Nahaufnahmen

Tipps zur Makrofotografie: Große Bilder aus kleinen Details

3.2.2014 von Reinhard Merz

Faszination Makrofotografie: Zu den spannendsten fotografischen Themen überhaupt gehört die Makrofotografie. Unser Praxisbeitrag zu Nahaufnahmen beschreibt, wie Sie aus kleinen Details große Bilder machen.

ca. 12:05 Min
Ratgeber
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Makrofotografie Tipps - Biene an Blume
Makrofotografie Tipps - Biene an Blume
© Andy - Fotolia

Inhalt


"Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran." Dieses Zitat von Robert Capa bezieht sich eigentlich auf die Reportagefotografie, besitzt aber auch in der Makrofotografie Gültigkeit. Denn je näher wir einem Motiv auf die Pelle rücken, desto mehr Details können wir einfangen.

Oft wird in der Makrofotografie ein so großer Abbildungsmaßstab eingesetzt, dass Details sichtbar werden, die wir mit bloßem Auge kaum mehr sehen können. Viele Motive eignen sich dafür: Pflanzen und Insekten, Steine und Alltagsgegenstände - alles hat seinen Charme. Wichtig ist nur: Makroaufnahmen leben von den Details, also Mut zum Detail.

SLRs brauchen Zubehör

Während Kompaktkameras von Haus aus mit Naheinstellungen von 1 bis 5 cm schon halbwegs gut für Nahaufnahmen gerüstet sind, braucht es bei allen SLRs besonderes Zubehör oder ein speziell für solche Aufnahmen konstruiertes Makroobjektiv.

Makroobjektive gibt es von Kamera- und Objektivherstellern in stattlicher Auswahl. Alleine Canon bietet derzeit fünf Makros mit Brennweiten von 50, 60, 100 und 180 mm mit Anfangsöffnungen zwischen 1:2,5 und 1:3,5 an - für APS-C und Vollformat, mit und ohne Bildstabilisator. Dazu ein spezielles Lupenobjektiv, das Abbildungsmaßstäbe größer als 1:1 ohne jedes weitere Zubehör ermöglicht. Auch Fremdhersteller wie Sigma und Tamron haben Makroobjektive unterschiedlicher Brennweite und Lichtstärke im Programm. Für welche Brennweite man sich entscheidet, hängt von der persönlichen Arbeitsweise ab.

Bei der Belichtung ist Zeitautomatik mit Blendenvorwahl empfehlenswert, um die Tiefenschärfe zuverlässig kontrollieren zu können. Die Zuverlässigkeit des Autofokus ist beim Einsatz von Zwischenringen oder einem Balgengerät kaum möglich und selbst bei Makroobjektiven fraglich. Besser benutzen Sie deshalb den Spot-Autofokus in Verbindung mit AF-Speicherung oder stellen gleich von Hand scharf.

Wissen: Abbildungsmaßstab

Die bei vielen Kameras mögliche Kopplung des Spot-AF mit dem Belichtungsspeicher ist dabei übrigens mit Vorsicht zu genießen. Ist das für die Bildschärfe wichtige Detail besonders hell oder dunkel, kann das leicht zu einem Verlust an Durchzeichnung führen. Bei beweglichen Motiven wie Insekten kann es durchaus sinnvoll sein, die Empfindlichkeit zu erhöhen. Vor allem moderne Vollformatkameras haben auch bei Einstellungen bis ISO 1.600 kaum sichtbares Rauschen.

Der möglicherweise geringe Schärfeverlust wird durch die deutlich reduzierte Gefahr des Verwackelns mehr als kompensiert. Bei noch höheren Empfindlichkeiten verkehrt sich das dann allerdings ins Gegenteil, dann leiden Details und damit die Bildqualität.

