Bridgekamera

Leica V-Lux im Test

28.1.2015 von Horst Gottfried

Mit der V-Lux bietet Leica eine weitere leicht überarbeitete Panasonic-Bridgekamera unter eigenem Namen und mit rotem Punkt an. Im Test zeigt die V-Lux, dass sie zu den besten ihrer Klasse gehört.

ca. 4:55 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Leica V-Lux
Leica V-Lux
© Leica

Die Leica V-Lux basiert auf der Panasonic Lumix FZ1000 (Test). In dem 137 x 99 x 131 mm mächtigen und 1100 Euro teuren Gehäuse stecken ein 2,8-4/25- 400-mm-Zoom (KB-Werte) sowie ein 1-Zoll-CMOS-Sensor mit 13,2 x 8,8 mm Kantenlänge. Trotz ihres Gewichts von 830 g liegt die V-Lux dank Griff gut in der Hand. Ein Lob verdient Leica für die Trageriemenösen anstelle schlackernder Dreiecksringe. Nicht ganz zum Leica- Anspruch passt das Plastik-Feeling von Topkappe und Bodenplatte. Einen solideren Eindruck macht das Zoom mit seinem Metalltubus. Die Lichtstärke des Leica DC Vario Elmarit 2,8-4,9/ 9,1-146 mm Asph (25-400 mm KB) beträgt allerdings schon bei 85 mm nur noch f/3,8.

Ausstattung und Bedienung

Die beiden Schiebeschalter griffgerecht links am Objektivtubus sind fast selbsterklärend. Der On/Off-Schalter ist für den Bildstabilisator und der Zoom/Fokus-Schalter für den großen Rändelring am Objektiv. Damit lässt sich feiner Zoomen als mit dem Zoomhebel am Auslöser. Die Auslösemodi liegen mit dem kleinen Rad oben links im Direktzugriff. Zentrales Bedienelement ist rechts oben das große Moduswahlrad für P, A, S, M, Motivprogrammwahl, Digitaleffekte und die Benutzereinstellungen. Fest definiert sind bei der V-Lux die Tasten für ISO, WB, Makro- und AF-Modus an der kleinen 4-Richtungs-Wippe hinten auf der Kamera sowie die Video-Direktstarttaste.


Leica V-Lux Bedienung
Bedienung: Fünf vom Fotografen programmierbare Funktionstasten machen die Leica-V-Lux zu einem flexiblen fotografischen Werkzeug. Untereinstellungen erfolgen jeweils über das griffige Daumenrad.
© Leica, Horst Gottfried

Dazu kommen fünf benutzerdefinierbare Funktionstasten. Für die Unter-Einstellungen dient das Rändelrad für den rechten Daumen als Haupteinstellelement. Durch Drücken auf das hintere Rad lassen sich schnell weitere Einstelloptionen wie etwa die Belichtungskorrektur aufrufen. Im Menü verbergen sich unter fünf Tabs rund 130 Menüpunkte, teils mit weiteren Unterpunkten. Da ist es gut, dass die V-Lux das "Quick-Menü" hat. Alternativ zum "Preset" kann jeder das "Custom"-Quick-Menü mit bis zu 15 Funktionen seiner Wahl individuell für den schnellen Zugriff bestücken.

Display und Sucher

Das 3 Zoll große 3:2-LC-Display sorgt mit 307 000 RGB-Bildpunkten für ein scharfes Bild mit sauberen Farben und Kontrasten. Helligkeit, Kontrast/Sättigung sowie Rot- und Blauton können angepasst werden. Das LC-Display ist schwenk- und drehbar. Dass der Monitor trotz des großen Kameragehäuses relativ klein ausfällt, ist dem darüber liegenden Sucher geschuldet. Der 0,39 Zoll große OLED-Sucher im Seitenverhältnis 4:3 bietet eine Auflösung von 786 666 RGB-Pixeln.

Leica V-Lux Menü
Hinter der "Helligkeitsregulierung" verbirgt sich die Kontrastregelung per Veränderung der Gradationskurve.
© Horst Gottfried

Er gehört in Farbe und Schärfe zu den derzeit besten seiner Art und zeigt bei Schwenks oder Bewegung nur ganz kurz eine kleine Unschärfe. Die Suchervergrößerung von effektiv 0,7x erlaubt eine entspannte Betrachtung des Sucherbildes. Die zahlreichen Status- und Info-Anzeigenelemente, wahlweise in verschiedenen Kombinationen, finden sich sowohl auf dem Monitor wie auch im Sucher. Wen die klein gehaltenen Symbole im Bild stören, kann sie auf Tastendruck auch ausblenden.

Autofokus und Belichtung

Panasonic ist bekannt für seinen schnellen Autofokus, und auch die Leica V-Lux enttäuscht diesbezüglich nicht. 0,2 s (300lx) bzw. 0,27 s (30lx) sind sehr gute Werte, die praktisch von den 0,16 bzw. 0,23 der Lumix FZ1000 nicht zu unterscheiden sind. Für eine motivgerechte AF-Funktion bietet die V-Lux neben AFS/AFF (einzel/flexibel) oder AFC (kontinuierlich) mit Gesichtserkennung, Motivverfolgung, 49-Feld, Multi-flexibel, 1-Feld flexibel und 1-Punkt AF zusätzliche Optionen.

