Fototografie-Wissen

Blende, Lichtstärke und Schärfentiefe erklärt

26.6.2013 von Uwe Artmann

Was bewirkt die Blende in Objektiven und DSLRs? Wie wirkt sich die Blende auf die Schärfentiefe aus? Was bedeuten Blendenstufe und Lichtstärke? Diese und weitere Fragen rund um das Thema Blende und Licht bei Objektiven beantwortet unser Ratgeber.

ca. 4:00 Min
Ratgeber
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Blende, Blendenstufe & Schärfentiefe bei Objektiven
Blende, Blendenstufe & Schärfentiefe bei Objektiven
© Minerva Studio - Fotolia.com

Mit der Blende steuert der Fotograf nicht nur die auf den Sensor treffende Lichtmenge, sondern auch die Tiefe des scharf abgebildeten Bereichs. Hinzu kommt eine Reduzierung der Bildfehler, die hier aber kein Thema ist.

Außer über optische Komponenten verfügt ein Objektiv auch über komplexe mechanische Konstruktionen. Ein wichtiges Element für den Fotografen ist dabei die Blende. Die Blende ist eine Öffnung innerhalb des Objektivs, die durch den Anwender in ihrem Durchmesser variiert werden kann.

Durch das Öffnen bzw. Schließen wird die Größe des Öffnungswinkels bestimmt. Je größer der Winkel ist, desto mehr Licht trifft vom Objekt auf die Bildebene, je kleiner sie ist, desto weniger Licht. Realisiert wird die Steuerung der Blendenöffnung durch sich verschiebende Lamellen.

Je aufwendiger die Blende gearbeitet ist, desto besser entspricht die Öffnung einem Kreis. Der genaue Durchmesser der Blende in Millimeter ist für den Fotografen weniger interessant, da diese Angabe immer im Zusammenhang mit der Brennweite zu sehen ist. Daher erfolgt die Angabe als relative Blendenöffnung, also dem Verhältnis von Blendenöffnung zur Brennweite. Der wirksame Durchmesser der Blende geteilt durch die Brennweite verhält sich genauso wie die Zahl 1 zur Blendenzahl. Wird am Objektiv also die Blendenzahl 4 eingestellt, so hat die Blende einen Durchmesser der 1/4 der Brennweite entspricht.

Verschiedene Schreibweisen

Wichtig ist dabei auch: je größer die Blendenzahl, desto kleiner die Blendenöffnung, je kleiner die Blendenzahl, desto größer die Blendenöffnung. Die Schreibweise ändert sich je nach Hersteller oder Umfeld. Beispielsweise findet man den Ausdruck als Verhältnis oder als Bruch, wobei die Brennweite entweder mit 1 gleichgesetzt wird oder mit "f" (Abkürzung für Brennweite, engl.: focal lenght) dargestellt wird. So ergeben sich für eine Blendenöffnung mit 1/4 der Brennweite folgende Schreibweisen: 1:4, f:4, 1/4, f/4 oder auch kurz F4.


Blendenstufe
Mit jeder Blendenstufe halbiert sich die Fläche der Öffnung. Die Blendenzahl erhöht sich dabei um den Faktor 1,4, was der Quadratwurzel von 2 entspricht. Der Sprung von zwei Blendenstufen erfolgt durch den Faktor 2.
© Uwe Artmann

Blendenstufen

Prinzipiell könnten die Konstrukteure die Stufen, in denen der Benutzer die Blende einstellen kann, beliebig definieren. Um es für den Fotografen zu vereinfachen, wurde eine internationale Blendenreihe normiert. Bei Blende 1 ist die Öffnung so groß wie die Brennweite. Jede weitere Stufe entspricht einer Halbierung der Lichtmenge, die das Objektiv transmittiert.

Nun muss man aufpassen: In die Berechnung einer Kreisfläche geht der Radius zum Quadrat ein, daher bedeutet die Halbierung des Radius nicht die Halbierung der Fläche, sondern die Reduktion auf ein Viertel. Die normierte Blendenreihe baut sich daher immer mit Stufen von 1,4 auf, was der Quadratwurzel von 2 entspricht. Zwei Stufen entsprechen dann wiederum dem Quadrat von 1,4 - also 2. Zwei Beispiele: Der Sprung von Blende 4 auf 5,6 entspricht also einer Stufe (4 x Wurzel(2) = 5,6), ein Sprung von Blende 4 auf 8 zwei Stufen (4 x 2 = 8).

