Testbericht

Canon EOS 1D Mark III

18.12.2007 von Redaktion pcmagazin und Karl Stechl

Die EOS 1D Mark III ist nicht nur eine exzellente Reportagekamera, sondern wird zunehmend zur ernsthaften Konkurrenz für Canons Topmodell EOS 1Ds Mark II. Dieses liefert zwar nach wie vor ein Maximum an Auflösung, wird in vielerlei Hinsicht aber vom rund 2000 Euro günstigeren Schwestermodell überholt. Mit einem Bildwinkelfaktor von 1,3 bietet die EOS 1D Mark III einen guten Kompromiss für alle Brennweiten, ohne den Bildkreis von KB-Objektiven voll auszunutzen - was das System weniger anfällig für Qualitätsprobleme in Randbereichen der Aufnahme macht. Mit einem Bildwinkelfaktor von 1,3 bietet die EOS 1D Mark III einen guten Kompromiss für alle Brennweiten, ohne den Bildkreis von KB-Objektiven voll auszunutzen - was das System weniger anfällig für Qualitätsprobleme in Randbereichen der Aufnahme macht.Mit 3-Zoll-Monitor, Live-View und interessanten Details wie der Fokus-Feinabstimmung setzt die Kamera neue Maßstäbe in ihrer Klasse. Ähnliches gilt für den hohen Dynamikumfang und die hervorragenden Rauschwerte bei ISO 800 und 1600. Wenn dies der Auftakt für neue Entwicklungssprünge bei SLR-Kameras sein sollte, darf man gespannt sein, was Canon im Jubiläumsjahr sonst noch auf Lager hat.

ca. 4:45 Min
Testbericht
  1. Canon EOS 1D Mark III
  2. Datenblatt
Canon EOS 1D Mark III Seite
Canon EOS 1D Mark III Seite
© Archiv

Zum 20. Geburtstag der EOS-Familie könne man technische Quantensprünge erwarten - so lautete eine vollmundige Ankündigung aus dem Canon-Produktmanagement zur photokina 2006. Mit der EOS 1D Mark III lässt man nun erste Taten folgen. Wer hier übliche Modellpflege und seichte Änderungen im Vergleich zur Vorgängerin EOS 1D Mark II erwartet, wird eine prickelnde Überraschung nach der anderen erleben.


Canon EOS 1D Mark III Rückansicht
Novum in der Profiklasse: Der 3-Zoll-Monitor kann auch als Sucher verwendet werden (Live-View-Funktion) - allerdings nur bei manueller Fokussierung, die durch eine Lupenfunktion unterstützt wird.
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Mit den abgerundeten Kanten ihres spritzwassergeschützten Magnesiumgehäuses ist die EOS 1D Mark III leicht als Mitglied der EOS-Profilinie zu erkennen. Der Body ist mit dem unten angesetzten Batteriefach samt Griffwulst für Hochformataufnahmen eine bullige, aber keineswegs klobige Erscheinung; lichtstarke Optiken und schwere Telezooms finden hier das entsprechende Gegengewicht.Als Stromquelle dienen jetzt nicht mehr die sperrigen NiMH-Blöcke der bisherigen Profimodelle, sondern wesentlich leichtere und kleinere Lithium-Ionen-Akkus. Diese sollen laut Hersteller für mehr als 2000 Aufnahmen bei 23 Grad und bis zu 1700 Aufnahmen bei 0 °C gut sein. Der Ladezustand wird in sechs Stufen angezeigt. Das neue Ladegerät (für zwei Akkus) kann durch ein optional erhältliches 12-Volt-Anschlusskabel für den mobilen Einsatz im Auto ergänzt werden.

