Fujifilms erste digitale Systemkamera
Fujifilm X-Pro1 im Test
Die erste digitale Systemkamera von Fujifilm hat im klassischen Gehäuse einen selbstentwickelten 16-Megapixel-Sensor mit modifizierter Pixelanordnung und einen optoelektronischen Sucher.
- Fujifilm X-Pro1 im Test
- Datenblatt
Fujifilm gehörte zu den Pionieren bei digitalen Spiegelreflexkameras und kommt nun mit einer Systemkamera zurück in den Markt, die einerseits an das Leica-M-System erinnert, anderseits aber auch an die Fujifilm-Rollfilmkameras der 90er-Jahre - beides professionelle Werkzeuge. Und genau dies will offensichtlich auch die X-Pro1 sein - eine spiegellose Systemkamera, die sich optisch wie funktionell von den Topmodellen anderer Hersteller gezielt absetzt. Hierzu gehört das ausgefallene Sensordesign, aber genauso die Kombination des optischen Suchers mit einem elektronischen.
Zwar ist ein Body-Preis von knapp 1.600 Euro nicht gerade günstig, doch Profis und ambitionierte Fotografen wissen eine Kamera zu schätzen, die mit vielen manuellen Einstellmöglichkeiten überzeugt. Spannend wird der Systemausbau, denn zum Start setzt Fujifilm mit drei Festbrennweiten konsequent auf Qualität.
Fuji-Sensor und Hybridsucher
In puncto Sensor beschreitet Fujifilm komplett neue Wege: Herzstück der X-Pro1 ist ein CMOS-Sensor im APS-C-Format mit 16,3 Megapixel Auflösung, womit aber die Gemeinsamkeiten mit anderen Systemen auch schon enden. Bei Fujis "X-Trans"-Sensor handelt es sich um eine Eigenentwicklung mit einer besonderen, unregelmäßigen Farbfilterstruktur und ohne Tiefpassfilter. Der Farbfilter besteht aus 6 x 6-RGB-Pixeleinheiten mit unregelmäßig angeordneten Farbpixeln, was laut Fujifilm mehr Bildschärfe mit weniger Moires bringen soll.
Der hybrid-optische Sucher der X-Pro1 sorgte bereits als "abgespeckte" Version in der X100 für Aufsehen: Der Fotograf kann diesen entweder als herkömmlichen optischen Sucher nutzen, in das Sucherbild aber elektronische Aufnahmeinfos wie AF-Feld, Entfernung mit Schärfentiefebalken, Zeit, Blende oder einen künstlichen Horizont einblenden. Alternativ kann er das System als elektronischen Sucher mit 480 000 RGB-Pixeln Auflösung und 100 Prozent Bildwiedergabe verwenden und so Einstellungen wie Bildeffekte oder Weißabgleich bereits vor der Aufnahme beurteilen. Umgeschaltet wird per Hebel an der Kamerafront.
Der spezielle neue "Multi"-Hybrid-Sucher der X-Pro1 erkennt im optischen Betrieb zudem, welche Festbrennweite gerade aufgeschraubt ist. Ein bewegliches Linsenelement im Sucher passt die Abbildungsgröße entsprechend an (Vergrößerung bei 18-mm-Weitwinkel: 0,37x, bei 35-mm-Standard und 60-mm-Tele: 0,60x). In der Praxis ist der Leuchtrahmen aber etwas eng und der Bildausschnitt größer als der des Sucherrahmens. Der elektronische Sucher liefert ein ausgesprochen gutes Bild und lässt sich auch bei Sonnenschein einwandfrei nutzen. Lediglich bei Dunkelheit erscheint ein leichtes Rauschen.
Gleiches gilt für den Live-View per Monitor: Das 3 Zoll große Display mit 1230 000 Bildpunkten arbeitet nach dem RGBW-Prinzip mit einen zusätzlichen reinweißen Pixel für Helligkeit, so dass man von einer sehr hohen Auflösung mit effektiv 307 500 RGBW-Pixeln und hervorragender Abbildungsqualität profitiert.
