Schwarzweiß-Digitalkamera

Leica M Monochrom im Test

17.4.2013 von Karl Stechl

Als reine Schwarzweißkamera ist die Leica M Monochrom eine Ausnahmeerscheinung im Kameramarkt. Kann die Kamera mit ihrem 18-Megapixel-Sensor tatsächlich neue Maßstäbe bei der SW-Bildqualität setzen, wie Leica verspricht?

ca. 7:10 Min
Leica M Monochrom
79,6%
Testbericht
VG Wort Pixel
  1. Leica M Monochrom im Test
  2. Datenblatt
Leica M Monochrom Test
Leica M Monochrom Test
© Leica

Pro

  • Herausragende Bildqualität
  • Hochwertige Verarbeitung

Contra

  • Hoher Preis
  • Kleiner Monitor

Pro

  • Herausragende Bildqualität
  • Hochwertige Verarbeitung

Contra

  • Hoher Preis
  • Kleiner Monitor

Wie verrückt muss man sein, um mehr als 8.000 Euro für eine Kamera mit Objektiv auszugeben, die ausschließlich Schwarzweißbilder macht? Pardon, falsche Einleitung. Wir reden von der Leica M Monochrom. Die pekuniären Maßstäbe verschieben sich, wenn Produkte auf ihre Art etwas Besonderes, möglicherweise Einzigartiges sind. Und die Leica M Monochrom bringt dafür nicht nur ihren guten Namen mit, sondern auch eine technische Besonderheit: Sie errechnet nicht aus RGB-Dateien Schwarzweißbilder, wie man das von anderen Digitalkameras kennt, sondern verwendet für die Aufnahme einen reinen Schwarzweißsensor.

Das heißt: Vor dem 18-Megapixel-CCD der Leica M Monochrom aus dem Hause Truesense (vormals Kodak) befindet sich kein RGB-Filtermosaik, um den Sensor farbsichtig zu machen. Und das hat folgende Vorteile: Wenn jedes einzelne Pixel Helligkeitswerte liefern kann, anstatt nur für eine von drei Farben zuständig zu sein, steigt die Grundempfindlichkeit des Sensors (hier auf ISO 320). Zudem entfällt der gesamte Prozess des Demosaicing, der bei einem RGB-Sensor nötig ist, um die Farbinformation durch Interpolation aus Nachbarpixeln zu vervollständigen. Und am Ende braucht man auch keinen Weißabgleich.

Ohne die Notwendigkeit dieser Eingriffe dürfe man auf Schwarzweißbilder hoffen, "die deutlich schärfer sind, als vergleichbare Aufnahmen einer Kamera mit Farbsensor" behauptet Leica. Ob die Labormessungen und praktischen Erfahrungen dem Hersteller recht geben, lesen Sie im Test-Abschnitt über die Bildqualität der Leica M Monochrom.

Leica M Monochrom: Wie für die Ewigkeit gebaut

Fürs Erste gönnen wir uns das Vergnügen, ein M-Gehäuse in der Hand zu wiegen. Es ist schwer und massiv, wirkt für die Ewigkeit gebaut; mattschwarz und makellos das Finish. Die Belederung der Leica M Monochrom ist griffig, die Kamera liegt schon aufgrund ihres Gewichts satt in der Hand - auch wenn man manchmal einen Handgriff vermisst.

Ratgeber: So funktionieren moderne Objektive

Das mit der Leica M Monochrom gelieferte Objektiv Summarit-M 2,5/90 ist ebenfalls eine Vollmetallkonstruktion. Der Schneckengang für die Fokussierung dreht sich satt und saugend, ohne schwergängig zu sein; der Blendendrehring rastet klar definiert in halben Stufen. Speicherkartenslot (SDHC/SDXC) und Schacht für den Lithium-Ionen-Akku (1.860 Ah) finden sich unter der Leica-typischen abnehmbaren Bodenplatte mit integriertem Edelstahlsockel für das Stativgewinde. Ist die Leica M Monochrom auf einem Stativ befestigt, muss man sie zum Wechsel der Speicherkarte nicht abschrauben, sondern nur von der Bodenplatte trennen - vorausgesetzt, die Entriegelungsschraube bleibt nach dem Befestigen am Stativkopf zugänglich.

