Kaufberatung 2019

Spiegellose Systemkamera: Darauf sollten Sie beim Kauf achten

17.12.2019 von Reinhard Merz

Die meisten nenneswerten Innovationen bei den Systemkameras betreffen die Spiegellosen - und nicht die DSLR. Wer heute neu in die Fotografie mit Wechselobjektiven einsteigt, findet bei Fujifilm, Olympus, Sony, Canon und Co. viele Gründe für den Kauf einer spiegellosen Systemkamera. Wir geben eine umfassende Kaufberatung. Stand: Dezember 2019.

ca. 6:25 Min
Vergleich
VG Wort Pixel
  1. Spiegellose Systemkamera: Darauf sollten Sie beim Kauf achten
  2. Ausstattung, Bildqualität und Zubehör
Spiegellose Systemkamera kaufen Fujifilm X-E2S
Handlich, qualitativ und modisch: Spiegellose Systemkameras vereinen viele Eigenschaften, die Käufer von einer modernen Kamera erwartetn. Hier im Bild: Die Fujifilm X-E2S.
© Fujifilm

Seit 2008 sind spiegellose Systemkameras am Markt und haben sich in der Zwischenzeit als goldener Mittelweg zwischen den digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) und den Kompaktkameras etabliert - und schicken sich jetzt an, den DSLR-Kameras endgültig den Rang abzulaufen.

Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale: DSLRs werden vor allem von Profis und ambitionierten Fotoamateuren gekauft, wegen ihrer Robustheit und der guten Bildqualität. Ihre Nachteile: Sie sind groß und relativ schwer, zudem muss man oft ein paar - mitunter ebenfalls große und schwere - Objektive mitschleppen. Und: Eine gute DSLR-Ausrüstung kostet mitunter richtig viel Geld. Muss sie aber gar nicht! Eine brauchbare Einsteigerkamera mit APS-C-Sensor und einem Kit-Objektiv ist schon für rund 500 Euro zu haben. DSLR-Preise sind prinzipiell im Sinkflug.

Kompaktkameras mit fest eingebautem Objektiv stehen dagegen für unbeschwerten Fotografierspaß. Sie passen in jede Hemd- oder Jackentasche, so hat man sie immer dabei und es entgeht kein Schnappschuss mehr. Ihr größtes Manko ist die Bildqualität. Sie ist dadurch beschränkt, dass kleinere Sensoren zum Einsatz kommen und auch wenn sich die Lücke mit den 2/3- oder 1-Zoll-Sensoren verringert hat, bleibt dies vor allem bei höheren Empfindlichkeiten deutlich.


Dazwischen also spiegellose Systemkameras. Keine ist so klein, in eine Hemdtasche zu passen, trotzdem sind sie leichter und handlicher als eine ausgewachsene DSLR - der sie aber bei der Bildqualität oftmals ebenbürtig sind.

Sie stehen vor der Kaufentscheidung für eine Spiegellose? Die colorfoto-Redaktion hat die wichtigsten Kriterien für Sie zusammengestellt.

Auf dem Weg zum Standard

Seit Jahren können die spiegellosen Systemkameras ihren Anteil in einem schrumpenden Markt kontinuierlich ausbauen. Ihr großes Plus: Mit ihren kleinen Abmessungen und geringem Gewicht sind sie viel eher dazu prädestiniert, dass man sie oft dabei hat. Trotzdem sind sie vollwertige Systemkameras, die mit Wechselobjektiven und umfangreichem Zubehör für jede denkbare fotografische Aufgabe gerüstet sind.

Statt einem Spiegel nutzen sie das Signal des Bildsensors, um zu fokussieren und richtig zu belichten. Vor allem höherwertige Modelle leiten dieses Bild zusätzlich an einen Sucher weiter (elektronischer Sucher), andere verzichten ganz darauf oder man muss ihm zum Aufstecken als Zubehör kaufen.

Die Elektronik ersetzt aber nicht nur den fehlenden Spiegel, sondern bietet auch viele Funktionen, die mit Spiegel nur eingeschränkt möglich sind, zum Beispiel Vorschaufunktionen für die eingestellten Bildeffekte. Und vor allem bei der Videofunktion haben sie gegenüber den klassischen DSLR oft die Nase vorn auch beim Autofokus laufen sie den Spiegelreflexmodellen immer mehr den Rang ab.

verkaufszahlen systemkameras deutschland 2018
Die Entwicklung von Verkaufszahlen von DSLRs und spiegellosen Systemkameras in Deutschland bis 2018.
© Photoindustrie-Verband e.V.

