Testbericht

Olympus E-30 - Kleine Schwester

9.1.2009 von Redaktion pcmagazin und Horst Gottfried

Die Olympus E-30 erinnert in Form und Ausstattung an die professionelle E-3. Unser Test zeigt, ob sie auch bei den verborgenen Charaktereigenschaften mit der großen Schwester mithalten kann.

ca. 5:15 Min
Testbericht
  1. Olympus E-30 - Kleine Schwester
  2. Datenblatt
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© Archiv
Lange klaffte im Olympus-SLR-Programm sowohl preislich wie ausstattungsmäßig eine Lücke zwischen den Mittelklasse-E-Modellen und der E-3 mit professionellem Anspruch. Jetzt schickt Olympus die E-30 für 1300 Euro ins Rennen. Dank ihres 17,3 x 13 mm großen Live-MOS-Sensors mit 12-Megapixel bringt die E-30 eine höhere Pixelzahl mit als die E-3. Äußerlich ähnelt sie ihrer großen Schwester sehr, und vermittelt einen soliden Eindruck. Nur ein etwas klappriges "Anfassgeräusch" der Topkappe verrät, dass sie ein glasfaserverstärktes Kunststoffgehäuse statt des Magnesiumgehäuses der E-3 besitzt. Eingespart wurde bei der E-30 auch ein Teil der  wetterfesten Gehäuseabdichtungen. Griffige Gummiarmierungen vorne und hinten an dem rechts als Haltegriff ausgeprägten Gehäuse sorgen dafür, dass die E-30 gut und sicher in der Hand liegt. Mit 145 x 108 x 83 mm Gehäusegröße ist sie kaum kleiner als die E-3. Gleiches gilt auch für ihr Gewicht von 664 g. Bleibt als Vorteil des FourThirds-Systems, dass die Objektive kleiner und handlicher ausfallen können. Dank ihres weniger kompakten Gehäuses beweist die E-30, dass Sucher bei FourThirds-SLRs nicht unbedingt gleichbedeutend mit Tunnelblick sein müssen, auch wenn ihr 98%- Pentaprismen-Sucherbild mit einer effektiven Vergrößerung von 0,51x nicht mit den 0,6 einer Nikon D90 mithalten kann.

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Die beiden Kartenfächer nehmen CompactFlash-Karten oder die Olympus-spezifischen xD-Karten auf.
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Klappmonitor mit Live-ViewVielen Konkurrenten voraus hat die E-30 den Live-View auf einem klapp- und schwenkbarem 6,85 cm (2,7") LCD-Monitor. Die Möglichkeit, den Monitorschirm verdeckt nach innen zu klappen, bietet zudem einen guten Transportschutz. Im Live-View-Modus erhält das Kontrast-AF-System seine Schärfeinformation direkt vom Sensor. Dabei kann die Fokussierung beim Entfernungswechsel von 1 m auf unendlich je nach Brennweite gut 1 s dauern. Alternativ dazu steht ein klassisches TTL-Phasendetektionssystem auch bei Live-View zur Verfügung.

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Hinter der ungewöhnlichen Option "ART/ SCN" verbergen sich digitale Filtereffekte und weitere Motivprogramme.
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Damit erreichte die E-30 im Labortest eine Auslöseverzögerung von 0,39 s bei 3000 lx und 0,53 s bei 30 lx - Werte. Wenn man an der E-30 die Option "Hybrid-AF"  vorwählt tritt der Kontrast-AF beim Antippen des Auslösers in Aktion und unmittelbar vor der Aufnahme justiert der Phasendetektions-AF nach. Aus den 11 AF-Punkten können einzelne über die OK- und die 4-Richtungs-Tasten manuell angewählt und mit den umliegenden drei oder vier AF-Punkten gruppiert werden. So sind theoretisch 44 AF-Feld-Kombinationen möglich, die praktisch aber kaum gebraucht werden. Auch an Bord: eine bei Bedarf zuschaltbare Gesichtserkennung. Je nach Aufnahmensituation erlaubt die E-30 im Live-View-Modus die Einblendung eines skalierten Koordinatenkreuzes, Gitternetzes oder einer elektronischen 2-Richtungs-Wasserwaage mit Analogskalen. Nicht nur die Helligkeit des Live-View-Monitors, auch die Farbe ist justierbar. Olympus-Standard ist das Super-Sonic-Wave-Filter, das Staubpartikel mit Hilfe von Ultraschallschwingungen vom Sensor vibriert. Seine Funktion führt beim Einschalten der Kamera zu einer etwas längeren verlängerter Einschaltverzögerung. Diese beträgt bei der E-30 1 s, die damit in diesem Punkt schneller ist als E-3 und E-520. Mit Serienbelichtungen mit bis zu 4,9 B/s erreicht die E-30 die gleiche Geschwindigkeit wie die E-3.

