Testbericht

Mamiya ZD

27.12.2007 von Redaktion pcmagazin und Horst Gottfried

Das Potenzial ist da und die Bildqualität sehr gut, auch wenn die Auflösung nicht den Erwartungen entspricht. Die Mamiya ZD ist eine gute, aber zugleich eine sehr teure Kamera. An einigen Punkten wird allerdings die rasante Entwicklung im Digital-Kamera-Bereich deutlich. Als die ZD in Planung ging, war der 1,8-Zoll-Monitor sicher Stand der Dinge. Heute ist er es nicht mehr. Auch die kamerainterne Software ist in einigen Punkten nicht oder noch nicht auf der Höhe der Zeit und liefert deutlich schlechtere Ergebnisse als der RAW-Konverter. Es wäre schön, wenn die Mamiya-Entwickler das in der ZD schlummernde Potenzial schnellstens mit einem Software-Update ausreizten.

ca. 4:05 Min
Testbericht
Mamiya ZD Seitenansicht
Mamiya ZD Seitenansicht
© Archiv

Wer, von der Kleinbild-Fotografie kommend, erstmals eine Mittelformatkamera in Händen hielt, den überkam ein neues Gefühl von Qualität und Potential - und das Gruseln, wenn er auf die Preisliste blickte. Qualitätsanmutung und Preisschock bleiben auch bei der Mamiya ZD für rund 13 000 Euro samt Standard-Objektiv 2,8/80 mm nicht aus.


Mamiya ZD von oben
Nicht nur in der Draufsicht erinnert die Mamiya ZD an eine KB-Spiegelreflexkamera, sondern auch in der gesamten Bedienung. Insgesamt fällt sie jedoch deutlich größer und schwerer aus.
© Archiv

Die ZD ist keine Kamera mit digitalem Rückteil statt einer Filmkassette, sondern eine echte Digitalkamera inklusive Autofokus. Bei ihr erinnert außer dem Namen Mamiya, der schieren Größe und den rund 1700 g Lebendgewicht (mit Akku und Standardobjektiv 2,8/80 mm) wenig an das klassische Mittelformat. Wie einst die Mamiya-Rivalin Pentax 67, so kommt auch die Mamiya ZD in Gestalt einer übergroßen Kleinbild-Spiegelreflexkamera daher. Dieser Eindruck wird durch die Anordnung der Bedienungselemente bestätigt. Sie liegen da, wo man sie auch bei einer KB-SLR-Kamera erwarten würde. Ausnahmen wie das Fehlen einer mit dem standardmäßigen Pfeilsymbol belegten Wiedergabetaste oder einer mit "OK" markierten Taste zur Eingabebestätigung bestätigen die Regel. In beiden Fällen muss man die mit einem blauen Punkt markierte Messwertspeichertaste drücken. Das - durch den 48 ¥ 36 mm-Sensor (doppeltes Kleinbildformat) bedingt - mächtige Gehäuse lässt Platz für eine Anordnung der Bedienungselemente in fingergerechten Abständen. Und so dürfte auch weniger Platzmangel als die lange Entwicklungszeit der Grund für den mickrigen 1,8-Zoll-Monitor (4,5 cm Diagonale) sein: Als Mamiya vor fast zwei Jahren die ZD zum ersten Mal präsentierte, waren 1,8 Zoll noch in Ordnung. Die technischen Informationen zu Kamera und Bild erscheinen auf einem Extra-LC-Display unterhalb des Monitors sowie oben auf der Kamera. Die Ablesbarkeit hängt bei zugeschalteter Hintergrundbeleuchtung stark vom Blickwinkel ab.

Mamiya ZD Rückseite
Auf dem großen Gehäuse liegen die Bedienungselemente fingerfreundlich weit auseinander. Leider wurde der verfügbare Platz nicht für einen größeren LCD-Monitor genutzt.
© Archiv

Bevor es an die Arbeit geht, sollte sich der ZD-Fotograf mit ausreichend Speicher in Form von SD- und/oder CF-Karten eindecken. Die Kamera erzeugt Fotos mit einer Auflösung von maximal 5329 ¥ 4000 Pixel, die in Form einer RAW-Datei bis zu 35 MB und in bestem JPEG immer noch rund 10 MB groß ausfallen können. Da sollten es dann im Interesse zügigen Arbeitens schon High-Speed-Karten sein.

In den Foto-Funktionen gibt sich die ZD ganz klassisch. Der übersichtliche Pentaprismensucher mit 0,75¥-Abbildung zeigt 98% des Bildfeldes. Die Standard-Mattscheibe lässt sich gegen eine Gitterscheibe austauschen und der Rückschwingspiegel kann arretiert werden. Die Abblendtaste zur manuellen Schärfentiefenkontrolle macht den gestalterischen Einsatz der Schärfentiefe dank der Sensordimensionen zu einem bei Digitalkameras seltenen Vergnügen.

