Testbericht

Canon EOS 450D im Test

28.5.2008 von Redaktion pcmagazin und Karl Stechl

Bei den kleinen Dingen beginnt der Fortschritt. Bezogen auf die Canon EOS 450D (650 Euro) bedeutet dies unter anderem: Der vordere Teil des Griffstücks besitzt jetzt jene griffige Gummierung, die bei der EOS 400D noch fehlt.

ca. 5:25 Min

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Canon EOS 450D Vorderseite
Canon EOS 450D Vorderseite
© Archiv

Einen Tick griffiger ist auch die bisher bereits vorhandene Gummierung im Bereich des Daumens. Und obwohl sich sonst am Gehäuse gar nicht so viel verändert hat, ergibt sich dadurch eine merkbar verbesserte Haptik.

Der TFT-Monitor ist von 2,5 auf 3 Zoll angewachsen, wofür das Gehäuse rund 4 mm an Höhe gewinnen musste, was aber keinesfalls unangenehm auffällt. Die Auflösung des TFT-Monitors bleibt mit 76700 Pixeln unverändert. Wie bei der EOS 400D wird der Monitor nicht nur zur Bildbetrachtung, sondern auch zur Anzeige von Aufnahmedaten genutzt; die dabei verwendeten großen Schriften erlauben eine optimale Ablesbarkeit auch unter ungünstigen Bedingungen.

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Die Darstellung lässt sich über den Menüpunkt "Bildschirmfarbe" vierfach variieren, darunter auch in zwei invertierte Darstellungen - Weiß auf Schwarz bzw. Weiß auf Blau. Zusätzliche Farben werden bei bestimmten Einstellungen sparsam aber wirkungsvoll eingesetzt. Drückt man beispielsweise die Belichtungskorrekurtaste, wird die Korrekturskala farbig unterlegt. Das gleiche gilt z.B. auch für die Blendendarstellung bei Zeitautomatik oder die angezeigte Verschlusszeit bei Blendenautomatik, so dass man sofort weiß, welcher Wert gerade einzustellen ist. Bei manueller Einstellung wechselt man - da nur ein Einstellrad zur Verfügung steht - mit der AV-Taste zwischen Zeit- und Blendeneinstellung hin und her.

Als erste Canon-SLR der Consumer-Klasse besitzt die EOS 450D eine Live-View-Funktion. Man aktiviert sie über den betreffenden Menü-Eintrag (Livebild Funktionseinstellung), um das Live-Bild dann über die Set-Taste beliebig aus- und einzuschalten. Bei Bedarf können dabei Gitterlinien eingeblendet werden. Für das Live-Bild bemüht die Kamera den Hauptsensor, was mit den üblichen Nachteilen einhergeht: Der Spiegel muss während der Live-View-Darstellung den Strahlengang freigeben.

Aktiviert man nun per Tastendruck den 9-Punkt-Phasendetektions-AF, muss der Spiegel kurzzeitig in die Ausgangsstellung zurück, was eine Dunkelpause bedingt. Alternativ stellt die Kamera eine AF-Variante durch Kontrastmessung am Bildsensor bereit. Doch die wirkt noch träger, als man das von den meisten digitalen Kompakten kennt. So richtig Spaß macht Live-View auf diese Art nicht, was allerdings nicht nur für die neue EOS gilt.


Canon EOS 450D Akku
Eine kleine Kunststoffnase schützt den kompakten Lithium-Ionen-Block vor dem Herausfallen.
© Archiv

Wer eine wirklich schnelle Live-View-Lösung inklusive Autofokus will, findet sie derzeit nur bei der Sony Alpha 300 und dem Schwestermodell Alpha 350, die dafür einen zweiten Bildsensor mobilisieren. Was man dabei wiederum nicht bekommt, ist die manuelle Fokussierung direkt am Hauptsensor - mit zuschaltbarer Lupe in zwei Vergrößerungsstufen (5-/10-fach). Diese Variante lernt man bei der Canon schnell schätzen, wenn man vom Stativ fotografiert. Präziser lässt sich kaum fokussieren, was etwa bei statischen Makromotiven oder in der Astrofotografie ein großer Vorteil ist.

