Testbericht
Nikon D200
Die Nikon D200 übertrifft ihre Vorgängerin D100 nochmals deutlich in den Disziplinen Gehäusequalität, Ausstattung und Professionalität - eine starke Konkurrenz vor allem für die direkt vergleichbare Canon EOS 20D. Bislang stand allerdings nur ein Vorserienmodell für einen Praxistest bereit. Einen Vergleich auf der Grundlage von Messwerten hoffen wir für die nächste Ausgabe nachliefern zu können.
- Nikon D200
- Datenblatt
Eine Nachfolgerin für die bereits in die Jahre gekommene Nikon D100 war überfällig. Schon deshalb, weil die Kamera von günstigeren Schwestermodellen mit vergleichbarer Ausstattung wie der D70s sozusagen links überholt wurde. Die D200 beendet diesen Zustand mit einem kleinen Paukenschlag: Mit 10 Millionen Pixel übertrifft sie die genannten Modelle nicht nur bei der Auflösung, sondern punktet zusätzlich mit einer erstklassigen Ausstattung. Dazu gehört auch professionelles Zubehör wie der Wireless-LAN-Adapter WT-3, um Bilddateien an ein lokales Netzwerk zu übertragen, oder der mögliche Anschluss an einen GPS-Empfänger - in dieser Kombination speichert die Kamera für jede Aufnahme die geografischen Koordinaten und stellt ihre Uhr bei Bedarf auf die empfangene Weltzeit (UTC) ein.
Der TFT-Monitor misst jetzt 2,5 Zoll, löst 230.000 Bildpunkte auf und ermöglicht einen großen Betrachtungswinkel von 170 Grad vertikal/horizontal. Das Gehäuse besteht in weiten Teilen aus einer Magnesiumlegierung und ist an den Nahtstellen abgedichtet gegen Staub und Feuchtigkeit. Mit 830 g wiegt die D200 mehr als die D100 (700 g) und ist zudem höher - keineswegs ein Nachteil, weil die Kamera (auch dank der griffigen Gummierung) einfach vorbildlich in der Hand liegt, vor allem auch in Kombination mit größeren Objektiven.
Die Grenzen zwischen Amateur- und Profikamera verwischen sich bei diesem Modell - abgesehen davon, dass hier der klassenübliche "Pop-up"-Blitz integriert ist. Dieser arbeitet in i-TTL-Technik und bewährt sich nicht nur als allzeit bereiter Helfer zum Aufhellen bei Porträts, sondern kann zudem als Master externe Systemblitzgeräte auslösen. Oberhalb der kürzesten Synchronzeit von 1/250 s ist auch die Kurzzeitsynchronisation bis 1/8000 s bei verminderter Leitzahl möglich.
Was die Besitzer älterer Nikkor-Objektive mit manueller Fokussierung freuen wird: Die D200 besitzt wieder den für die Blendenübertragung nötigen Mitnehmer, den man bei der D100 vergeblich suchte und nur bei den Profi-Modellen fand. Manuell fokussierbare Nikkore können jetzt also wieder bei Offenblendenmessung in Zeitautomatik (A) oder im M-Modus verwendet werden.
Zukaufen können Sie den Batteriehandgriff MB-D200. Dieser schafft zusätzlich Energievorrat und ergänzt die D200 um einen Hochformat-Auslöser mit zusätzlichen Drehrädern und AF-Starttaste. Bestückt wird der MB-D200 wahlweise mit sechs Mignon-Zellen (AA) oder zwei Lithium-Ionen-Akkus des Typs EN-EL3e. Einer davon ist bereits im Lieferumfang der D200 enthalten und soll laut Hersteller bis zu 1800 Aufnahmen pro Ladung ermöglichen. Trotz vergleichbaren Formats ist der Akku nicht kompatibel mit dem in der D100 verwendeten Typ EN-EL3a.