Insgesamt ist die Fokussierung knifflig, weil selbst ein kleines Verschieben der Kamera bei den engen Verhältnissen starke Auswirkungen hat. Sogar bei reichlich Tageslicht empfiehlt sich, wann immer möglich, der Einsatz eines Stativs, auf dem die Kamera festgeschraubt wird. Idealerweise ist dieses Stativ mit einem Kugelkopf oder einem 3D-Neiger ausgestattet; das erlaubt schnelles Verstellen ohne großen Aufwand.

Exkurs: Das perfekte Makroobjektiv

Die meisten Objektivhersteller haben Makroobjektive in drei Brennweitenbereichen im Programm: Vollformat-Normalobjektive mit 50 oder 60 Millimetern Brennweite, leichte Teles mit 90 oder 100 Millimetern Brennweite (KB) sowie stärkere Teles mit rund 180 Millimetern Brennweite (KB).

Der größte Unterschied in der Praxis ist der Aufnahmeabstand. Um einen Gegenstand mit einem 50-mm-Objektiv im Maßstab 1:1 abzubilden, muss man ihm mit der Frontlinse bis auf wenige Zentimeter nah kommen, abhängig davon, wieweit die Frontlinse ausfährt. Bei einem 180-mm-Makroobjektiv beträgt der Abstand dagegen 30-50 cm. Das kommt vor allem den Fotografen zugute, die Kleinlebewesen fotografieren, die schnell flüchten.

Kaufberatung: Objektiv kaufen - was Sie wissen müssen

Bei der Kaufentscheidung kann es aber durchaus auch eine Rolle spielen, für was das Objektiv sonst noch einsetzbar ist. Hier kann ein 50-Millimeter-Makro mit einer Lichtstärke von f2,8 durchaus ein Normalobjektiv ersetzen, denn es bietet als Festbrennweite auch bei Fokus auf Unendlich eine ausgezeichnete Bildqualität. Die leichten Teles mit 90 oder 100 Millimetern sind so ganz nebenbei hervorragende Porträtobjektive. Auch 180-mm-Makros sind perfekt für die normale Fotografie einsetzbar, allerdings reduziert die lange Brennweite den tatsächlichen Einsatzbereich in der Praxis doch erheblich. Das gilt besonders beim Einsatz an APS-C-Kameras, wo zusätzlich noch der Crop-Faktor von ca. 1,5 berücksichtigt werden muss - schon landet man bei kleinbildäquivalenten 270 mm.

Selbstauslöser benutzen

Schnell werden Sie allerdings feststellen, dass auch ein Stativ seine Tücken hat, da man es bei jedem kleinen Verschieben des Bildausschnitts verrücken muss und dann schnell wieder von vorn anfängt. Eine teure, aber gute Lösung für Vielfotografierer ist ein Einstellschlitten, wie es ihn zum Beispiel von Novoflex oder Manfrotto gibt. Und selbst beim Einsatz eines Stativs und eines Einstellschlittens kann es zu unerwünschten Bewegungen kommen, wenn Sie den Auslöser drücken. Hier kann ein Fernauslöser helfen (etwa Canon Fernbedienung RC-1, RC-5 oder RC-6), bei unbewegten Motiven auch einfach der Selbstauslöser.

Die Schärfentiefe ist im Nahbereich minimal. Selbst wenn man ein Makroobjektiv mit Lichtstärke f2,8 auf f8 abblendet, beträgt die Schärfentiefe beim Abbildungsmaßstab 1:1 nur ca. 1 mm. Bei gutem Licht ist es deshalb durchaus ratsam, noch weiter abzublenden. Auch wenn manche Autoren zurecht darauf hinweisen, dass dann mitunter Beugungsunschärfen den Zugewinn an Schärfentiefe wieder auffressen, bringt stärkeres Abblenden unserer Erfahrung nach viel.

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Die geringe Schärfentiefe bedingt auch ein paar andere praktische Problemchen, die gelöst werden müssen. Bei manchen Motiven liegen die wichtigsten Teile (annähernd) in einer Ebene, beispielsweise bei Moosen oder Flechten auf einer Mauer, bei einer in ihrem Netz sitzenden Spinne oder bei vielen Blüten.