Solides Gehäuse
Das augenscheinlichste Merkmal der Kamera ist ihr klassisches Äußeres und ihre grundsolide Verarbeitung mit viel Metall: Topkappe und Bodenplatte bestehen aus einer robusten Magnesium-Gusslegierung, ebenso das Objektivbajonett und die Einstellräder. Zur besonderen Note tragen die Gravur mit der Produktbezeichnung auf der Gehäuseoberseite ebenso bei wie die handemaillierten Buchstaben auf den Objektiven. Auch diese machen mit Tubus, Einstellring und Streulichtblende aus Metall einen wertigen Eindruck.
Kaufberatung Systemkameras: Die richtige Spiegellose
Leider fehlen der X-Pro1 aber Spritzwasserschutz wie auch ein Bildstabilisator. Den bieten weder Gehäuse noch Objektive. Die Kamera ist kompakt und schmal. Durch eine gummierte Griffwulst im rechten vorderen Bereich liegt sie ausgesprochen gut in der Hand. Die vielen Tasten mit leichtem Druckpunkt, Hebel und gut platzierte Einstellräder sind schön zu bedienen. Trotz durchdachter Ergonomie passierte es uns im Test allerdings immer wieder, dass wir den Vierwegeschalter im Bereich des rechten Handballens unbeabsichtigt betätigten.
Manuelle Bedienung
Das klar aufgebaute Menü umfasst mehrere Seiten, und man muss trotz intuitiver Navigation etwas Eingewöhnung einkalkulieren; auf die Schnelle sind so manche Einstellungen gar nicht zu finden. Mittels "Q"-Taste auf der Rückseite lässt sich ein Quickmenü mit den wichtigsten Einstellungen aufrufen, eine frei belegbare Taste auf der Oberseite erlaubt zusätzlichen Schnellzugriff auf eine häufig benötigte Funktion.
Die Wahl der Blende (verstellbar in 1/3-Stufen) erfolgt über den Blendenring am Objektiv, die Belichtungssteuerung über das Modusrad auf der Kameraoberseite. Im Vergleich zur X100 ist es durch einen Knopf gesichert, die Belichtungskorrektur (+2 EV) rechts daneben wurde leicht gesenkt, dennoch hat man das zu leichtgängige Rad schnell mal verstellt, das Gleiche gilt für die Blendenräder an den Objektiven sowie den Ein/Aus-Schalter. Steht eine Einstellung auf "A", läuft die Kamera auf Halbautomatik, beide auf "A" bedeutet Programmautomatik.
Um die Belichtungsreihenautomatik zu aktivieren, muss man allerdings vier Schritte durchs Menü navigieren. Zudem erlaubt die Fuji eine abgestufte lichter- und schattenbetonte Messung. Eine Besonderheit, die man von der X100 kennt, ist der variable Dynamikbereich von 100 Prozent für kontrastarme bis 400 Prozent für kontrastreiche Motive. Die Empfindlichkeit reicht von ISO 100 bis ISO 25600.
Innovative Ausstattung
Profis mit einem Faible für die analoge Fotografie kommen auch bei der Ausstattung nicht zu kurz: Dazu gehört etwa die von der analogen Fotografie bekannte und technisch simulierte Möglichkeit, bei Mehrfachbelichtung zwei Aufnahmen zu einem Bild zu vereinen. Das spätere Gesamtbild kann man vorab auf dem LCD beziehungsweise im elektronischen Sucher beurteilen.
Zudem wartet die X- Pro 1 mit Panoramamodus und Filmsimulationsmodi auf, die die charakteristischen Farbtöne chemischer Filmtypen nachahmen wie etwa die seinerzeit beliebten Farbnegativfilme ProNeg. S und ProNeg Hx oder Velvia, Astia und Provia. Bei Schwarzweißaufnahmen kann per Gelb-, Grün- und Rotfilter klassisch nachgebessert werden.
Auch Videoaufnahme bietet die X-Pro1, misst dieser Disziplin aber keinen allzu hohen Stellenwert bei: Aufgenommen wird in Full-HD (1920 x 1080 p) im Mov-Format (H.264) mit 24 Vollbilder/s. Blendenvorwahl und Autofokusunterstützung sind möglich. Eine separate Aufnahmetaste für Videos gibt es allerdings nicht und lediglich eine HDMI-Schnittstelle, um die Filme auf einem HDMI-Fernseher auszugeben.