Ein neues Ausstattungsmerkmal in dieser Klasse ist der Menüpunkt "Akkudiagnose" mit Angaben zu Ladezustand, Anzahl der Aufnahmen (seit der letzten Ladung) und Lebensdauer. Was letzteres bedeutet, erklärt Ihnen die Kamera, wenn Sie auf die Fragezeichen-Taste drücken: "Der Akku muss ersetzt werden, wenn für Lebensdauer der Wert 4 angezeigt wird." Hilfreiche Kommentare lassen sich mit der Fragezeichen-Taste auch zu anderen Menüpunkten abrufen, was die Orientierung in den komplexen Menüs erleichtert. Die gebotenen Funktionen und Einstellmöglichkeiten sind so vielfältig, dass sie wohl nur wenige Anwender zu 100 Prozent nutzen werden.
Mittels 45 Individualfunktionen kann der Anwender die Kamera seinen persönlichen Vorlieben anpassen, wobei vier Speicherplätze für Einstellprofile vorgesehen sind. Um den Überblick zu erleichtern, wurden die Individualfunktionen in sechs Gruppen aufgeteilt (Optionen in Klammern): Autofokus (10), Belichtungsmessung/Belichtung (7), Zeitschaltungen/Messwertspeicherung (AE-L/AF-L) (5), Monitor (8), Belichtungsreihen (8) und Funktionen der Bedienungslemente (7).
Im Bedienkonzept orientiert sich die D200 eng an der Profikollegin D2X. Das große LC-Display an der Oberseite informiert umfassend über alle für die Aufnahme wichtigen Werte. Für das Einstellen von Weißabgleich, Bildqualität, ISO-Zahl, Belichtungsmessmethode und verschiedene AF-Betriebsarten gibt es eigens reservierte Tasten bzw. Schalter, die einen direkten Zugriff ermöglichen.
Das Autofokusmodul Multi-CAM 1000 setzt mit seinen flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten einen neuen Maßstab in dieser Kameraklasse. Sie können die maximale Zahl der Messfelder von elf auf sieben vergrößerte Felder reduzieren, was ein schnelleres Erfassen sich bewegender Motive erlauben soll. Messfelder lassen sich einzeln anwählen oder in Gruppen zusammenfassen, um auf dezentrale Motivteile komfortabel scharf stellen zu können. Für die Belichtungssteuerung stehen Blenden-, Zeit- und Programmautomatik (letztere mit Shift-Funktion) zur Verfügung; der vertikal ablaufende Schlitzverschluss bildet Zeiten zwischen 30 s und 1/8000 s.
Für die Matrixmessung ist ein CCD mit 1005 Pixel zuständig. Die mittenbetonte Messung bezieht sich auf einen Kreis im Sucherzentrum, der mit 75 Prozent gewichtet ist, während das Umfeld nur mit 25 Prozent in das Ergebnis einfließt. Der Kreisdurchmesser lässt sich zwischen 6, 8, 10 oder 12 mm variieren. Schließlich die Spotmessung: Sie funktioniert wahlweise über das AF-Feld in der Mitte oder über ein frei zu wählendes AF-Messfeld - was allerdings nur bei Nikkor-Objektiven mit eingebauter CPU funktioniert. Der Messfeldurchmesser beträgt dabei 3 mm, was etwa 2% des Sucherfeldes entspricht.
Blitz- und Hauptbelichtung lassen sich gleichermaßen von der Kamera aus korrigieren. Zudem bietet die D200 die sogenannte Flash-Lock-Funktion: Sie können an der Kamera manuell einen Messblitz zünden, nachdem Sie mit dem zentralen AF-Feld die bildwichtigste Partie anvisiert haben. Diese Betriebsart muss als Individualfunktion aktiviert und mit der frei belegbaren "Func"-Taste zur Blitzauslösung verknüpft werden.Einen Belichtungs-Messwertspeicher gibt es natürlich auch für Dauerlicht; die dafür zuständige Taste AE-L/AF-L kann, wie die Bezeichnung bereits nahelegt, auch die Schärfespeicherung aktivieren. Eine Reihenautomatik-Funktion (Bracketing) existiert für Haupt- und Blitzbelichtung sowie Weißabgleich.