Im Studio sind Sammlergegenstände wie Münzen oder Briefmarken perfekt, weil sie praktisch keine räumliche Ausbreitung haben. Bei Motiven mit "Tiefgang" richtet man die Kamera so aus, dass die Objektebene parallel zur Filmebene ist. So erhält man auch bei relativ weit geöffneter Blende scharfe Bilder. Generell ist es im Nahbereich von immenser Bedeutung für die Bildqualität,  die Kamera möglichst  parallel zum Objekt auszurichten. Das klingt einfach, ist es aber nicht.

Einfach freistellen

Doch die Mühe lohnt. Wer es nämlich hinbiegt, schafft es damit auf natürliche Art, das Motiv freizustellen, weil  Vorder- und Hintergrund automatisch unscharf abgebildet werden. Die Schärfentiefe wird bei gleicher Blende kleiner, je länger die Brennweite und je kürzer der Abstand zum Motiv ist. Hier ist die Abblendtaste der Kamera übrigens Gold wert, denn damit können Sie schon vor der Aufnahme die Schärfentiefe kontrollieren. Um das Letzte aus den Aufnahmen herauszukitzeln, macht es Sinn, kann man sie im RAW-Format abspeichern, um möglichst viele Bildinformationen zu erhalten.

Ein weiteres Problem bei Aufnahmen im Freien ist der Wind. Selbst ein leiser Windhauch, der Blätter oder Blüten nur unmerklich bewegt, kann dazu führen, dass bildwichtige Teile aus der Schärfeebene driften oder bei längeren Belichtungszeiten vom Stativ Bewegungsunschärfen zeigen. Böse Zungen behaupten deshalb, das wichtigste Zubehör für die Makrofotografie sei ein Satz großer Speicherkarten. Tatsächlich brauchen Sie viel Geduld, und viele Bilder landen im digitalen Papierkorb.

Doch man kann sich auch mit einfachen Mitteln helfen. So wirkt ein Windschutz Wunder; zum Beispiel ein Faltreflektor/-diffusor, der zusätzlich auch noch zur Lichtgestaltung genutzt werden kann.

Das richtige Licht wählen

Die beste (und gebräuchlichste) Lichtquelle ist auch bei Makroaufnahmen die Sonne, deren Licht wir als natürlich und harmonisch empfinden. Die große Entfernung der Lichtquelle stellt sicher, dass es im Bild zwischen Vorder- und Hintergrund keinen Helligkeitsabfall gibt.

Makrofotografie, Details, Chrisitan Kube/Andreas Walter
Durch die minimale Tiefenschärfe ist die Blende in der Makrofotografie ein mächtiges Werkzeug. Links die gleiche Aufnahme mit den Blendenstufen f2,8, f8 und f32. Rechts einige Beispiele für geschicktes "Freistellen" des Hauptmotivs.
© Chrisitan Kube/Andreas Walter

Und über zu viel Licht klagt ein Makrofotograf nie. Im Gegenteil: Die für ausreichende Schärfe erforderliche Blende und der lange Auszug des Makroobjektives verlangen ja oft mehr Licht als verfügbar ist.

Nun ist Makrofotografie aber Detailfotografie, und Details profitieren nur in Ausnahmefällen von hartem Licht. Die beste Zeit für die Makrofotografie im Freien sind deshalb wie bei allen Themen die frühen Morgenstunden und die Zeit kurz vor Sonnenuntergang.

Die harten Schatten um die Mittagszeit führen bei detailreichen Motiven oft zu einem besonderen Gewirr aus Licht und Schatten, das vom Motiv ablenken kann. Andererseits kann man hier auch perfekt mit dem Licht spielen, weil bereits eine Standortveränderung von ein paar Zentimetern aus relativ uninteressantem Frontallicht reizvolles Streif- oder Gegenlicht machen kann. Störende Hintergründe werden nach Möglichkeit eliminiert, indem das Motiv seitlich beleuchtet wird, während der Hintergrund im Schatten bleibt.