Die effektive Vergrößerung des SLR-Suchers wurde bei der EOS 450D im Vergleich zur EOS 400D etwas vergrößert, von 0,48 auf 0,52, was etwa dem Wert der Nikon D60 (0,51) entspricht. Die Einschaltverzögerung liegt bei akzeptablen 0,4 s. Einsame Spitze aber ist die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit von 0,17 s, nur noch knapp übertroffen von Canons schnellem Profimodell EOS 1D Mark III (0,15).

Dem Auslöser vorgelagert finden sich das Einstellrad und eine ISO-Taste zum Direktaufruf des dazugehörigen Untermenüs mit ISO-Werten zwischen 100 und 1600, ergänzt durch eine ISO-Automatik. Die ISO-Taste an dieser Stelle ist neu, weil die gleiche Funktion bei der EOS 400D durch die Pfeil-nach-oben-Taste des 4-Wege-Schalters abgedeckt ist. Dieser ist bei der EOS 450D anders belegt: Im Aufnahmemodus hat man über die vier Pfeiltasten direkten Zugriff auf die Untermenüs für Messmethode (Matrix, mittenbetont, selektiv, Spot), Bildstil (6 Presets, 3 Anwenderspeicher), Betriebsart (Einzel-/Serienbild, Selbstauslöser) und AF-Funktion (One Shot, AI Focus, AI Servo).

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Bei den Belichtungsprogrammen finden sich neben den Standards (Auto, P, Av, Tv, M) die Canon-Spezialität A-Dep, ein Programm für maximale Schärfentiefe, fünf motivbezogene Varianten und ein "No-Flash"-Programm fürs Museum, allesamt einzustellen über das Moduswahlrad an der rechten Kameraoberseite.

Canon EOS 450D Blitz
Der Ausklappblitz befindet sich bei der Canon viel weiter über der optischen Achse als bei der Sony.
© Archiv

In den Menüs navigiert man mit dem 4-Wege-Schalter durch sieben Menüseiten (fünf bei der EOS 400D) mit jeweils maximal sieben Einträgen. Pro Menüseite lassen sich alle Einträge ohne Scrollen überblicken. Eine angenehme Selbstverständlichkeit bei Canon ist, dass man sich beim Aufrufen des Menüs immer bei jenem Eintrag wieder findet, bei dem man das Menü zuletzt verlassen hat. Das erspart sinnloses Tastendrücken, wenn man etwa mehrmals nacheinander die Blitzkorrektur (nur über das Menü möglich) bemühen will.

Zudem praktisch: Unter "My Menu" kann man bis zu sechs häufig gebrauchte Menü-Einträge auf einer Seite zusammenfassen, die dann bei entsprechender Voreinstellung ("Anzeigen aus My Menu") durch einen Druck auf die Menütaste direkt aufgerufen wird.

Unter der Registerkarte "Individualfunktionen" finden sich 13 Einträge, darunter auch "Tonwert Priorität", ein automatischer Kontrastausgleich, wie man ihn auch von anderen Herstellern kennt. Fairerweise weist Canon im Bedienhandbuch auch auf die mögliche Kehrseite dieser sinnvollen Funktion hin: Das Rauschen könne "in den Tiefenbereichen den Normalwert etwas übersteigen." Doch damit wird man meist besser leben können als mit zugelaufenen Schatten. Gut zu wissen: Bei zugeschalteter "Tonwert-Priorität" ist ISO 200 der kleinste einstellbare Wert (sonst ISO 100).