Leica M Monochrom Test
Top: Ungewöhnlich viel freie Fläche bietet die Oberseite der Leica. Rechts vom Blitzschuh finden sich das stilprägende Verschlusszeitenrad mit A-Position für Zeitautomatik sowie der Auslöser mit Drehschalter. Am Objektiv fällt die Schärfentiefenskala ins Auge.
© Leica

Nur ein Automatikprogramm

Was Art und Anordnung der Bedienelemente anbelangt, entspricht die Leica M Monochrom der Leica M9 (31,5 Punkte im Test). Die Oberseite wird von dem in halben EV-Stufen rastenden Verschlusszeitenrad dominiert. Der mechanische Schlitzverschluss ermöglicht manuell einstellbare Zeiten von 1/4.000 s bis 8 s (im B-Modus bis 240 s). Rot hervorgehoben sind die Einstellposition für die Blitzsynchronzeit (1/180 s) und der Buchstabe "A" für Zeitautomatik mit Blendenvorwahl. Bei Zeitautomatik wählt die Kamera entsprechend der vorgewählten Blende und Belichtungssituation stufenlos Zeiten zwischen 1/4000 und 32 s. Die Arbeitsblende wird wie bereits erwähnt am Blendenring des Objektivs eingestellt.

Die einzige verfügbare Belichtungsmessmethode der Leica M Monochrom ist laut Hersteller "stark mittenbetont". Belichtungsreihen sind in vier wählbaren Stufen (0,5, 1, 1,5 und 2 EV) mit 3, 5 und 7 Aufnahmen möglich. Durch "halbes" Durchdrücken des Auslösers wird die Messwertspeicherung aktiviert. Wird der Auslöser dagegen auf "Weich" umgestellt, entfällt die Messwertspeicherung; ausgelöst wird bereits beim ersten Druckpunkt. Bei Einstellung auf "Diskret" wird der mechanische Verschluss erst dann wieder gespannt, wenn man den Auslöser loslässt.

Der Auslöseknopf der Leica M Monochrom ist von einem in vier Stufen rastenden Drehschalter umgeben, der die Wahl zwischen S (Einzelbilder), C (Serienbilder, max. 2,1 B/s), Selbstauslöser (wahlweise 2 oder 12 s) und "Off" (Ausschalten) erlaubt. Ein Blitzschuh komplettiert die Ausstattung an der Kameraoberseite.

Leica M Monochrom Test
Rückseite: Zentrales Bedienelement an der Rückseite ist der 4-Wege-Schalter mit umgebendem Rändelrad, das auch zum Aktivieren der Wiedergabelupe verwendet wird. Der Monitor kann mit 2,5 Zoll Diagonale und einer Auflösung von nur 76700 RGB-Bildpunkten nicht wirklich befriedigen.
© Leica

TFT-Monitor nicht erste Wahl

Wie bei den M-Modellen üblich, zeigen Leuchtrahmen im Sucher den Bildausschnitt für verschiedene Objektive an. Fokussiert wird ausschließlich manuell; dabei hilft ein Mischbildentfernungsmesser, erkennbar durch ein helles rechteckiges Feld im Sucherzentrum. In diesem Feld bringt man durch Drehen am Fokussierrring zwei identische Bildausschnitte zur Deckung. Ebenfalls im Sucher der Leica M Monochrom angezeigt wird die aktuelle Verschlusszeit oder - bei manueller Einstellung von Zeit und Blende - eine Nachführanzeige nach dem Lichtwaagen-Prinzip.

Der größte Schwachpunkt an der Leica M Monochrom ist der zu kleine Monitor (2,5 Zoll) mit einer bescheidenen Auflösung von nur 76.700 RGB-Bildpunkten. Vorteilhaft ist wiederum, dass die Kamera laut Leica ein Rohdatenhistogramm zur präzisen Kontrolle von Tonwerten bereitstellt. Zudem lässt sich die Clipping-Anzeige für Lichter und Schatten (Über-/Unterbelichtungswarnung) in jeweils fünf Stufen variieren.

Rechts vom Monitor der Leica M Monochrom findet sich ein 4-Wege-Schalter mit umgebendem Rändelrad, darüber die Menütaste. Fünf weitere, relativ kleine Tasten ortet man links vom Monitor: Play (Bildwiedergabe), Delete (Löschfunktion), ISO, Info und Set. Unter permanentem Drücken der ISO-Taste lässt sich mittels Drehrad die gewünschte Empfindlichkeit zwischen ISO 160 ("Pull") und 10.000 einstellen. Über die Info-Taste ruft man dagegen ein Fenster auf, in dem man mittels Balkenanzeige über die Akku- und Speicherkartenkapazität informiert wird. Auch der aktuell verwendete Objektivtyp und die Verschlusszeit werden hier angezeigt. Nach Drücken der Set-Taste zeigt der Bildschirm fünf Einträge: Kompression, Auflösung, Belichtungskorrektur, Belichtungsreihe und Benutzerprofil.

