Testbericht
Nikon D300
Die Nikon D300 ist die konsequente Weiterentwicklung der D200, jetzt mit Live-View, hervorragendem 3-Zoll-Monitor und nochmals deutlichen Verbesserungen bei der Bildqualität. Die exzellenten Ergebnisse, was Rauschen und Objektkontrast vor allem bei ISO 800 anbelangt, machen die Kamera zum Werkzeug der Wahl bei der Available-Light-Fotografie. In dieser Disziplin übertrifft die Nikon die punktgleiche, mit bauähnlichem Bildsensor ausgestattete Sony Alpha 700. Kontrastarme Strukturen löst die Nikon zudem etwas besser auf als die Sony. Bei der Auflösung kontrastreicher Strukturen hat die Sony die Nase vorn, wie unsere Messwerte zeigen. Mit 61/60,5 Punkten für die Bildqualität bei ISO 200/400 schafft die Nikon ein glänzendes Gesamtergebnis. Dem bei der Sony vorhandenen, eingebauten Bildstabilisator setzt Nikon eine Live-View-Funktion und andere technische Highlights entgegen - darunter den 51-Punkte-AF mit 51 Kreuzsensoren (Sony: 11 AF-Punkte, ein Kreuzsensor). Design, Verarbeitung und Haptik des Magnesiumgehäuses sind vorbildlich in dieser Klasse. Profis finden in der D300 das ideale Zweitgehäuse zur D2Xs oder zur noch nicht lieferbaren D3. Was die D3 der D300 entgegensetzen kann, soll ein Test in der nächsten Ausgabe zeigen.
- Nikon D300
- Datenblatt
Noch mehr als ihre Vorgängerin D200 bildet die neue D300 eine Brücke zwischen gehobener Amateurkamera und Profimodell. Diese Brückenfunktion bezieht sich auch auf den Preis: Die D300 kostet derzeit 1840 Euro, ist also mehr als 500 Euro teurer als eine Canon EOS 40D oder Sony Alpha 700. Für diesen Aufpreis bekommt man ein Kameragehäuse, das in der Klasse unter 2000 Euro Vorbildcharakter besitzt. Die Kamera ist nicht so sperrig wie ein Profimodell mit integriertem Batteriehandgriff, hat aber dennoch genügend Masse, um schweren Teleobjektiven ein adäquates Gegengewicht zu bieten. Mit 825 g wiegt die D300 135 g mehr als die Sony Alpha 700, die äußerlich jedoch massiger wirkt. Bestückt mit einem üblichen Standardzoom, belastet die D300 die Schulter des Fotografen aber auch beim Sonntagsspaziergang nicht über Gebühr. Profis werden die D300 wie ihre Vorgängerin als Zweitgehäuse schätzen, das als willkommenes Extra den klassenüblichen Ausklappblitz besitzt, der zwar keinen leistungsstarken Systemblitz ersetzen kann, beim Aufhellen aber wertvolle Dienste leistet.
Wer will, ergänzt die Kamera durch das optional erhältliche Mulitfunktions-Batterieteil (MB-D10) mit Hochformatauslöser und zusätzlichem Multifunktionsschalter. Zudem soll sich damit die maximale Bildfrequenz von gemessenen 6 B/s laut Hersteller auf bis zu 8 Bilder pro Sekunde steigern lassen. Allerdings nur dann, wenn das MB-D10 mit dem Lithium-Ionen-Akku EN-EL4a aus der D3 oder acht Mignon-Zellen (AA) bestückt wird. Alternativ verwendet man den EL-EN3e, den Standardakku der D300, die selbst mit dem EN-EL4a der D3 aber nicht betrieben werden kann. Allerdings bleibt die Kamera auch dann betriebsbereit, wenn man den Akku aus dem Gehäuse nimmt und sich nur im angeschraubten MB-D10 ein Akku befindet.
Den neuen 3-Zoll-Monitor kennt man bereits von der Sony Alpha 700. Aber man sieht ihn gerne wieder, weil er mit einer Auflösung von 3 x 307 000 Pixel und einem Betrachtungswinkel von 170 Grad horizontal/vertikal das Beste ist, was man derzeit bekommen kann. Detailreichtum und Brillanz sind vorbildlich, was man spätestens dann merkt, wenn man in ein angezeigtes Bild hineinzoomt.
Die D300 verfügt über eine Live-View-Funktion: Der TFT-Monitor lässt sich auch als Motivsucher bei der Aufnahme verwenden. Für das Live-Bild wird der 12-Megapixel-Bildsensor herangezogen; der Spiegel muss dazu aus dem Strahlengang geschwenkt werden. In dieser Position kann er auch zur automatischen Fokussierung bleiben, wenn die Kamera dabei die (oft recht träge) Kontrastmessung über den Bildsensor verwendet. Diese Live-View-Betriebsart nennt Nikon "Stativ". Im sog. Freihandmodus benutzt die Kamera beim Scharfstellen dagegen das AF-Phasendetektionssystem; dafür muss der Spiegel kurzzeitig in die Ausgangsstellung zurück. Aktiviert wird der AF entweder durch halbes Durchdrücken des Auslösers oder durch Betätigen der AF-on-Taste. Die schnellste Möglichkeit, dabei zu einer Aufnahme zu kommen: Man drückt den Auslöser ganz durch und hält ihn solange fest, bis die AF-Messung erledigt ist (akustisches Signal) und der Verschluss ausgelöst hat. Auch dabei kann von verzögerungsfreiem Auslösen keine Rede sein, was die Verwendung des Live-View bei Schnappschüssen zur Glücksache macht. Dennoch: Bei Über-Kopf-Aufnahmen nimmt man lieber die Verzögerung in Kauf, als vollends im Blindflug zu fotografieren.