Blendenflecken
Bei starker Einstrahlung ins Objektiv kommt es zu Blendenflecken, d.h. Licht wird von der Blende reflektiert und taucht als farbiger Fleck auf. Die Größe der Blendenöffnung wird so sichtbar (li.: Blen-de 22, re.: 4,5).
© Uwe Artmann

Einfluss aufs Bild

Die Wahl der Blende hat verschiedene Konsequenzen. Die primäre ist die Regulation der Lichtmenge, die zur Bildentstehung beiträgt. Wird die Blende geöffnet, trifft mehr Licht auf den Sensor. Im Zusammenspiel aus Belichtungszeit und Empfindlichkeit wird somit die Belichtung gesteuert. Eine große Blendenöffnung erlaubt auch Aufnahmen bei wenig Licht.

Die relative Blendenöffnung hat aber auch Einfluss auf das entstehende Bild. Je kleiner die Blendenzahl, desto größer die Öffnung und desto kleiner die Schärfentiefe. Für gestalterisches Spielen mit der Schärfe ist es also interessant, dass die Blende möglichst weit geöffnet werden kann. Allerdings sind die Abbildungsleistung des Objektivs und das Auftreten von Abbildungsfehlern ebenfalls stark abhängig von der gewählten Blende.

Lichtstärke

Die Lichtstärke eines Objektivs beschreibt, wie groß die maximale Öffnung im Vergleich zur Brennweite ist. Es handelt sich dabei also um die kleinste einstellbare Blendenzahl. Für den Fotografen ist es meist interessant, ein möglichst lichtstarkes Objektiv zu verwenden. Durch den Zusammenhang von Blendenzahl und Brennweite geht eine größere Lichtstärke aber auch mit einer größeren Objektivkonstruktion einher. Je größer die Brennweite, desto größer muss das Objektiv werden, um auch lichtstark zu sein, was das Objektiv groß, schwer und meist teuer macht.

Kaufberatung: Objektiv kaufen - was Sie wissen müssen

Wenn bei einem Zoomobjektiv die Brennweite variiert wird, bleibt die maximale Öffnung oft gleich, daher muss in Kauf genommen werden, dass die Lichtstärke bei einem Zoomobjektiv mit steigender Brennweite sinkt. So weisen die meisten Kompaktkameras und viele kompakte Objektive eine mitunter deutlich geringere Lichtstärke in der Teleposition als in der Weitwinkelposition auf.

Schärfentiefe
Die Blende im Objektiv ist ein starkes Gestaltungselement. Die Schärfentiefe hängt von der Blende ab und kann ein Motiv stark beeinflussen.
© Uwe Artmann

Schärfentiefe

Durch Abblenden wird die Lichtmenge reduziert, aber die Schärfentiefe vergrößert. Als Schärfentiefe bezeichnet man den Bereich, der vom Beobachter als "scharf" empfunden wird. Die ideale Fokussierung erfolgt nur auf einer sehr schmalen Ebene. Abhängig von Blende, Brennweite und der je nach Sensor und Betrachtungsbedingung erlaubten Toleranz wird auch ein Bereich vor und hinter der Fokusebene als scharf empfunden.

Durch das Steuern der Blende kann dieser Bereich verkleinert oder vergrößert werden. Da es für ein helles Sucherbild oder eine rauscharme Voransicht auf dem Display wichtig ist, dass möglichst viel Licht durch das Objektiv gelangt, wird die Blende von der Kamera meist erst für die Aufnahme geschlossen.

Ratgeber: So funktionieren moderne Objektive

Während der Betrachtung durch den Sucher bzw. auf dem Display, ist die Blende geöffnet. Da die Blende aber einen starken Einfluss auf die Schärfentiefe hat, besitzen viele Kameras eine Abblendtaste. Mit Drücken der Taste wird die Blende auf die eingestellte Arbeitsblende geschlossen, die Schärfentiefe kann nun beurteilt werden. Bei optischen Suchern wird dabei allerdings auch das Sucherbild deutlich dunkler. Hier sind elektronische Sucher klar  im Vorteil, da das Bild durch Nachregelung wieder aufgehellt wird.

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