Testbericht
Fujifilm Finepix X100 im Test: HighTech goes Klassik
Im klassischen Look der 60er Jahre präsentiert Fujifilm die Finepix X100 mit 2/23-mm-Festbrennweite, optischem Sucher und 12-Megapixel-EXR-CMOS-Sensor im APS-C-Format - das Richtige für die Reise?
- Fujifilm Finepix X100 im Test: HighTech goes Klassik
- Datenblatt
Unauffällig, praktisch und nicht zu groß, das sind die äußerlichen Qualitäten der Fujifilm Finepix X100, einer "Kompaktkamera" mit großem SLR-Sensor (12 Megapixel) und fest eingebautem 23-mm-Objektiv, was einem 35-mm-KB-Objektiv entspricht. Das Grundkonzept einer kompakten Kamera mit großem Sensor und festeingebautem Objektiv ist durch Sigma DP und Leica X1 schon erfunden.
Trotz des konservativen Äußeren mit Blenden-, Zeiten- und Belichtungskorrekturring geht die knapp 1000 Euro teure Finepix X100 innovative Wege z.B. mit dem Hybridsucher.
Hybrid-Sucher
Vor allem der Sucher hat es in sich. Der Fortschritt zeigt sich in Form einer variablen LCD-Einblendung von Zusatzinformationen. Neben dem klassischen Leuchtrahmen gehören dazu AF-Feld, Entfernung mit analogem Schärfentiefe-Balken, Aufnahmemodus, Zeit, Blende, ISO, Histogramm, Belichtungskorrektur, Bildzahl und ein künstlicher Horizont zur waagerechten Kameraausrichtung. Als Alternative kommt ein elektronischer Sucher hinzu. Mit 480000 RGB-Pixeln Auflösung zeigt er schon vor der Aufnahme, wie das Bild inklusive Belichtung und Weißabgleich aussehen wird.
Weitere Funktionsanzeigen kommen auf Wunsch hinzu, jedoch keine Anzeige über- oder unterbelichteter Details. Zwischen optischem und elektronischem Sucher wird mit einem Hebel nahe des Auslösers umgeschaltet. Die Umschaltung zwischen Sucher und LCD-Monitor (2,7 Zoll, 153 333 RGB-Pixel) erfolgt automatisch, wenn sich ein Auge dem Suchereinblick nähert bzw. sich entfernt.
Belichtung
Für die Belichtungsmessung gibt es 256 Felder, integral oder den 2%-Spot-Modus. Die Wahl der Belichtungssteuerung erfolgt direkt und schnell über Zeit- und Blendenringe. Beide auf "A" bedeutet Programmautomatik, die Vorwahl eines Werts bedeutet Automatik für den anderen. Für Belichtungskorrekturen bis 2 EV bietet die X100 ein Einstellrad, die Belichtungsreihenautomatik erfordert zur Aktivierung dagegen vier Klicks durch das Menü. Zudem erlaubt die X100 eine abgestufte lichter- oder schattenbetonte Messung.
Eine Fuji-Besonderheit ist der variable Dynamikbereich von 100 Prozent für kontrastarme bis 400 Prozent für kontrastreiche Motive. In der Praxis fährt man mit der Auto-Einstellung gut. Die kürzeste Verschlusszeit variiert mit der Blende: 1/1000 bei Blende 2 bis 1/4000 bei Blende 8. Fuji verwendet in der X100 eine Mischung aus mechanischem und elektronischem Verschluss.
