Testbericht

Hasselblad H4D-31 - Der Preis ist heiß

22.2.2011 von Sabine Schneider

Die Hasselblad H4D-31 verbindet Ausstattung und Konzept der H4D-40 mit einer von 40 auf 31 Megapixel zurückgenommenen Auflösung zum Preis von knapp 10.000 Euro - das ist für eine Mittelformatkamera in der Tat günstig.

ca. 5:00 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
  1. Hasselblad H4D-31 - Der Preis ist heiß
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Hasselblad H4D-31
Hasselblad H4D-31
© Hasselblad

Mit großen Sensoren und hohen Auflösungen dominiert Hasselblad seit Jahren den Markt der digitalen Mittelformatkameras. Mit der H4D-31 erweitert der Hersteller nun seine aktuelle H4D-Reihe um ein  Modell mit "nur" 31 Millionen Pixel Auflösung zu einem verhältnismäßig günstigen Preis:  Die Neue gibt es für knapp 10 000 Euro, inklusive Prismensucher, Blitz und der neuesten Phocus-Software zur Bearbeitung der RAW-Bilder. Mit zum Angebot gehört ein HC 2,8/ 80-mm-Objektiv.

Alternativ gibt es einen CF-Adapter, der die Nutzung hauseigener V-System-Objektive am H-System erlaubt - eine Lösung für alle Hasselblad-Fotografen, die mit beiden Systemen arbeiten wollen. Funktionell und in puncto Ausstattung entspricht die "kleine H4D" im Prinzip der H4D-40, die aber neun Megapixel mehr bietet, und inklusive Objektiv knapp 5000 Euro teurer ist. Der H4D-31-CCD-Sensor bietet mit einer lichtempfindlichen Fläche von ebenfalls 33,1 x 44,2 mm etwa 70 Prozent mehr Fläche als Kleinbildkameras mit Vollformatsensor. Das schafft Platz für größere Pixel und reduziert die Tiefenschärfe bei offener Blende. Kleine Abstriche muss der Fotograf bei den Belichtungszeiten machen: Die H31 kommt auf 1/800 s bis maximal 64 s, während bei der H40 Langzeitaufnahmen von bis zu 256 s drin sind.


Bildergalerie

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Systemkamera

Hasselblad H4D-31

Mit 31 Megapixel Auflösung zählt der neue Hasselblad-Einsteiger zur Highclass auf dem Kameramarkt.

Modulare Bauweise

Äußerlich ist das 31er-System identisch mit den anderen Modellen der H4D-Reihe. Die Materialien sind die gleichen: robust, kratzunempfindlich, Gehäuse mit Magnesiumlegierung. In Hasselblad-Manier baut die H31 auf mehreren Einzelkomponenten auf.  Alle Teile sind somit gut zu erreichen und leicht zu reinigen. Das Digitalrückteil mit Sensor, Speicherkartensteckplatz für CF-Card und Monitor ist für die Bildverarbeitung verantwortlich. Das Kameragehäuse an sich beinhaltet den Spiegel, das Hasselblad-Bajonett für das Objektiv, einen ergonomisch geformten Handgriff inklusive Akku und einen Statusmonitor mit zwei Rändelrädern. Der 90-Grad-Reflexsucher HVD90x mit Blitz (Leitzahl 12) und Blitzschuh wird separat oben am Gehäuse befestigt.

Qualitativ fotografiert man mit Hasselblad in einer anderen Liga. Das macht sich allerdings auch im Gewicht bemerkbar: Samt Akku und CF-Card wiegt die H31 1,83 kg. Dennoch und trotz der im Vergleich zu einer Vollformatkamera ungewöhnlichen Abmessungen liegt die Kamera gut in der Hand. Wie in der Profiklasse üblich finden sich an den einzelnen Bauteilen jede Menge Bedienelemente, Schalter und Tasten. Nach kurzer Eingewöhnung profitiert man vom schnellen Zugriff auf alle wichtigen Funktionen. So kann man einzelne Einstellungen wie ISO oder Weißabgleich direkt am Farbmonitor über einen Vierwege-, Kippschalter und weitere Tasten vornehmen. Die anderen Parameter des Aufnahmemenüs lassen sich bequem über das helle Statusdisplay auf der Gehäuseoberseite und die beiden Rändelräder mit Direkttasten steuern.

Zentral- statt Schlitzverschluss

Umsteiger könnten den Live-View vermissen. Die H31 bietet jedoch einen sehr guten optischen Sucher, der durch sein großes und helles Sucherbild, 100-prozentige Bildfeldabdeckung und eine 3,1fache Vergrößerung schnell überzeugt. Zur direkten Anzeige der Aufnahmen findet sich auf dem Rückteil ein 3-Zoll großes TFT-Display, das aber nur knapp 77000 RGB-Pixel Auflösung bietet. Das ist im Vergleich zum aktuellen Standard von 300 000 deutlich zu wenig.  Die H31 arbeitet nicht mit dem im KB-Bereich üblichen Schlitzverschluss in der Kamera, sondern mit Zentralverschluss in den Objektiven. Die kürzest mögliche Verschlusszeit ist deswegen erheblich länger als beim Schlitzverschluss. So sind bei Zeiten von 64 s bis maximal 1/800 s drin. Die Zentralverschlüsse arbeiten leise und nahezu erschütterungsfrei. Man kann problemlos bei allen Verschlusszeiten blitzen. 

