Fotopraxis

Strom im Himalaja

18.7.2012 von Christian Rottenegger

Akkus laden ohne Steckdose. Auf den höchsten Bergen der Welt, bei extremer Kälte, hat die Kamera den Akku im Nu leer gesaugt. Und dann heißt es: nachladen fernab jeglicher Zivilisation. Höhenbergsteiger und Fotojournalist Christian Rottenegger erklärt, wie er auf seinen Expeditionen im Himalaja- und Karakorum-Gebirge das Stromproblem löst.

ca. 2:55 Min
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mobile Solarladestation
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© Sunload
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Im Basislager des Sisha Pangma speisen zwei gekoppelte starre 10-Watt-Solarpanels den Pufferspeicher, der aus zehn NiMH-Zellen mit 2400 mAh besteht.
© Christian Rottenegger

Tibet, Shisha-Pangma-Basislager auf 5650 m Höhe, mehrere Tage Marsch bis zur nächstgelegenen, mit Jeep befahrbaren Piste: Entlegene, nur zu Fuß erreichbare Orte wie dieser gehören für mich zum Faszinierendsten, was es auf der Erde zu sehen, zu erleben, zu fotografieren gibt. Allerdings findet sich nur zu oft genau dort weit und breit keine Elektrizität, um Akkus für Kameras, Camcorder und Datenspeichergeräte zu laden. In den vier Wochen, die ich für die Besteigung des 8027 m hohen Shisha Pangma eingeplant hatte, musste ich zwischen zwei und vier Akkus pro Tag füllen, davon viele für die Canon EOS 5D Mark II. Ein mit Benzin betriebener Generator, der diesen Bedarf decken könnte, lässt sich mancherorts zu erschwinglichen Preisen mieten, aber nur mit großem Aufwand samt Kraftstoff über weite Fußstrecken transportieren. Eine portable Photovoltaik-Anlage ist deshalb meist die bessere Lösung; vor allem in großen Höhen, wo die starke Sonnenstrahlung und die niedrigen Temperaturen eine optimale Ausbeute versprechen. Mobile Solarladestation

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In der dichten Frischhaltebox aus dem Supermarkt sind Bleiakku und Laderegler sicher aufgehoben. Das 12-V-Ladegerät wird über die Zigarettenanzünderdose angeschlossen.
© Christian Rottenegger

Diverse Anbieter führen mobile Photovoltaik-Sets, von denen allerdings viele nur für kleine Kompaktkameras und Handys, nicht für Akkus vom Kaliber des Canon LP-E6 ausgelegt sind. Bei einem Stromverbrauch, wie ich ihn auf meinen Expeditionen habe, sollte das Solarpanel schon 20 Watt an Leistung bringen. Und da werden beim Kauf eines Komplettsystems schnell 550 bis 650 Euro fällig (siehe Tabelle). Eine selbst zusammengestellte Anlage kommt deutlich günstiger: Sie brauchen dazu neben Solarpanels einen Pufferspeicher, um Schäden der Kameraakkus durch Spannungsschwankungen zu vermeiden, einen Laderegler, der die Zellen vor dem Überladen schützt, einen DIN-Stecker, eine Zigarettenanzünderdose und eine Frischhaltebox aus dem Supermarkt. Kostenpunkt: 180 bis 420 Euro. Solarpanel für unterwegs

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Die Anschlüsse sind nicht abgedichtet: Während das robuste Faltpanel draußen Sonnenenergie einfängt, führen die Kabel ins Zelt zum dort geschützten Pufferspeicher.
© Christian Rottenegger

Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten starre Solarpanels; 20-Watt-Varianten gibt es bereits ab rund 40 Euro. Dass sie sich nur eingeschränkt für den Outdoor-Einsatz ohne fahrbaren Untersatz eignen, liegt auf der Hand: Starre Panels können brechen, sind verhältnismäßig schwer und sperrig. In vielen Fällen empfiehlt es sich, mehrere kleinere Panels zusammenzuschließen, um sie gut gepolstert in Kunststofftonnen oder bruchsicheren Koffern unterbringen zu können. Faltbare Solarpanels sind praktischer, robuster, aber auch teurer. Oft bestehen sie aus mehreren in Stoff vernähten, miteinander verbundenen, starren oder flexiblen Modulen und lassen sich auf DIN-A4-Format zusammenlegen. Allerdings nimmt der Stoff Feuchtigkeit auf und muss vor dem Verpacken gut getrocknet werden. Das muss man bei Faltpanels wie dem me2Solar Aurora Pro 25 für 350 Euro nicht. Statt in Stoff werden die biegsamen Einzelmodule hier in Ripstop-Nylon eingearbeitet, von dem Wasser abperlt. Mein Nylon-Faltpanel leistete vier Jahre lang auf diversen Expeditionen gute Dienste. Die Schüttelpartie auf dem Fahrrad über 3000 km kasachische Piste hat das gute Stück dann allerdings nicht mehr überlebt. Robuster Pufferspeicher Bleiakkus kommen mit Spannungsschwankungen und Überladen vergleichsweise gut zurecht, haben aber ihr Gewicht. Ich setze im Basislager meist einen 2,8 kg schweren Exide Sonnenschein dryfit Solar ein (50 Euro, 6600 mAh), mit dem sich ohne angeschlossene Solarpanels bis zu drei 5D-Mark-II-Akkus nachladen lassen. Für Situationen, in denen jedes Gramm zählt, bevorzuge ich dagegen eine kleinere Lösung mit zehn zusammengeschlossenen NiMH-Zellen (je 1,2 Volt) und 2400 bzw. 4500 mAh (3,20 Euro pro Stück). Um den Pufferspeicher zu schonen, verpacke ich ihn in einer stabilen, dichten Box. In die gehört dann auch der Laderegler mit Tiefentladungsschutz, beispielsweise der IVT 12V/24V 4A Typ 18122 (25 Euro). Außen befestige ich den dreipoligen DIN-Stecker mit Renkverschluss für die Verbindung zum Solarpanel (6 Euro) und die Zigarettenanzünderdose mit Schutzkappe für das (Kamera-)Ladegerät (6 Euro). Vorsicht beim Verkabeln: Bei vertauschtem Plus- und Minuspol gehen die angesteckten Ladegeräte sofort kaputt. Netzteile lassen sich nur mit einem separaten Wechselrichter nutzen, beispielsweise mit dem Voltcraft PI 100-12 USB für rund 40 Euro. An meinem Bleiakku funktionierte er bisher problemlos; Pufferspeicher wie der NiMH-Selbstbau oder Sunload Multecon Charger M60 sind dafür allerdings zu leistungsschwach. Extratipp: Achten Sie beim Aufbau immer darauf, dass die nicht abgedichteten Steckverbindungen trocken liegen.

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