Canon EOS 1D Mark III Bedientasten
Die Profi-EOS-typischen, zum Teil doppelt belegten Bedientasten liegen weiterhin auf der linken Seite des Gehäuses.
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Die Kamera bietet alle gängigen Belichtungsprogramme und Messverfahren, darunter eine neue Matrixmessung mit 63 Feldern (Mark II: 21 Felder), ergänzt durch mittenbetonte Messung, Selektivmessung (ca. 13,5% des Bildfeldes) und Spotmessung (ca. 3,8%). Die Spotmessung lässt sich wahlweise auf die Bildmitte oder das aktive AF-Feld legen oder zur Multi-Spotmessung ausweiten, bei der bis zu acht Messwerte zu einem Mittelwert verrechnet werden können.Mit 19 Kreuzsensoren und 26 Hilfssensoren präsentiert sich das AF-System der Kamera flexibler, schneller und lichtempfindlicher als je zuvor. Neben zahlreichen Konfigurationsvarianten bietet das AF-System die bislang einzigartige Möglichkeit eines Ausgleichs der Fokusdifferenz zwischen verschiedenen Objektiven, ohne dafür den Canon-Service in Anspruch nehmen zu müssen. Einstellungen sind über die Custom-Funktion III/7 in 20 Schritten vor und hinter dem anfänglichen Fokuspunkt möglich. Dabei speichert die Kamera Einstellwerte für bis zu 20 Objektive. Die registrierten Objektive werden beim Ansetzen an das Gehäuse automatisch erkannt, der dazugehörige Einstellwert automatisch aufgerufen. Die optimale AF-Feineinstellung muss der Fotograf durch Testaufnahmen selbst ermitteln.

Canon EOS 1D Mark III LC-Display
Obligatorisch im Profilager: das LC-Display oben am Body, ergänzt durch ein schmales LCD unterhalb des Monitors an der Rückseite.
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An der Rückseite prangt der auf 3 Zoll (7,5 cm) Bilddiagonale vergrößerte TFT-Monitor mit 230_000 Pixel Auflösung und 170 Grad Betrachtungswinkel (vertikal/horizontal). Diese Augenweide kann zudem - ein Novum bei Canon - auch im Live-View-Modus genutzt werden. Ist dieser vorgewählt, lässt ein Druck auf die Set-Taste den Spiegel aus dem Strahlengang schwenken, um den Bildsensor zum Erzeugen des Live-Bildes freizulegen. Im Live-Modus muss man auf den Autofokus verzichten; das manuelle Fokussieren wird durch eine Lupenfunktion mit 5- oder 10facher Vergrößerung erleichtert. Schärfentiefe, Belichtung und Weißabgleich werden simuliert; ein Liniengitter lässt sich zum exakten Ausrichten der Kamera einblenden. Die Live-View-Funktion wird von der im Lieferumfang enthaltenen Remote Capture Software unterstützt, was unter anderem das Fokussieren per Maus ermöglicht. Für den Studiobetrieb interessant ist die Möglichkeit, das Live-View über einen per Video-out angeschlossenen Monitor zu nutzen. Über Aufnahmeeinstellungen und Messdaten informiert ein LC-Display rechts oben am Gehäuse, ergänzt durch ein schmales LCD unterhalb des TFT-Monitors.

Canon EOS 1D Mark III Kartenslots
Zwei Kartenslots, für CF- und SD-Card, ermöglichen ein hohes Maß an Flexibilität beim Speichern von Bilddaten.
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Die Extratasten zum Bedienen des Kameramenüs (u. a. für Belichtungsprogramme, Bracketing, AF-Modus, Belichtungsmessmethode) haben den Platz gewechselt und finden sich jetzt links oben am Gehäuse. Zum Verändern von Einstellungen und Navigieren in den Menüs gibt es neben dem Haupteinstellrad am Auslöser und dem Daumenrad an der Rückseite einen kleinen Joystick als 4-Wege-Schalter.

Der 28,1 x 18,7 mm große CMOS der EOS 1D Mark III liefert eine im Vergleich zur Vorgängerin erhöhte Auflösung - von 8 auf 10 Mio. Pixel. Statt früher einem, verrichten jetzt zwei Digic-Bildprozessoren ihren Dienst in der Kamera. Dies bringt eine laut Hersteller um 30% beschleunigte Bildverarbeitung und ermöglicht eine Farbtiefe von 14 Bit (bisher 12 Bit), die offenbar für den größeren Dynamikumfang mit verantwortlich ist: Mit 10 Blenden bei ISO 100 und 9,5 Blenden bei ISO 400 erreicht die Kamera Spitzenwerte, wie sie bisher nur bei der Fujifilm FinePix S3 Pro zu verzeichnen waren.