Bei hartem, direktem Sonnenlicht zur Mittagszeit müssen Sie das Licht in der Regel künstlich streuen. Wer dieses kräftige Licht nutzen möchte, sollte sich deshalb unbedingt einen Faltdiffusor zulegen, mit dem man jede Szene bei Bedarf in Sekundenschnelle in das milde Licht einer Lichtwanne tauchen kann.

Die günstigere Alternative: Halten Sie einfach ein weißes Betttuch oder Pergamentpapier über das Objekt. So können Sie sich im Kleinen fast über den ganzen Tag Licht ganz nach Ihren Wünschen zaubern. Erst wenn das natürliche Licht vorne und hinten nicht reicht, kommt das Blitzgerät zum Einsatz.

Blitzen im Makrobereich

Um auch mit weit geschlossener Blende zu vernünftigen Verschlusszeiten zu kommen, bietet sich gerade in der Makrofotografie der Einsatz eines Blitzgeräts an. Bei den kurzen Arbeitsabständen in der Makrofotografie besteht allerdings die Gefahr, dass das Motiv beim Blitzen im Objektivschatten liegt oder gar nicht vom Blitzlicht erfasst wird. Diese Gefahr ist besonders groß bei kurzen Brennweiten und entsprechend kleinem Arbeitsabstand, Telemakros kennen das Problem weniger.

Sie können das Problem umgehen, indem Sie das Blitzgerät "entfesseln" und weiter vom Objekt entfernen. Wer oft im Nahbereich blitzen will, greift mit Gewinn zu einer maßgeschneiderten Lösung. Hier gibt es zwei verschiedene Varianten: Den Ringblitz und den Zangenblitz. Beide schaffen  eine nahezu schattenfreie Ausleuchtung.

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Ringblitze wie dieses Gerät von Sigma leuchten Motive besonders gleichmäßig aus.
© Sigma

Der Ringblitz wird vorn am Objektiv befestigt und leuchtet das Motiv frontal und gleichmäßig aus. Das kann prima aussehen - muss es aber nicht.  Der sogenannte Zangenblitz besteht aus zwei kleinen Blitzen, die an einem Gestell seitlich am Objektiv befestigt werden.

Die Lichtgestaltung mit dem Zangenblitz ist variabler als mit dem Ringblitz, bei dem man letztendlich nur über die Belichtungszeit regeln kann, wie viel Tageslicht auf dem Bild wirksam wird. Der Zangenblitz erlaubt zumindest in Ansätzen so etwas wie Lichtführung.

Canon hat sowohl einen Zangenblitz (MT-24 EX) als auch einen Ringblitz (MR-14 EX) im Angebot. Auch Blitz-Spezialist Metz hat mit dem Mecablitz 15 MS-1 einen relativ günstigen Ringblitz im Programm, der allerdings einen Master zur Steuerung braucht. Sigma mischt mit einem Ringblitz (Makro EM-140 DG) mit, der dank Steuergerät unabhängig von einem Master betrieben werden kann - allerdings auch mehr als 400 Euro kostet.

Checkliste Makrofotografie

  • Makroobjektiv oder Objektiv mit fester Brennweite plus Nahlinse/Zwischenring/Balgengerät
  • Stativ mit 3-D-Kopf oder Kugelkopf
  • Einstellschlitten
  • Fernauslöser
  • Windschutz aus Pappe
  • Diffusor und Aufheller
  • Haltestangen für Diffusor, Aufheller und Windschutz
  • optional: Ringblitz oder Zangenblitz

Motive in der Natur

In der Natur bieten sich Blumen als "Einsteiger"-Motive für Makroaufnahmen an, denn ihre wunderschönen Farben und unglaublichen Muster sind ideal geeignet, die Grundlagen der Makrotechnik zu erlernen. Wenn Sie es schaffen, den Wind zu eliminieren, haben Sie mit minimalem Aufwand die großartigsten Motive, die man sich vorstellen kann.