Phocus-Software

Hasselblad nimmt traditionell im RAW-Format auf. Die Speicherung erfolgt mit bis zu 42 Bildern/s auf CF-Card, die Festplatte des Rechners oder eine externe Festplatte. Zum Sichten, Optimieren und in TIFFs oder JPEGS konvertieren benötigt man einen RAW-Konverter wie die Hasselblad-Software "Phocus", dessen neuesten Version zum Lieferumfang gehört. Damit hat man einen recht einfach zu bedienenden RAW-Konverter an der Hand. Die intergierte neue mobile Phocus-Version für iPhone, iPad und iPod Touch bietet zudem die Möglichkeit, eine drahtlose Verbindung zum Computer aufzubauen, auf dem Phocus 2.6 läuft. 

Autofokus: typisch Mittelformat

Wie in allen H4D-Modellen kommt auch in der H31 das von Hasselblad viel beworbene neue True-Fokus-System zum Einsatz, das bei kurzen Abständen und geringer Schärfentiefe für eine exakte Fokussierung über das gesamte Bildfeld sorgen soll. Nichtsdestotrotz setzt Hasselblad beim Autofokus auf einen vergleichsweise einfachen Standard mit einem mittigen Kreuzfeldsensor plus fünf linearen Messsensoren: Das Tempo ist mit 0,45 s vergleichsweise moderat, was aber auch auf die größere Maße und Stellwege der Kamera zurückzuführen ist.

Bei 30 Lux lassen sich lahme 1,92 s aber eindeutig nicht mehr entschuldigen. Warten ist ebenso beim Einschalten der Kamera angesagt: Die H31 braucht ganze 7,1 s, um einsatzbereit zu sein. Ähnlich und sogar noch schlechter waren die Ergebnisse der H40 in unserem Labor.  Im Serienmodus schafft die H31 27 Bilder bei 0,7 Bilder pro Sekunde - auch das klingt wenig, ist aber angesichts der enormen Datenmengen von rund 40 MB pro Bild eine beachtliche Leistung.

Bildqualität: Hervorragend

Mit extrem hohen Werten von 2923 LP/Bh über den gesamten gemessenen ISO-Bereich bis ISO 1600 erreicht die Kamera das theoretische Auflösungs-Maximum. Die enorme Schärfe und Auflösung sind möglich, da der Hersteller auf einen optischen Tiefpassfilter verzichtet, der einzelne Frequenzen sperrt.  Der Texturverlust ist mit einem kontinuierlichen Wert von 0,7 bzw. 0,6 ok, die Kamerasoftware erhält also gut die feinen Strukturen.

Die Ergebnisse im Rauschen sind ähnlich wie der H40: Bei ISO 100 und 400 zeigt die H31 kaum wahrnehmbares Rauschen. Damit fällt auch die Leistung bei der Dynamik mit 11,7 und 10,3 Blenden bei ISO 100 und 400 entsprechend gut aus. Auffallend sind  die nachlassenden Dynamikwerte bei höheren Empfindlichkeiten auf 9,7 bzw. 9,3 Blenden. Zugleich steigt das Rauschen bei ISO 800 etwas an, stagniert aber nahezu bis ISO 1600. Die Farbgenauigkeit bewegt sich mit einem Wert von 6,9 DeltaE aber in einem akkuraten Bereich. Der Weißabgleich könnte mit 9 DeltaRGB neutraler ausfallen.

Fazit

Mit der H31 offeriert Hasselblad ein attraktives Paket für alle, die schon länger mit einem Umstieg vom Vollformat ins Mittelformat liebäugeln. Preistechnisch nähert sie sich mit einem Preis von knapp 10 000 Euro inklusive Blitz, Sucher und Objektiv dem Kleinbildsegment von oben. Auch das alternative Bundle mit CF-Adapter, um Objektive des hauseigenen V-Systems parallel  am H-System zu nutzen, passt.

Mit ihrer ausgezeichneten Bildqualität und höchster Auflösung entspricht die H31 unseren Erwartungen. Im Vergleich zur H40 bietet sie zwar 9 Millionen Bildpunkte weniger Auflösung. In puncto Rauschverhalten vor allem bei höheren Empfindlichkeiten hat sie aber sogar die Nase vorn. Der Bereich der möglichen Belichtungszeiten ist mit 64 s bis 1/800 s begrenzt, dank Zentralverschluss aber voll synchronisierbar. Abstriche muss man beim Tempo hinnehmen: Ist schon die H40 nicht besonders schnell, fallen die Ergebnisse der H31 noch ein Stück schlechter aus.   

Hasselblad H4D-31

Hasselblad H4D-31
Hersteller Hasselblad
Preis 11500.00 €
Wertung 50.0 Punkte
Testverfahren 1.6

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