Wenn Sie künftig ein tolles Schnappschussmotiv verpassen, wird das kaum an der D200 liegen, die unmittelbar nach dem Einschalten betriebsbereit ist (Herstellerangabe: 0,15 s). Für die Bildaufzeichnung setzt Nikon wie gehabt auf einen RGB-CCD im APS-C-Format der Größe 23,6 x 15,8 mm. Es bleibt somit beim Bildwinkelfaktor von 1,5 bei Verwendung von Kleinbildobjektiven. Die Auflösung beträgt 3872 x 2592 Pixel, jeder einzelne Pixel misst 6,05 x 6,05 µm. Erfreulich ist, dass jetzt auch ISO 100 als Empfindlichkeitsminimum eingestellt werden kann (ISO 200 bei D70/ D100); die obere Grenze liegt bei ISO 3200. Eine ISO-Automatik gibt es auch, im Unterschied zu den meisten Konkurrenten aber mit vorwählbaren Eckwerten für Empfindlichkeit und längste Belichtungszeit.
Eine Rauschunterdrückung lässt sich nicht nur für lange Belichtungszeiten ab 8 s, sondern auch für ISO-Werte von 400 und höher in drei Stufen (Low, Norm, High) einstellen. Das erwünschte "Glätten" der Bilder kann im Gegenzug allerdings zu einem Verlust in der Detailzeichnung führen, vor allem bei Einstellung auf "High".
Als Bildformate stehen RAW (Endung NEF) oder JPEG zur Verfügung, bei Bedarf aber auch beide parallel. Drei wählbare JPEG-Kompressionen Fine (1:4), Normal (1:8) und Basic (1:16) gibt es auch in Kombination mit einem NEF-Format. Auf TIFF als zusätzliches Dateiformat hat Nikon bei der D200 verzichtet, wonach kein Hahn krähen dürfte. Denn wer unkomprimierte Qualität will, ist mit dem NEF-Format ohnehin besser bedient, weil die Dateien kleiner und die Verarbeitungszeiten in der Kamera schneller sind. Wie die D2X erlaubt die D200 jetzt auch Mehrfachbelichtungen aus bis zu zehn Einzelaufnahmen. Ebenso ist es möglich, zwei NEF-Dateien zu einem Bild zu verschmelzen und das bei exakter Kontrolle der Helligkeit. Die Originaldateien bleiben erhalten, und das neue Bild kann im NEF- oder JPEG-Format gespeichert werden.
Die Speicherzeiten sind angenehm kurz: Fürs Abspeichern eines JPEG in bester Qualität auf eine SanDisk Ultra II 256 wurden kaum mehr als eine Sekunde und etwa 4 s für ein RAW benötigt. Bilder werden am Monitor in allen zur Verfügung stehenden Formaten praktisch verzögerungsfrei angezeigt. Das Histogramm wird wahlweise großflächig als Gesamt-Histogramm oder separat nach RGB-Kanälen ausgewiesen.
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$umbruch$ Beurteilung nach neuen Testkriterien
Nikon D200
Mit 10 Megapixeln schafft die Nikon D200 zwar nicht die ganz hohen Werte in der Grenzauflösung, holt aber schnell durch andere Qualitäten wieder auf. Sie reagiert sehr schnell auf den Auslöser und schafft in der Auslöseverzögerung einen Spitzenwert, die Farbwiedergabe ist sehr gut. Die Bildqualität bei ISO 100 durch geringes Bildrauschen reicht knapp an sehr gut heran. Nach einem guten Wert bei ISO 400 fällt sie aber bei höheren Empfindlichkeiten ab und landet in den Bereichen in ihrer Kategorie im Mittelfeld. Angesicht des gesunken Preises eine sehr attraktive Kamera.
Nikon D200
Nikon D200 | |
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Hersteller | Nikon |
Preis | 850.00 € |
Wertung | 62.5 Punkte |
Testverfahren | 1.5 |
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