Spielen Sie wie oben beschrieben mit Tages- und Kunstlicht, und inszenieren Sie ruhig auch mal ein Bild durch den geschickten Einsatz von Hilfsmitteln. So können Sie mit einem Zerstäuber einen feinen Niederschlag erzeugen, der winzigen Tautropfen ähnelt und Pflanzen eine Brise Morgenfrische verleiht - auch wenn Sie vielleicht nicht ganz so rechtzeitig auf den Beinen waren.

Auch für die Insektenfotografie eignet sich die tiefstehende Sonne am Morgen und am Abend besonders gut. Wobei der Morgen hier einen klaren Vorteil hat: Über Nacht ist die Luft abgekühlt, und da Insekten immer nur so warm sind wie ihre Umgebung, sind auch sie viel kühler - und damit viel langsamer. Wer sich am Abend auf Insektenjagd begibt, muss also mit deutlich mehr Aufwand und Verlust rechnen.

Motive zu Hause

Wer es mit der Natur nicht so hat, kann sich zu Beginn an typischen Sammlerstücken versuchen; Briefmarken und Münzen etwa. Die nehmen in der Beliebtheitsskala der Deutschen eine besondere Rolle ein. Zum einen wegen ihren langen Tradition - Münzen sind in Asien und im Mittelmeerraum schon seit mehr als 4000 Jahren gebräuchlich, die ersten Briefmarken gab es immerhin schon 1840 - zum anderen wegen Ihrer weiten Verbreitung.

Bei der Ausleuchtung einer Münze kommen zwei Varianten in Frage: Diffuses Licht zeigt die meisten Details; direktes Seitenlicht betont das Relief am besten. Für diffuses Licht nutzen Sie idealerweise einen kleinen Lichttunnel, der oben ein Loch hat, damit Sie die Münzen auf den Untergrund legen und ganz gerade fotografieren können.

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Lichttunnel: Reflektierende Gegenstände wie diese Münze lassen sich prima mit Hilfe eines Lichttunnels aus opakem Pergamentpapier fotografieren.
© Chrisitan Kube

Einen passenden Lichttunnel können Sie sich ohne Aufwand aus Pergamentpapier bauen: Einfach ein Stück so rollen, dass der Innendurchmesser groß genug ist und die Münze hinein legen. Für die völlig platte Briefmarke ist die Beleuchtungsfrage schnell beantwortet: Je weicher, desto besser.

Der Lichttunnel aus Pergamentpapier hat also auch hier seinen Platz. Bei Objekten, die teilweise oder ganz lichtdurchlässig sind, sollten Sie die Beleuchtung so wählen, dass der größere Teil des Lichts von hinten kommt und die interne Struktur sichtbar macht.

Wer sich daran traut, mit Flüssigkeiten zu experimentieren, hat gar ein unendliches - und dynamisches - Betätigungsfeld entdeckt. Sicher kennen Sie die Aufnahmen von Tropfen, die in eine Flüssigkeit fallen und dabei bizarre Gebilde schaffen. Solche Bilder lassen sich mit vertretbarem Aufwand selbst machen.

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© Andreas Walter

Sie brauchen dazu einen halbrunden Hintergrund als Reflektor, beispielsweise aus silbriger Wellpappe oder Alufolie, der wie bei einem Parabolspiegel das Licht zu dem Punkt hin reflektiert, an dem später der Tropfen aufs Wasser aufschlagen soll. Mit Kunststoffspritzen aus der Apotheke - natürlich ohne Kanüle - lässt sich die Flüssigkeit präzise und reproduzierbar dosieren. Größere Spritzen (50 bis 100 ml) produzieren größere Tropfen und im Allgemeinen schönere Effekte.

Es ist hilfreich, sich eine Halterung für die Spritze zu bauen. Durch die konstante Fallhöhe wird das Timing bei der Aufnahme entscheidend vereinfacht, und der Tropfen trifft immer an der gleichen Stelle auf. Nur so erhalten Sie bei der geringen Schärfentiefe im Makrobereich garantiert scharfe Bilder.