Ebenfalls eine kleine Sensation: Die Kamera erreicht nicht nur bei ISO 100 und 400 hervorragende Rauschwerte von 0,5 und 0,9 VN, sondern setzt bei ISO 800 (1,3 VN) und ISO 1600 (1,9 VN) neue Maßstäbe, an denen sich die Konkurrenten künftig messen lassen müssen. Bei der gemessenen Auflösung wird etwa das Niveau der Nikon D200 erreicht, wobei wiederum auffällt, dass die EOS für ISO 100 und 400 praktisch identische Werte aufweist (1177/1178 LP/BH).

Canon EOS 1D Mark III Speedlite 580EX II
Blitzgescheiter Partner: Das Speedlite 580EX II lässt sich mit 1/300 s synchronisieren und ermöglicht unter anderem auch Blitz-Bracketing.
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Unterm Strich führt dies zu einer Gesamtpunktzahl von 59/58,5 Punkten für die Bildqualität bei ISO 100/400 - das bedeutet Punktgleichheit mit der EOS 5D, dem Schwestermodell mit Vollformat-Sensor und nominell höherer Auflösung (12 Mio. Pixel). Paroli bietet die etwa gleich teure Nikon D2X mit etwas höherer Auflösung, aber stärkerem Rauschen und weniger Dynamik, vor allem bei ISO 400 (8 Blenden).

Die vom Hersteller vorrangig angepeilte Zielgruppe der EOS 1D Mark III sind Bildjournalisten, deren Bedürfnis nach Schnelligkeit in rekordverdächtiger Weise erfüllt wird: 9,9 Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung und weit über 100 mögliche Bilder in Serie sind ebenso einsame Spitze wie die Auslöseverzögerung inklusive AF- Zeit von 0,15 s. Annähernd schnell war bisher nur das Canon-Topmodell EOS 1Ds Mark II (0,18 s). Ebenfalls kurz ist die Einschaltverzögerung mit 0,3 s. Durch das automatische Aktivieren der eingebauten Sensorreinigung nach dem Einschalten der Kamera verlängert sich diese Zeitspanne zwar im Normalfall. Dennoch besteht keine Gefahr, dass Sie dadurch ausgebremst werden: Ein Druck auf den Auslöser bricht den Reinigungsvorgang abrupt ab, wenn spontane Schussbereitschaft gefragt ist.

Wenn nicht die volle Auflösung gefordert ist, was etwa bei Zeitungsfotografen häufig vorkommt, kann die Kamera ein verkleinertes RAW-Format (sRAW) mit 2,5 Megapixel Auflösung und einem Viertel der üblichen Dateigröße aufzeichnen. So bleiben die vollen Bearbeitungsmöglichkeiten durch den RAW-Konverter bei geringem Speicherplatzbedarf erhalten. Wie beim vollen RAW-Format können dabei auch JPEGs parallel gespeichert werden.

Zum Speichern der Bilder steht jeweils ein Slot für CompactFlash- und SD-Karte bereit, wobei die Karten in verschiedenen Speichermodi beschrieben werden können - etwa getrennt nach Dateityp (z. B. RAW auf CF und JPEG auf SD). Oder Sie benutzen die zweite Karte als Überlaufspeicher, der dann aktiv wird, wenn die erste Karte voll beschrieben ist. Dritte Alternative: Jedes Bild wird parallel auf beide Karten gespeichert, um bei unwiederbringlichen Motiven vom Start weg ein Backup zu haben.

Bildgröße Canon EOS 1D Mark III
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Menü Feinabstimmung Canon EOS 1D Mark III
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Canon EOS 1D Mark III

Canon EOS 1D Mark III
Hersteller Canon
Preis 3500.00 €
Wertung 69.5 Punkte
Testverfahren 1.5

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