Fokussierung
Die Autofokus-Kontrastmessung arbeitet mit 49 AF-Messpunkten, die auf dem Sensor in einer 7_x_7-Matrix angelegt sind. Alternativ kann der Fotograf auch ein Messfeld vorgeben. Die AF-Zeiten von 0,33 bis 0,45 s passen, die Leica arbeitet deutlich langsamer. Beim manuellen Fokussieren über den großen Drehring am Objektiv gefällt die kombinierte analoge Entfernungs- und Schärfentiefe-Anzeige der Finepix X100 unterhalb des Sucherbilds. Zudem erwies sich die Lupenansicht im elektronischen Sucher als sehr praktisch - da haben optische Sucher das Nachsehen. Lediglich der Fokussierantrieb per Stufenmotor wirkt etwas indirekt, in einer 1000-Euro-Kamera sollte dies mechanisch gelöst sein.
Bedienung
Das Gehäuse macht einen soliden, wertigen Eindruck. Die praktischen, direkten Bedienungselemente sind selbsterklärend, die Menüstruktur ist eigenständig, aber nicht unpraktisch. Nur die Kombination von 4-Richtungs-Wippe und Einstellrad erweist sich, spätestens wenn es schnell gehen soll, als zu klein und fummelig. Man rutscht damit immer wieder mal schnell an ein Stelle im Menü, wo man gar nicht hin wollte.
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Das 2/23- mm-Objektiv erlaubt Makro-Aufnahmen ab 10 cm Entfernung, hat aber kein Filtergewinde. Zum Aufstecken der optional erhältlichen Sonnenblende braucht man einen Adapter, der bringt dann auch ein 42-mm-Filtergewinde mit sich. Ungewöhnlich ist das integrierte Neutralgrau-Filter der X100: In drei Stufen lässt sich damit die Lichtmenge auf 1/8 reduzieren, etwa um auch bei hellem Sonnenschein Porträts mit geringer Schärfentiefe oder verwischte Bewegungen von Wasser festzuhalten. Ein Bildstabilisator in Objektiv oder Kamera wäre vielen Fotografen trotz der hohen Lichtstärke aber sicher lieber.
Bildqualität
Unser Testlabor stellt der Finepix-Signalverarbeitung ein gutes Zeugnis aus. So übertrifft die X100 mit einer Auflösung von 1355 LP/BH bei ISO 100 bis hin zu 1293 LP/BH bei ISO 3200 die ähnlich konzipierte Leica X1 (ebenfalls 12 Megapixel CMOS von Sony). Die für den Erhalt feiner farbiger Strukturen charakteristischen DL-(Dead Leaves)-Werte reichen von 769 bei ISO 100 bis 472 bei ISO 3200. Das kann die Leica bis ISO 800 besser und hat auch bei den Texturwerten zunächst die Nase vorn. Beim Rauschen gewinnt dann aber ab ISO 400 wieder Fujifilm den Vergleich. Unter dem Strich bleibt ein Vorteil für die Leica X1 bei den niedrigen und Fujifilm Finepix X100 bei den höheren Empfindlichkeiten. Bei der Gesamtpunktzahl fehlt Leica allerdings die ISO-6400-Einstellung. Leica holt hier 0 Fuji 26,5 Punkte.
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Testfazit
Das Gesamtkonzept der Finepix X100 stimmt. Bedienung und Hybrid-Sucher überzeugen, und der Vergleich mit der technisch sehr ähnlichen Leica zeigt, dass Fujifilm seine Hausaufgaben gemacht hat. Kommt es bei der Bildqualität zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichtem Vorteil für die Fujifilm, zieht diese beim Autofokus davon und entscheidet so den Test für sich. Verbesserungspotential im Detail bleibt dennoch.
Zu den Kritikpunkten gehören der deutliche Randabfall des Objektivs, der manuelle Fokus per Stellmotor und die fummelige Kombination aus Vierrichtungswippe und Drehrad - das haben andere bereits besser und hochwertiger gelöst. Insgesamt eine kompakte Reisekamera mit überdurchschnittlicher Bildqualität und guter Bedienung.
Fujifilm Finepix X100
Fujifilm Finepix X100 | |
---|---|
Hersteller | Fujifilm |
Preis | 1000.00 € |
Wertung | 47.5 Punkte |
Testverfahren | 1.6 |
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