Für die automatische Fokussierung verwendet die D300 das auch beim Profimodell D3 eingesetzte AF-Modul Multi-CAM 3500DX mit 51 Messfeldern, darunter 15 Kreuzsensoren. Der Messbereich reicht von LW -1 bis 19 (ISO 100 bei 20° C). Der Autofokus lässt sich auf verschiedene Objektive feinabstimmen, zudem hilft eine Motiverkennungsfunktion bei der Schärfenachführung.
Der optische Pentaprismensucher zeichnet sich durch eine effektive Sucherbildvergrößerung von 0,63-fach aus, bezogen auf das Bildformat von 23,6 x 15,8 (DX-Format). Damit konnte bereits die D200 im Konkurrenzvergleich punkten. Neu ist jedoch, dass die Bildfeldabdeckung jetzt die in Profikreisen üblichen 100% erreicht, während man sich bei der D200 mit 95% zufrieden geben muss. Zum exakten Ausrichten der Kamera bei Architektur- oder Sachaufnahmen lassen sich Gitterlinien in den Sucher einblenden.
Das Bedienkonzept der D200 wurde bei der D300 in allen wesentlichen Zügen beibehalten und in einigen Punkten verfeinert. Typisch für die D200/300 sind etwa die Drehschalter zur Anwahl der Belichtungsmessmethoden und der AF-Felder-Konfiguration. Sehr praktisch ist, dass man wichtige Funktionen und Einstellungen mittels Schalter und Tasten im Direktzugriff hat, etwa für Autofokus, Belichtungsmeßmethode, Weißabgleich, Bildqualität oder Empfindlichkeit. Für diese häufig gebrauchten Einstellungen muss man also nicht ständig in die Menüs abtauchen. Ebenso selbstverständlich ist es bei Nikon, dass man nicht nur auf die Korrektur der Hauptbelichtung, sondern auch auf die Blitzbelichtungskorrektur über eine Taste direkten Zugriff hat.
Der Multifunktionswähler an der Rückseite, bei der D200 ein 4-Wege-Schalter, hat sich bei der D300 zum 8-Wege-Schalter weiterentwickelt. Das heißt, er erlaubt nicht nur Oben-unten- oder Links-rechts-Bewegungen, sondern auch Schritte in diagonaler Richtung. Zur Geltung kommt diese Funktion beim Anwählen von einzelnen AF-Feldern, da man damit wesentlich schneller das gewünschte Feld erreicht. Bei der Bildwiedergabe dient der Multifunktionswähler wie bisher als 4-Wege-Schalter, so dass man z. B. durch Links-rechts-Klicken den Bildwechsel vornimmt und durch Oben-unten-Klicks zwischen verschiedenen Anzeigemodi umschaltet. Diese Zuordnung lässt sich bei Bedarf auch umkehren. Kleiner Wermutstropfen: Das Helligkeitshistogramm (umschaltbar auf RGB) lässt sich nicht mehr groß in das Vollbild einblenden, stattdessen wird es verkleinert neben einem Thumbnail angezeigt. Dafür zeigt das Fenster in diesem Fall aber auch alle wichtigen Aufnahmedaten gut strukturiert unter dem Bild. Wer mehr vom Motiv sehen will, drückt einmal auf die Lupen-Plus-Taste. Maximal achtfache Vergrößerung ist möglich, wobei die hier gebotene Monitorqualität e ine ungewöhnlich gute Schärfebeurteilung erlaubt.
Bei der D300 hält Nikon an einem zusätzlichen LC-Display zur Anzeige von Aufnahmedaten fest; es befindet sich wie üblich an der Oberseite der Kamera und ist bei Bedarf beleuchtbar. Zudem erlaubt die D300 aber auch die Anzeige der Aufnahmedaten am TFT-Monitor, mit heller Hintergrundbeleuchtung und großen Lettern. Beide Möglichkeiten zu haben, ist Luxus pur und garantiert optimale Ablesbarkeit in jeder Lage und Aufnahmeposition.Der elektronisch gesteuerte, vertikal ablaufende Schlitzverschluss erlaubt Belichtungszeiten bis 1/8000 s und eine Blitzsynchronzeit bei voller Leitzahl von 1/250 s. Laut Hersteller wurde der Verschluss auf eine Lebensdauer von 150_000 Auslösungen getestet. Die Auslöseverzögerung plus AF-Zeit erreicht mit 0,29 s einen guten, aber keinen Spitzenwert. Die Einschaltverzögerung ist mit 0,4 s doppelt so lang wie bei der D200.