Autofokus
Der Autofokus arbeitet mit 49 AF-Messpunkten, die auf einer 7x7-Matrix angelegt sind. Alternativ kann der Fotograf das Messfeld vorgeben. Beim manuellen Fokussieren gefällt das Handling des Fokusrings in puncto Leichtigkeit und Widerstand als auch die kombinierte analoge Schärfentiefe-Anzeige in der Sucher- beziehungsweise Monitorvorschau inklusive Entfernungsanzeige.
Ein Druck auf den Auslöser fährt die Blende zu und zeigt die zunehmende Schärfentiefe - allerdings ohne Lupenfunktion. Die bietet zwar der elektronische Sucher, aber dann ohne Abblendsimulation. Die AF-Zeiten inklusive Auslöseverzögerung liegen bei mäßigen 0,55 bis 0,50 s bei 1000/30 Lux - die Konkurrenz ist hier deutlich besser. Schneller dagegen die Bildfolgezeit mit 5,2 B/s bei 21 Bildern in Serie.
Bildqualität
In puncto Abbildungsqualität lieferte die X-Pro1 über den gesamten ISO-Bereich und in allen Disziplinen außerordentlich gute Ergebnisse: Mit einer sehr hohen Auflösung von 1958 LP/BH bis ISO 400 löst der Sensor sein Versprechen ein. Denn zugleich bleibt das Bild natürlich, ohne überzogene Kontraste oder detailarme Flächen. Bis ISO 6400 fällt die Auflösung nur auf 1582 LP/BH ab. Auch das ist ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis. Auf die positive Abbildungsqualität mit hohem Kontrast verweisen auch die für den Erhalt der feinen Strukturen charakteristischen hohen Dead-Leaves-Werte und die kaum steigenden Kurtosis-Werte der X-Pro1.
Ebenfalls zu den positiven Eigenschaften gehört ein sehr geringes Rauschen mit einer Visual Noise von 0,5 bis 0,9, das erst ab ISO 3200 einen Wert von 1,0 ereicht. Sehr gut auch die Dynamik mit 10,7 bis 9,7 Blenden bis ISO 1600. Selbst bei ISO 6400 waren im Labor noch 8,3 Blenden drin. Grundsätzlich kann man die X-Pro1 bis ISO 800 bedenkenlos einsetzen, bei ISO 1600 lässt die Bildqualität leicht nach, aber auch ISO 3200 liefert noch eine ordentliche Bildqualität deutlich über dem Niveau der meisten Konkurrenten.
Testfazit
Die Japaner haben sich die Köpfe zerbrochen - und es hat sich gelohnt: Fujifilm startet in den Markt der Systemkameras mit einem Überflieger. Die X-Pro1 erreicht eine Spitzenbildqualität, die mit Schärfe und Detailtreue bis in hohe ISO-Stufen fast auf dem Niveau einer professionellen Vollformat-SLR liegt. Dafür ist sie günstiger, bietet aber derzeit nur drei Wechselobjektive, allesamt Festbrennweiten.
Ausstattung und technische Raffinessen machen richtig Spaß, etwa der neue optoelektronische Hybridsucher. Hinzu kommt ein hochauflösendes LCD mit erstklassiger Darstellung und kreativen Extras wie die Simulation analoger Filme, automatische mehrfach belichtete Bilder oder Panoramamodus, verpackt in einem vorbildlich verarbeiteten Gehäuse, dem lediglich der Spritzwasserschutz noch fehlt. Die Bedienung bietet zwar wenig Automatiken und erfordert grundlegendes fotografisches Know-how. Erfahrene Fotografen werden sich aber schnell zurechtfinden. Lediglich mit ihren behäbigen Autofokuszeiten hinkt die X-Pro1 der Konkurrenz hinterher.
Fujifilm Finepix X-Pro 1
Fujifilm Finepix X-Pro 1 | |
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Hersteller | Fujifilm |
Preis | 1600.00 € |
Wertung | 55.0 Punkte |
Testverfahren | 1.6 |
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