Kurtosis-Werte zu verzeichnen: durchgängig 0,4 statt 0,9 wie bei der D60.
Fazit: Unterm Strich betrachtet, knausert die Herausforderin Nikon D3000 im Vergleich zur Konkurrenz mit Zusatzfunktionen wie Live-View und/oder Bildstabilisator im Kameragehäuse, kann aber im Klassenvergleich mit der Bildqualität punkten - auch wenn der Abstand zu einigen Konkurrentinnen nicht sehr groß ist.
Nikon D3000
Nikon D3000 | |
---|---|
Hersteller | Nikon |
Preis | 350.00 € |
Wertung | 58.0 Punkte |
Testverfahren | 1.5 |
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