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Der Aufbau für eindrucksvolle Tropfenbilder ist denkbar einfach. Die Kunst ist es, genau den richtigen Moment zu erwischen. Dabei sind Serienaufnahmen extrem hilfreich.
© Andreas Walter

Nach ein paar Übungen haben Sie den Bogen  raus, wann der richtige Moment zum Auslösen ist. Wasser in Wasser ergibt leichte, transparente Bilder, ein Eyecatcher ist dagegen der "Vollmilch in Kaffee"-Klassiker. Durch das Fett in der Milch vermischt sich der Tropfen nicht sofort homogen mit dem Kaffee, sondern behält seine Farbe.

Die Kunst ist es dann nur noch, genau den richtigen Moment zu erwischen. Dabei ist die Serienbildfunktion ein wahrer Segen. Mit einer Aufnahmegeschwindigkeit von mehreren Bildern pro Sekunde steigt die Wahrscheinlichkeit rasant, dass Sie auch den goldenen Sekundenbruchteil erwischen.

Chistian Kube, Makrofotografie
Durch die geschickte Wahl des (unscharfen) Hintergrunds erzählt dieses Bild eine komplette Geschichte - nämlich die vom verlorenen Autoschlüssel.
© Chrisitan Kube/Andreas Walter

Bildgestaltung

Die Motivdetails sind bei der Makrofotografie zwar spielentscheidend, das ist aber kein Freibrief für schlampige Bildgestaltung. Was immer Sie an Grundregeln der Komposition kennen - geometrische Formen suchen, den Goldenen Schnitt nutzen und immer mehr Platz vor dem Hauptmotiv als dahinter - sollten Sie auch bei Makroaufnahmen berücksichtigen. Vor allem die Platzierung ist im Fall von beweglichen Motiven manchmal schwierig, dann macht es Sinn den Ausschnitt etwas großzügiger zu wählen, damit man bei der Bildbearbeitung noch Raum für Beschnitt hat.

Darüber hinaus sind Vorder- und Hintergrund für die Bildgestaltung wichtig. Häufig ist es gerade der Hintergrund, der eine Allerweltsaufnahme von einem Spitzenfoto unterscheidet. Die geringe Schärfentiefe lässt den Hintergrund abstrakt wirken, durch das Bokeh wird daraus eine Ansammlung von hellen, dunklen oder quietschbunten Formen. Diesen Umstand können Sie gut zu ihren Gunsten nutzen, indem Sie etwa die Kamera so zum (scharfen) Hauptmotiv platzieren, dass Sie solche Strukturen bewusst ins Bild bringen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Vordergrund. Denn es ist keinesfalls so, dass alles stört, was sich zwischen Objektiv und Motiv befindet. Es muss ja nicht gleich die Sicht auf das Hauptmotiv beeinträchtigt werden. Wer mit Schärfentiefe spielt, wird feststellen, dass man mit weit geöffneter Blende im Nahbereich Vorder- und Hintergrund gleichzeitig im Bereich der Unschärfe verschwinden lassen kann.

Achten Sie darauf, dass der nur schemenhafte Vordergrund den Blick auf das Hauptmotiv lenkt. Unscharfe Grashalme im Vordergrund machen eine Insektenaufnahme zum Beispiel viel authentischer, weil sie den "On location"-Eindruck nachhaltig unterstützen. Dazu ein paar Wasssertropfen aus der Sprühflasche und eine kleine Taschenlampe für die Lichtreflexe und schon gewinnt das Bild an Perfektion.

Die hohe Schule der Makrofotografie ist es schließlich, mit einer Kombination aus scharfen Details und angedeutetem Drumherum eine Geschichte zu erzählen. Dabei übernehmen der unscharfe Vorder- oder Hintergrund die Aufgabe, für die nötigen Assoziationen zu sorgen.

Tipp

Kommentar: Das richtige Detail macht's

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