Ein Bildsensor, der doppelt so groß wie das normale KB-Format ist, weckt hohe Erwartungen. Bei ISO 50 und ISO 100 schafft die Mamiya 1664 Linienpaare/Bildhöhe, bei ISO 400 immerhin 1567 Linienpaare/Bildhöhe. Das sind Werte weit über den Ergebnissen üblicher Digitalkameras. Allerdings liegt die Mamiya gut 300 Linienpaare/Bildhöhe unter der theoretisch möglichen Höchstauflösung: Ihre Nyquest-Frequenz beträgt 2000 Linienpaare/Bildhöhe. Zum Vergleich: Die Canon EOS 1Ds Mark II bleibt mit knapp 1600 Linienpaaren/Bildhöhe keine 100 Linienpaare/Bildhöhe unter ihrer Nyquistgrenze. Auch ein zweiter Effekt ist überrraschend: die Mamiya erzielt bei mittlerer Schärfung eine geringere Auflösung als ohne jede kamerainterne Schärfung. Das deutet auf Probleme bei der internen Software hin.

Diesen Eindruck bestätigen die Rauschwerte. Ein Signal-/Rausch-Verhältnis von 88,4 für ISO 100 und 49,1 bei ISO 400 ist sehr gut. Allerdings beziehen sich unsere Messwerte auf am Rechner aus den RAW-Daten gewonnenen JPEGs. Die Rauschwerte der Original-Kamera-JPEGs liegen mit einem Signal-/Rausch-Verhältnis von 29,9 bzw. 16,8 auf dem Niveau mäßiger Kompaktkameras. Offensichtlich arbeitet die interne Software nicht optimal, was mit einem Firmware-Update eventuell lösbar ist. Bei der Dynamik sind 8,5 Blenden für ISO 100 in Ordnung, 7,5 Blenden für ISO 400 ebenfalls.

Gegenüber der Canon EOS 1Ds Mark II erzielt die Mamiya ZD eine vergleichbare effektive Auflösung und liegt bei der Bildqualität insgesamt minimal vorn - allerdings kostet sie das Doppelte.

Eine Besonderheit ist das herausnehmbare IR-Filter der ZD. Je nach Lichtbedingungen lassen sich dadurch z. B. Hauttöne positiv verändern. Anstelle des IR-Filters kann zur Vermeidung etwa von Moire-Effekten ein optional angebotenes Tiefpassfilter eingesetzt werden, wie es in den meisten Digitalkameras von Haus aus fest installiert ist. Das geht aber aus physikalischen Gründen zu Lasten der Auflösung, wie die Vergleichsmessungen bestätigten. Das Tiefpassfiler reduziert die Auflösung bei ISO 100 um 300 Linienpaare/ Bildhöhe von 1664 Linienpaaren/ Bildhöhe auf 1367 Linienpaare/ Bildhöhe. Unpraktisch: man erkennt von außen nicht, welches Filter in der Kamera steckt.

Wie bei einer Mittelformat-Kamera zu erwarten, ist der Stromverbrauch recht hoch und der Autofokus etwas langsam.

Angesichts der zu bewältigenden Datenmengen geht eine schnellste Bildfolgezeit von 1,2 Bildern pro Sekunde in Ordnung, und immerhin elf Bilder sind in Serien möglich. Bei Einzelbildern vergehen aber rund zehn bis zwölf Sekunden, bis eine RAW- oder RAW+ JPEG-Datei auf einer High-Speed-SD-Card (Panasonic Pro/SanDisk Ultra II) gespeichert ist.

Durch die Kompatibilität mit dem Mamiya-645-AF-Bajonett stehen für die ZD bereits zum Start zehn Objektive von 35 bis 300 mm zur Verfügung. Ein eventuell schon vorhandener größerer Objektivbestand kann so die hohen Kosten für das Kameragehäuse relativieren. Aus dem kleineren Format von 48 ¥ 36 mm gegenüber 60 ¥ 45 mm (netto 55 ¥ 43 mm) ergibt sich ein Brennweitenverlängerungsfaktor von 1,16, so dass ein zusätzliches Weitwinkelobjektiv nützlich wäre.

Beim Blitzen setzt Mamiya auf das SCA-3002-System, so dass eine Vielzahl von Blitzgeräten verwendet werden kann. Für die Bearbeitung der RAW-Dateien, von Mamiya mit ".MEF" gekennzeichnet, liegt der Kamera die Software "Digital Photostudio" für Mac und Windows bei, Photoshop-CS2-Nutzer können die ".MEF"-Dateien auch mit dem Adobe-Plug-in Camera Raw 3.3 öffnen und im ".DNG"-Format speichern.

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