Speichern lassen sich die Bilder wahlweise als RAW in der DNG-Variante, als JPEG (fein) oder zweigleisig (DNG/JPEG fein). Unzeitgemäß lang sind die Speicherzeiten pro Bild, etwa 4 s für ein JPEG und bis zu 8 s für DNG plus JPEG. Auch das Serienbildtempo der Leica M Monochrom ist mit 1,6 B/s und 8 JPEGs in Serie bescheiden. Fotografiert man mit JPEGs, lässt sich der Kontrast in fünf Stufen voreinstellen; für die Schärfung stehen vier Stufen und "Aus" als Optionen bereit. Der dritte Parameter heißt "Tönung". Hier findet man Tonungseffekte (Sepia, Blau, Selen), die in jeweils zwei Stufen zuschaltbar sind. Auch in Stufe "Stark" bleiben die Tonungseffekte geschmackvoller (weil dezenter), als man das von den meisten anderen Kameras mit dieser Funktion kennt.

Leica M Monochrom Test
Seite: Unter der Abdeckung rechts neben der Öse für den Kameragurt befindet sich die USB-Schnittstelle (2.0 High Speed) als einzige Anschlussmöglichkeit der Monochrom.
© Leica

Leica M Monochrom: Bildqualität der Extraklasse

Die Bildqualität der Leica M Monochrom ist exorbitant und liegt auf dem Niveau einer digitalen Mittelformatkamera. Die gemessene Auflösung beträgt über alle ISO-Stufen bis 10.000 konstant über 2.000 LP/BH. Die Dead-Leaves-Werte halten sich zwischen ISO 400 und 6.400 auf einem hohen Niveau von rund 1.100 bis 2.083 LP/BH, der Texturverlust ist gleich Null.

Das Rauschen ist bis ISO 1.600 gering (max. 0,5) und tritt auch bei ISO 3.200 und 6.400 nicht störend in Erscheinung. Durch seine fein akzentuierte Struktur und Gleichmäßigkeit trägt es sogar eher zum Bildeindruck bei. Nur beim ISO-Maximum von 10.000 ISO tritt es deutlicher in den Vordergrund, was bei passenden Motiven als Effekt gezielt eingesetzt werden kann.

Abstriche muss man bei der Leica M Monochrom bei der Dynamik machen, die nur bei ISO 400 acht Blenden erreicht und bereits bis ISO 1.600 um eine Blende absinkt. Bei ISO 6.400 stehen nur noch fünf Blenden zur Verfügung. Das ist die einzige Kehrseite des Schwarzweißsensors: Wenn es hier zu einer Überbelichtung kommt, fehlt der Spielraum einer RGB-RAW-Datei, der darin besteht, dass es meistens nur in einem von drei Farbkanälen zur Überbelichtung kommt. Eine zu helle Partie lässt sich dann durch Detailinformationen aus den beiden anderen Kanälen retten. Beim SW-Sensor der Leica M Monochrom führt Clipping dagegen zum unvermeidbaren Detailverlust. Vielleicht lohnt es sich dann, die alten Farbfilter für SW-Aufnahmen wieder aus der Schublade zu holen. Zur Erinnerung: Motivteile in der Eigenfarbe (und verwandten Farben) des Filters werden aufgehellt, komplementärfarbene dagegen abgedunkelt.

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Testfazit

Die Vorstellung einer reinen Schwarzweißkamera zum Gehäusepreis von 6.800 Euro findet man nur solange absurd, bis man die ersten Bilder aus der Leica M Monochrom gesehen hat: Der 18-Megapixel-CCD spielt in der Mittelformat-Liga und bietet auch Kameras mit wesentlich höherer Nennauflösung Paroli. Eine Monochrom kauft man sich, wenn man sich konsequent der Schwarzweißfotografie verschreiben will und dafür das ultimative Werkzeug sucht.

Zumindest, solange die Leica M Monochrom ohne direkte Konkurrenz ist, braucht man deshalb auch über den Preis nicht zu diskutieren. Die bei Händlern in geringer Stückzahl eintreffenden Kameras werden vermutlich in Rekordzeit ihre Besitzer finden, wenn sie nicht ohnehin vorbestellt waren. Andere Interessenten werden sich also in Geduld üben müssen.

Leica M Monochrom

Leica M Monochrom
Hersteller Leica
Preis 6800.00 €
Wertung 58.0 Punkte
Testverfahren 1.6

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