Ebenfalls erwähnenswert: Unter "Qualität" wird das Belichtungsprogrammwahlrad als Grafik eingeblendet, um zu verdeutlichen, welche Einstellungen jeweils möglich sind: In den Motivprogrammen oder bei Vollautomatik werden nur JPEGs in verschiedenen Auflösungs- und Kompressionsstufen angeboten, nicht aber RAW und RAW+JPEG.Unter "Bildstil" lassen sich wie bei anderen Canon-Kameras verschiedene Voreinstellungen wie "Standard", "Porträt", "Landschaft", "Neutral" oder "Natürlich" wählen, die zusätzlich in den Parametern Schärfe, Kontrast, Farbsättigung und Farbton veränderbar sind.

Canon EOS 450D ISO-Taste
Neu bei der EOS 450D ist die dem Auslöser vorgelagerte ISO-Taste für das dazugehörige Auswahlmenü.
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Der Farbton ist vor allem bei Porträts interessant, weil sich Hauttöne damit wirksam zwischen mehr und weniger rötlich steuern lassen. Die Voreinstellung "Monochrom" erlaubt neben dem Einstellen von Kontrast und Schärfe auch Filter- und Tonungseffekte. Und schließlich kann der Anwender drei Bildprofile nach seinen Vorstellungen definieren, speichern und nach Belieben aufrufen.

Bildqualität

Mit ihrem 12-Megapixel-Sensor liefert die EOS 450D hohe Auflösungswerte von 1301/1302 LP/BH in der Region der semiprofessionellen Nikon D300 (1271/1286 LP/BH). Die EOS 400D mit 10-Megapixel-Sensor (1146/1145 LP/BH) wird klar übertroffen.

Praktisch unverändert dagegen die Werte für das Rauschen - von VN 0,7/1,2 bei ISO 100/400 bis 1,8/2,9 bei ISO 800/1600. Leicht nachgebessert hat Canon beim Objektkontrast, der bei ISO 100 von 8,5 auf 9,0 Blenden angewachsen ist. Ebenfalls ein Zuwachs um eine halbe Blende (von 7,5 auf 8,0 Blenden) ist bei ISO 1600 zu verzeichnen, während der Wert für ISO 400/800 mit 8,5 Blenden unverändert bleibt.

Damit bewegt sich die Canon in dieser Disziplin im guten Mittelfeld. Bei der Farbgenauigkeit und der Qualität des Weißabgleichs werden die für Canon üblichen, konstant guten Ergebnisse erzielt. In der Summe ergeben sich 61,5/60 Punkte bei ISO 100/400 für die Bildqualität, aufgrund der hohen Auflösung naturgemäß mehr als bei der EOS 400D (57/56 Punkte), die damit aber keineswegs deklassiert wird.

Test
© Archiv

Beurteilung nach neuen Testkriterien

Positiv ist die niedrige Auslöseverzögerung mit 0,17 Sekunden bei 3000 Lux und mit 0,32 Sekunden bei 30 Lux zu bewerten, was in die gehobene Leistungsklasse führt. Die Bildqualität ist bei ISO 100 gut, bei ISO 400 und ISO 800 noch gut. Bei hoher Empfindlichkeit von ISO 1600 immerhin ordentlich. Im Testfeld der Modelle zwischen 500 und 1000 Euro liegt die Canon EPS 450D auf dem dritten Platz und wird wegen des günstigen Preises damit zum Kauftipp in punkto Preis-Leistungsverhältnis.

Menü Bildschirmfarbe Canon EOS 450D
Für die Darstellung der Aufnahmedaten am Monitor lassen sich verschiedene Farben wählen.
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Menü Bildstil Canon EOS 450D
Im Bildstil-Menü sind auch drei Speicherplätze für individuelle Anwenderprofile vorgesehen.
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Menü Farbton Canon EOS 450D
Die Einstellung des Farbtons ist vor allem bei Porträts sinnvoll, um Hauttöne zu optimieren.
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Menü
Unter "My Menu" lassen sich bis zu sechs häufig verwendete Menü-Einträge zusammenfassen.
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Canon EOS 450D

Canon EOS 450D
Hersteller Canon
Preis 450.00 €
Wertung 35.0 Punkte
Testverfahren 1.6

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