Im Aussehen erinnern die Systemkameras ohne Spiegel an die Messsucher-Kameras analoger Tage. Und genauso, wie gute Messsucher-Kameras es durchaus mit einer DSLR aufnehmen konnten, liefern auch ihre digitalen Nachfolger in allen Aufnahmesituationen weitaus bessere Bildqualität als eine Kompaktkamera. Und wie bei DSLR tritt dieser Qualitätsvorsprung vor allem dann zutage, wenn wenig Licht zur Verfügung steht. Und Sie können die Bilder nicht nur im komprimierten JPG-Format speichern, sondern auch ohne Qualitätsverlust als RAW-Dateien.

Und trotzdem kann man genauso unbeschwert damit fotografieren, wie mit einer Kompakten. Was man beachten sollte: Mit dem Kameragehäuse legt man sich auf ein System fest, denn wie bei den DSLR hat fast jeder Hersteller ein eigenes Anschlusssystem, um Objektiv und Kameragehäuse zu verbinden. Man kann Objektive also nur innerhalb eines Systems wechseln, nur Olympus und Panasonic nutzen einen gemeinsamen Standard (Micro-Four-Thirds).

Umgekehrt kann man innerhalb eines Systems die Kamera meist problemlos ersetzen, ohne gleich den ganzen Objektivpark mit austauschen zu müssen. Man sollte ein Kameragehäuse also nach den augenblicklichen Bedürfnissen kaufen und nicht zu weit in die Zukunft spekulieren. Aber Achtung: Es gibt Hersteller mit mehreren Systemen (z.B. Leica), die untereinander nur eingeschränkt kompatibel sind.

Sensorgrößen
Vergleich verschiedener Sensorformate. Bei spiegellosen Systemkameras kommen vor allem drei Größen zum Einsatz.
© Reinhard Merz

Welches Sensorformat?

Je größer der lichtempfindliche Sensor in der Kamera ist, desto rauschärmer und lichtempfindlicher ist er bei vergleichbarer Auflösung. Und auch innerhalb der spiegellosen Systemkameras gilt: Je größer, desto besser. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kommen hier diese Sensorgrößen zum Einsatz:

  • Das Mittelformat markiert das obere Ende des Marktes und richtet sich an Profis. Hier ist Fujifilm mit seinem G-System der Vorreiter - etwa der Fujifilm GFX 50S.
  • Das Vollformat ist für Fortgeschrittene und Profis interessant und kommt zum Beispiel bei den Sony-Modellen der Alpha-7-Serie zum Einsatz. Seit 2018 spielen auch die Serien Nikon Z und Canon EOS R in dieser Liga mit, 2019 folgte Panasonic mit der Lumix-S-Serie. Dazu sind auch die Kameras von Leica (M, M9, M-E und M Monochrom etc.), die schon ohne Objektive mehrere tausend Euro kosten und deshalb hier außer Konkurrenz laufen, mit einem Vollformatsensor ausgestattet.
  • Das APS-C-Format, das auch bei vielen DSLRs verwendet wird, nutzen zum Beispiel Canon (EOS-M), Fujifilm (X-Pro 2, X-E3, X-T2 ...), Leica (T), Pentax (K-01) und Sony (Alpha 5000-, 6000-Serie).
  • Olympus (Pen-Modelle und OM-D E-M10, OM-D E-M5, OM-D E-M1 Serien ...) und Panasonic (GH5, GX8, G70, GX80 ...) setzen auf das kompaktere Four-Thirds- und Micro-Four-Thirds-Format.
  • Nikon nutzte für seine Nikon-1-Serie (J5, AW1, V3 ...) das noch kleinere CX-Format (1-Zoll).

Die Formatvorteile größerer Sensoren kommen vor allem bei ungünstigen Lichtverhältnissen zum Tragen. Schauen Bilder im Format DIN A4 bei einer Empfindlichkeit von jeweils ISO 100 noch durchaus vergleichbar aus, liegen bei ISO 1.600 deutliche Unterschiede zwischen Vollformat und 1-Zoll-Format. Umgekehrt erlauben kleinere Sensoren natürlich eine noch kompaktere Bauweise.

Die Auflösung der Systemkameras liegt üblicherweise zwischen 10 und 24 Millionen Pixeln (Megapixel, MP), die Sony Alpha 7R II bringt gar einen 42-Megapixel-Sensor an den Start, die Alpha 7S II bei gleicher Sensorfläche nur 12 Megapixel. Wenn auf einer größeren Fläche weniger Pixel angeordnet sind, reduziert das zwar die Auflösung ein wenig, dafür ist jeder einzelne Pixel etwas größer. Das ermöglicht bessere Bilder bei ungünstigen Lichtverhältnissen.