Der CMOS der D300 im DX-Format (23,6 x 15,8 mm) produziert Bilder mit einer maximalen Auflösung von 4288 x 2848 Pixel (12,2 Megapixel), rund 2 Mio. mehr als bei der D200 (3872 x 2592). Vor dem Bildsensor ist ein Tiefpassfilter angebracht, das Staub im Kameragehäuse abfängt und durch Vibrationen hoher Frequenz wieder abschütteln soll. Die gemessene Auflösung beträgt 1271/1286 LP/BH bei ISO 200/400, rund 100 LP mehr als bei der D200 (1173/1084 LP/BH bei ISO 100/400), aber etwas weniger als bei der Sony Alpha 700 (1335/1358 LP/BH) mit bauähnlichem Bildsensor.Der Expeed-Bildprozessor der D300 verarbeitet die Daten intern mit 16 Bit, um sie als 12- oder 14-Bit-Dateien auszugeben. Für RAW-Bilder trifft man diese Vorentscheidung im Aufnahmemenü. Der Empfindlichkeitsbereich von ISO 200 bis 3200 lässt sich in den Einstellungen "Lo-1" bis 100 ISO und bei "Hi+1" bis 6400 ISO ausweiten. Beim Rauschen bringt die D200 hervorragende Ergebnisse: 0,7/0,8 VN bei ISO 200/400, das bedeutet zweimal die Höchstpunktzahl 15. Bei "Lo-1" (entsprechend ISO 100) zeigten Testaufnahmen ein noch etwas geringeres Rauschen als bei ISO 200, was allerdings nicht durch Messungen belegt ist. Noch erstaunlicher sind allerdings die Ergebnisse bei ISO 800/1600: Mit 0,9/1,3 VN wird sogar das bislang beste Profimodell in dieser Disziplin, die Canon EOS 1D Mark III (1,3/1,9 VN), in den Messwerten übertroffen. Dass die ISO-400/800-Ergebnisse so nahe beieinander liegen, lässt auf eine verstärkte Aktivität des Rauschfilters bei ISO 800 schließen, was durch einen Rückgang der gemessenen Auflösung von 1286 auf 1172 LP/BH bestätigt wird. Bei ISO 1600 reduziert sich die Auflösung dann auf 1147 LP/BH. Mit diesem Kompromiss kann man aber gut leben, da Rauschen ein Available-Light-Motiv mit ausgedehnten Schattenpartien mehr stört als ein bisschen weniger Auflösung.
Hohe Objektkontraste bewältigt die Kamera mit Bravour: Der Dynamikumfang beträgt 10,5 Blenden bei ISO 200 und bei ISO 800, 9,5 Blenden bei ISO 400 sowie 9,0 Blenden bei ISO 1600. Für besonders problematische Motive bietet die Kamera außerdem einen zuschaltbaren Kontrastausgleich (D-Lighting), der direkt bei der Verarbeitung von Bildern zu JPEGs wirksam wird. Zudem findet man D-Lighting aber bei den Nachbearbeitungsfunktionen der Kamera. Das heißt: Bereits aufgenommene Bilder können mit D-Lighting bearbeitet und dann neu auf die Karte gespeichert werden. Im Gegensatz zum aktiven D-Lighting direkt bei der Aufnahme kann man sich also nachträglich entscheiden, in welcher der drei angebotenen Intensitätsstufen man die Funktion verwenden will. Dabei gilt, dass D-Lighting die Schattenpartien aufhellt und dort das Rauschen verstärkt werden kann.
Weitere Nachbearbeitungsfunktionen betreffen das Konvertieren von Farb- zu SW-Bildern, Software-Filter, Änderung der Farbbalance, Rote-Augen-Korrektur oder eine Überblendung aus zwei RAW-Bildern. Über 48 Individualfunktionen lässt sich die Kamera den Vorlieben ihres Benutzers anpassen; vier Speicherplätze sind für Benutzerprofile vorgesehen.
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$umbruch$ Beurteilung nach neuen Testkriterien
Nikon D300
12 Megapixel-Kamera, die in der semiprofessionellen Kategorie von 1000 bis 2500 Euro der Gewinner ist, mit durchweg guter Bildqualität. Zwar liegt sie in der Grenzauflösung leicht hinter den Geräten von Canon oder Pentax. Aber dank geringem Bildrauschen und einem guten Wert in der Farbgenauigkeit schafft sie die beste Bildqualität bei ISO 100 in ihrer Kategorie und schiebt sich damit in den Bereich professioneller Kameras. Dieser hohe Anspruch bleibt bestehen, auch bei den höheren Empfindlichkeiten belegt sie jedes Mal den höchsten Wert in punkto Bildqualität in ihrer Kategorie. Dank schneller Auslösung ist die Nikon D300 unangefochtener Testsieger ihrer Kategorie und bekommt einen Kauftipp für die hohe Bildqualität.
Nikon D300
Nikon D300 | |
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Hersteller | Nikon |
Preis | 1280.00 € |
Wertung | 73.0 Punkte |
Testverfahren | 1.5 |
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