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Der weit aufklappende Blitz ist gut gegen Rotaugen und erlaubt kabellose TTL-Steuerung anderer Systemblitze.
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Bei den Belichtungsmessmethoden sind bei der E-30 die üblichen automatischen und manuellen Modi an Bord. Am Drehring stehen Vollautomatik und vier Kreativ-Varianten, fünf Motivprogramme sowie als Besonderheit die Einstellung "ART/SCN" zur Wahl. Dahinter verbergen sich bei "SCN" 11 weitere Motivprogramme inklusive Hey Key, Low Key, Dokumente und Panorama. "ART" steht für die sechs "künstlerische" Effekte. Automatische Belichtungsreihen sind auch mit Weißabgleich, ISO und Blitz möglich.Wie schon andere E-Modelle erlaubt die E-30 unter dem Menüpunkt "Gradation" das Umschalten von der normalen Gradation auf eine automatische variable Helligkeitsanpassung je nach Motiv. Dazu analysiert der Bildprozessor das Bild, um die Durchzeichnung verschiedener Helligkeitsbereiche zu optimieren. Stärker fallen die Unterschiede beim manueller Wahl von High-Key- oder Low-Key-Abstimmung für licht- oder schattenorientierte Belichtung aus. Um reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen, empfiehlt es sich, mittenbetonte oder Spot-Messung statt der variabel arbeitenden Mehrfeldmessung zu wählen. Auch die E-30 beherrscht die kabellose TTL-gesteuerte Blitzleistungsregelung von bis zu drei Gerätegruppen mit Blitzen der Typen FL-36R und FL-50R.Was die Bedienung angeht, bleibt die E-30 in Olympus-typischen Bahnen sowohl bei den Menüs wie den Bedienungselementen. Wer mit Olympus nicht vertraut ist, findet sich schnell mit den Strukturen zurecht, auch wenn die Funktionsvielfalt der Kamera dazu führt, dass die Menüs nicht immer übersichtlich ausfallen. Vor allem wünschenswert wäre ein griffigerer und besser platzierter Ein-/Aus-Schalter. Ungewöhnlich sind die Feinjustiermöglichleiten wie sie die E-30 für den Autofokus einzelner Objektive, Belichtung und Batteriewarnung bietet. Sie werden aber nur im Ausnahmefall benötigt.

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Neben den üblichen Bedienelementen besitzt die E-30 einen kleinen Sensor für den externen Weißabgleich.
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BildqualitätVon ihrer höheren Sensorauflösung gegenüber E-3 und E-520 profitiert die E-30 bei der Bildqualität mit Grenzauflösungen von 1273 LP/BH bei ISO 100 (E-3: 1146, E-520: 1141) und auch noch bei ISO 400 mit 1176 LP/BH (E-3 u. E-520: 1113). Bei ISO 800 und 1600 fällt die E-30 mit 1020 bzw. 933 LP/BH leicht hinter die beiden anderen zurück. Im Vergleich zu einer APS-C-Kamera wie der Nikon D90 ist die E-30-Auflösung  bei ISO 100 und 400 ähnlich und bei höheren Empfindlichkeiten  etwas geringer. Beim Rauschen, erfahrungsgemäß ein kritischer Punkt der etwas kleineren FourThirds-Sensoren, zeigt die E-30 trotz der kleineren Pixel mit V/N-Werten von 0,9 bei ISO 100 und 1,7 bei ISO 400 die gleichen Werte wie die E-3. Bei IS0 800 und 1600 sieht die E-30 mit 2,2 bzw. 3,2 sogar besser aus. Der Abstand zu APS-C-Kameras bleibt aber. Maßstab für die Qualität der Rauschunterdrückung ist der Texturverlust. Hier zeigen Werte von 0,6/1,0/1,3/1,3 der E-30 den Preis, der bei steigenden Empfindlichkeiten für die mehr, aber kleineren Pixel zu zahlen ist. Beim Objektkontrast spielt die E-30 mit 8,5 bei ISO 100 und 8,0 bei ISO 400 dagegen praktisch auf dem gleichen Niveau wie die E-3 und ist bei höheren Werten noch jeweils 0,5 EV besser. Über eine Menüeinstellung kann der E-30-Fotograf die Stärke der Rauschunterdrückung bei hohen Empfindlichkeiten nach Bedarf variieren.Der Bildprozessor der E-30 gibt sich mit Abweichungen von 6,5 ?E bei der Farbgenauigkeit und nur 1 ?RGB beim Weißabgleich anders als bei der E-3 keine Blöße. Zudem glänzte unser Testexemplar mit Null Pixelfehlern. Unterm Strich kommt die E-30 in der Bildqualität auf 54 Punkte bei ISO 100 und 46,5 bei ISO 400. Für ISO 800 sind es noch 41 und ISO 1600 noch 34 Punkte. Damit egalisiert sie bei ISO 100 den bisherigen Vorsprung zahlreicher APS-C-Modelle und kann auch bei höheren Empfindlichkeiten mit einer Pentax K200D oder Sony Alpha 700 konkurrieren. Nikon D90 oder Canon EOS 50D bleiben jedoch gerade bei den höheren Empfindlichkeiten vorn, bieten allerdings nicht den eingebauten Bildstabilisator der E30.

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Die Schwenkmöglichkeit des LCD-Monitors und die Live-View-Funktion hat die E-30 anderen Kameras voraus.
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Fazit: Die E-30 ist hinsichtlich der Bildqualität die bislang beste Olympus-Digital-SLR und überzeugt mit guter Handhabung vom Gehäuse über den klappbaren Monitor bis zu den vielen Direkttasten. Für alle, die nicht die professionelle Robustheit einer E-3 benötigen, bietet sie zudem das bessere Preis-/Leistungsverhältnis, da sie wesentliche Merkmale der E-3 für weniger Geld aufweist und etwas leichter und handlicher ist. Im Vergleich zur Konkurrenz, haben allerdings Modelle mit größerem APS- C-Sensor wie die Canon EOS 50D oder Nikon D90 bei den höheren Empfindlichkeiten die Nase vorn.

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Olympus E-30

Olympus E-30
Hersteller Olympus
Preis 1050.00 €
Wertung 58.5 Punkte
Testverfahren 1.5

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