Unabhängig vom Format sind Sensoren sehr staubempfindlich - dunkle Flecken auf dem Bild zeugen von Staub auf dem Sensor. Manche Kameras bieten deshalb die sinnvolle Funktion, den Sensor mittels Ultraschall zu reinigen.

Mit oder ohne Spiegel
Mit oder ohne Spiegel: Die Unterschiede
© Panasonic

Mit oder ohne Sucher?

Einige Systemkameras haben einen eingebauten Sucher, anderen fehlt er. Konstruktionsbedingt sind die eingebauten Sucher hier immer elektronisch - nicht optisch wie bei vielen DSLR (siehe Abbildung). Für manche Kameras gibt es zudem optische Sucher zum Aufstecken. In den allermeisten Situationen kommt man ohne Sucher aber genauso gut zurecht. Es hängt viel mehr von der Verwendung ab. Viele Fotografen sind es einfach gewohnt, in einen Sucher zu schauen.

Ist kein Sucher vorhanden, fungiert das Display als Sucher beim Fotografieren. Es sollte deshalb groß sein - 3 Zoll Minimum - und auch eine hohe Auflösung ist wichtig. Denn nur dann erscheinen Motive und Fotos wirklich scharf. Bei der Pixelzahl gelten 153.300 RGB-Pixel (Bildpunkte in den Farben Rot, Grün und Blau) mittlerweile schon als Untergrenze. Gute Displays bieten mit 307.000 RGB-Pixeln das Doppelte und das macht sich in deutlich schärferen Einstellbildern bemerkbar.

Fujifilm XT-2 OLED Sucher
OLED-Sucher in spiegellosen Systemkameras werden immer besser. Das Modell in der Fujifilm X-T2 bietet eine hohe Auflösung von 786.666 RGB-Bildpunkten und eine effektive Vergrößerung von 0,77-fach.
© Fujifilm

Zusätzliche weiße Pixel sorgen für mehr Helligkeit, damit es auch bei Sonnenlicht im Freien besser zu erkennen ist. Idealerweise lässt sich die Helligkeit in Stufen regulieren, die nicht zu nah beieinander liegen sollten. Das schaffen nicht alle Modelle, hier lohnt auf jeden Fall ein Test vor dem Kauf.

Bei manchen Digitalkameras kann man das Display in mehrere Richtungen drehen. So sind zum Beispiel Überkopfaufnahmen und Fotos in Bodennähe einfacher möglich, ohne sich den Hals zu verrenken. Ist das Display um 180 Grad nach oben klappbar sind Selbstporträts unter Sichtkontrolle möglich.

Auch bei den Systemkameras sind berührungsempfindliche Touchscreens im Kommen, mit deren Hilfe die Kamera komplett bedient wird.

Autofokus

Um Motive zu fotografieren, die sich schnell bewegen - wie spielende Kinder oder ein rasantes Sportereignis -, brauchen Sie eine schnelle Kamera. Oder anders gesagt eine Kamera mit möglichst kurzer Auslöseverzögerung. Das ist die Zeit, die zwischen dem Druck auf den Auslöser der bereits eingeschalteten Kamera und der Aufnahme vergeht. Auch beim Einschalten sollte die Kamera möglichst schnell startklar sein, damit Sie kein unerwartetes Motiv mehr verpassen. Vorbei sind die Zeiten, als DSLR-Kameras mit Phasen-Autofokus hier den Takt vorgaben.

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Zum schnellen Auslösen gehört auch ein schneller und präziser Autofokus. ColorFoto misst diese Zeit sowohl bei hellem Licht als auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Die Werte in den Testberichten geben Ihnen sehr präzise Informationen über diese Kameraeigenschaften. Autofokuszeiten unter 0,3 s sind sehr gut, oberhalb von 0,5 s wird die Verzögerung deutlich spürbar. Solche Kameras sind für die Actionfotografie dann nur noch sehr eingeschränkt verwendbar.

Bei der Serienbildfunktion können spiegellose Sytemkameras ihre konstruktionsbedingten Vorteile ausspielen. Einsteigermodelle schaffen drei bis vier Bilder pro Sekunde und halten das für wenige Sekunden durch. Manche Kameras schaffen bis zu 60 Bilder pro Sekunde. Achten Sie bei Angaben der Bilderzahl aber darauf, dass die Bilder mit voller Auflösung aufgezeichnet werden können. Manche Hersteller bieten nämlich auch eine Serienbildfunktion mit reduzierter Auflösung. Das erhöht das Tempo, reduziert aber die Bildqualität.

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