Leica V-Lux Menü
Neben Detailinformationen können bei der Bildwiedergabe auch überstrahlte Bereiche im Motiv angezeigt werden (s. oben am Bus).
© Horst Gottfried

Auch die Lösung MF mit AF-Kurzaktivierung auf Tastendruck überzeugt. Bunte Fokus-Peaking-Kanten erleichtern die Fokuskontrolle. Auf Tastendruck lässt zudem die zentrale elektronische Superlupe aktivieren. Beim Aufnehmen geht die V-Lux zügig zur Sache. Sie ist nach 1,1 s aufnahmebereit. Mit 20 Megapixeln macht sie JPEG-Bildserien (max. 50 Bilder) mit 11,6 B/s , RAW-Serien (max. 12 Bilder) mit 10,7 B/s. Damit übertrifft sie in der Geschwindigkeit sogar die FZ1000 noch um 1 bis 2 B/s.

Bildqualität

Die Leica V-Lux gibt mit ihrem 1"- Sensor sowohl visuell wie auch messtechnisch in der Kompaktklasse ein überdurchschnittliches Bild ab, auch nach den neuen verschärften Testbedingungen. Die Mittenauflösung erreicht bei ISO 125 ihren Maximalwert von 1527 LP/BH. Das Potenzial des Sensors mit seiner Nyquist-Grenze von 1820 LP/BH ist damit aber nicht ganz ausgenutzt. Zu den höheren ISO-Werten hin nimmt die Auflösung moderat und gleichmäßig ab. Selbst bei ISO 1600 sind immer noch 1360 LP/BH drin. Beim Vergleich der bisherigen Dead-Leaves-Direct-Kurven mit den neuen DL-Cross-Kurven fällt positiv auf, dass Artefakte im niedrigen ISO-Bereich kein großes Problem sind.

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Ein zweiter Blick auf den Kurvenverlauf der DL-Cross-Kurven selber zeigt, dass selbst im Hochkontrast-Bereich der kritische Wert von 1 kaum einmal minimal überschritten wird. Zugleich bleiben auch die Overshoot- und Undershoot-Werte im Rahmen. Im Zusammenspiel bedeutet dies: Leica verzichtet auf überzogene Schärfungsmaßnahmen und achtet auf einen natürlichen Bildeindruck. Bei ISO 100 geht dieses Konzept voll auf. Ab ISO 400 fehlt es jedoch schrittweise an Feinzeichnung. Bei niedrigen Kontrasten wäre bei ISO 400 sogar eine etwas stärkere Kantenanhebung wünschenswert und ab ISO 800 empfehlenswert. Die VN-Werte der V-Lux fallen auf vergleichbarer Basis (VN3) eine Kleinigkeit niedriger aus als bei Panasonic.

Die prinzipiell höheren VN1-Werte stehen für ein vertretbares Rauschen, das in den relevanten ISO-Bereichen nicht stört. Ein stärkerer Rauschfilter würde wahrscheinlich auch mehr feine Details löschen. Relevant bedeutet: ISO 100 ist gut, 400 ok und ISO 800 für Notfälle nutzbar. In der Farbgenauigkeit ist die V-Lux wie schon die FZ1000 mit DeltaE-Werten von 9 auf der sicheren Seite. Die gute Dynamik von über 10 EV bei ISO 125/200 geht erst bei ISO 800 auf immer noch gute 9,3 zurück, um auch bei ISO 3200 nicht unter 8 zu sinken.

Leica V-Lux Profil
Sucher: Im Profil wird deutlich, wieviel Platz der Sucher beansprucht. Dadurch bleibt für den beweglich angelenkten LCD-Monitor weniger Platz in der Höhe.
© Leica

Weitere Details

Zur Ausstattung der V-Lux gehören ein integrierter Mini-Blitz mit LZ 8, der über einen kleinen Schieber aktiviert wird und nach oben aus der Kamera klappt. Auch eine Blitz-Belichtungskorrektur ist möglich. Im Systemblitzschuh kann ein externes Mikro befestigt werden, dass über Klinkenstecker anschließbar ist. 4K-Videos erlaubt die V-Lux nur im "kreativen" Videoaufnahme-Modus mit schnellen Speicherkarten der Geschwindigkeitsklasse 3. Dabei können über den Fotoauslöser auch Fotos aufgenommen werden, ohne die Videoaufnahme zu stören.

Die Bilder werden aber nur als JPEGs in kleiner Auflösung mit 2 Megapixeln gespeichert. Wer Fotos aus einem 4K-Video extrahieren will, muss dies später am PC tun. Panasonic hat aber schon ein Update für die FZ1000 angekündigt, Leica dürfte bald nachziehen. Im Leica-Preis von 1100 Euro enthalten ist die aktuelle Adobe Lightroom-Software zur RAW-Entwicklung und Bildbearbeitung.

Leica V-Lux Draufsicht
© Leica

Fazit

Mit ihrer Bildqualität, dem reaktionsschnellen AF, einer umfassenden Ausstattung bis hin zu 4K-Video und Wi-Fi/NFC gehört die V-Lux in der Klasse der Bridge-Superzoom-Kameras zusammen mit der FZ1000 und der Sony RX10 zu den besten. Die V-Lux liefert ein insgesamt ausgewogenes Bild ab, auch wenn eine Bridge-Kamera mit 1"-Sensor keine SLR ersetzen kann. Bei ISO 100 ist die Bildqualität überzeugend, fällt dann jedoch sichtbar ab. Ihr großer Trumpf ist der Komfort des "Alles in einer Hand"-Konzepts.

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